Stürme, Waldbrände, Fluten und Starkregen – solche Katastrophen kennt man auf der Baar mittlerweile nicht nur aus dem Fernsehen. Tatsächlich steigt die Häufigkeit, in der solche Ereignisse tatsächlich auch hier direkt vor der Haustür passieren. „Diese Themen haben durch die vergangenen Monate eine gewisse Dynamik erfahren. In diesem Ausmaß hätte das keiner erwartet“, sagt Oberbürgermeister Erik Pauly. „Deshalb ist es wichtig, auf entsprechende Krisensituationen vorbereitet zu sein.“ In den nächsten zehn bis 20 Jahren werde man immer mehr mit solchen Ereignissen zu tun haben, so Pauly.
Proben für den Ernstfall
In dieser Hinsicht habe man gelernt, dass es nicht hilfreich sei, im Moment der Katastrophe erst überlegen zu müssen, was dann getan werden müsse: „Die Strukturen müssen bereits geschaffen sein, dann muss es schnell gehen“, so Pauly weiter. Und in diesem Bereich sei die Stadt schon gut aufgestellt – und bereite sich auch weiter darauf vor. Etwa mit entsprechenden Schulungen für das städtische Personal – und Übungen, bei denen der Ernstfall geprobt werde.
Kommunen auch gefordert
„Es ist ein Irrglaube, dass Kommunen im Katastrophenfall nicht gefordert sind“, sagt Pauly. Auch wenn grundsätzlich der Katastrophenschutz beim Landratsamt angesiedelt sei, wolle man daher bei der Stadt bestmöglich vorbereitet sein. So gebe es für den Ernstfall bei der Stadt eine sogenannte Stabsdienstordnung: „Mit ihr können wir schnell einsatzbereit sein – ohne vorher großartig überlegen zu müssen. Und nicht zuletzt müsse auch jeder einzelne Bürger seinen Teil dazu beitragen – sich etwa zu informieren.
Deren Struktur sei zwar von jener der Verwaltung getrennt, man wolle aber dennoch nicht alle Kompetenzen „wild durcheinanderwürfeln“, so Pauly. Die wichtige Öffentlichkeitsarbeit werde daher etwa bei einem wirklichen Ereignis eben auch von der Pressestelle des Rathauses übernommen.
Stab und Blaulicht
Besonders wichtig sei dann auch das Zusammenspiel zwischen dem Rathaus, als Koordinationsknotepunkt für den Stab, und den Einsatzkräften: „Das Blaulicht vor Ort hat den Hut auf. Im Hintergrund sind wir dann zuständig, um zu unterstützen“, erklärt Andreas Dereck. Er ist der Leiter des Amtes für Öffentliche Ordnung in Donaueschingen – und hat die Vorbereitung im Katastrophenschutz sehr forciert.

Wie erfahren, was passiert?
„Seit 2018 haben wir eine komplett neue Stabsdienstordnung. Und jede Minute, die wir dadurch im Ernstfall sparen, ist sinnvoll. Dann darf nicht diskutiert werden, die Abläufe müssen klar geregelt sein“, erklärt er. Das bedeutet, es müsse geklärt werden, wer genau den Kontakt zu Feuerwehr, Polizei und den Rettungsdiensten hält. „Die Lagedarstellung ist für den Stab besonders wichtig. Nur dann kann auch entsprechend reagiert werden“, sagt Dereck. Daher sind damit auch meist Leute mit entsprechendem Fachwissen betraut: „Jemand von der Feuerwehr verfügt etwa über das Wissen, eine ordnungsgemäße Lagebeurteilung abzugeben.“ Dafür stelle die Feuerwehr drei externe Personen, die das übernehmen. Entscheidungen werden dann immer abgestimmt.
Schnell informieren
Bei einem größeren Schadensereignis sei besonders wichtig, dass die Bevölkerung schnell informiert werde: „Etwa über Einrichtung eines Bürger-Telefons, das schnelle Antworten geben kann. Wenn etwa irgendwo Chemikalien verbrennen, dann muss schnell raus, ob die Leute die Fenster schließen müssen“, erklärt Dereck. Teile dieser Struktur haben auch schon zu Beginn der Corona-Pandemie gegriffen, wenn auch nicht über alle Instanzen hinweg: „Das Bürgertelefon als Info-Hotline war sofort in Betrieb, ebenso gingen täglich Informationen zum Stand der Dinge nach draußen.“

Und wie kann die Bevölkerung noch gewarnt werden?
Da gibt es ja die althergebrachten Sirenen. Erst abgeschafft scheinen sie jetzt wieder eine Art Renaissance zu erleben: „Das kommt jetzt wieder auf“, sagt Dereck. Möglicherweise als eine Art „Wachmacher“ für die Bevölkerung, um sich danach weiter zu informieren. Dann gebe es auch die Nina Warn-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Mit der Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz Warn-App Nina, erhalten Nutzer wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen wie zum Beispiel Gefahrstoffausbreitung oder einen Großbrand.
Wichtig auch der Aspekt der Dokumentation: „So können wir später nachweisen, wann, von wo, welche Information gekommen ist – und was damit gemacht wurde“, so Dereck.