Schwere Regenfälle, die zu steigenden Fluten geführt haben, sind es, die weiter ganz Deutschland beschäftigen. Was die Wassermassen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen angerichtet haben, beschäftigt auch in Donaueschingen. Dort hatte man in den vergangenen Tagen auch mit Unwettern zu tun. Nicht so stark wie jene im Katastrophengebiet, dennoch hat es der Feuerwehr rund 15 Einsätze an einem Tag beschert.

Das könnte Sie auch interessieren

Hochwasser ist Thema

Und auch in der Sitzung des Donaueschinger Gemeinderates spielte das Unwetter eine Rolle. Nicht auf der Tagesordnung, sondern in direkt vorgetragener Sorge. Gleich zu Beginn der Sitzung und auch wieder an ihrem Ende. Der frühere Wolterdinger Diakon Ekkehard Günter trat in der Sitzung ans Mikrofon: „Heute stand im SÜDKURIER: Starkregen führt zu Überflutungen, Feuerwehr war an 15 Stellen im Einsatz. In Heidenhofen war der Regen besonders heftig.“

Fragen an die Stadt

Günter wollte von der Verwaltung wissen: „Wenn wie in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Regenmengen zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter fallen, ist der Hochwasserdamm im Bregtal noch ausreichend?“ Er wies auf die Fehler hin, die bei den großen Überflutungen im Nordwesten gemacht wurden: „Der Deutsche Wetterdienst hat drei Tage vorher die Bevölkerung in NRW gewarnt. Es hätten 179 Tote verhindert werden können – wenn evakuiert worden wäre.“ Er wollte wissen, wer in Donaueschingen für den Katastrophenschutz zuständig sei: „Wird er vom Landratsamt gewarnt? Wie ist die Warnung geregelt und warum gibt es keine Sirenen mehr?“ Und außerdem: „Wie hat die Stadt Donaueschingen Vorsorge getroffen?“ Bei den Fragen wolle die Stadt versuchen, sie im Detail zu bearbeiten.

Das könnte Sie auch interessieren

Das sagt der OB

„Wir sind alle schockiert darüber, was in NRW passiert ist. Niemand hätte gedacht, dass das möglich ist“, sagte Oberbürgermeister Erik Pauly. Ob so etwas auch in Donaueschingen möglich sei? „Ich würde nie sagen, dass es hier nicht passieren kann“, so Pauly weiter. Auch in Donaueschingen habe man eine starke Betroffenheit bei Hochwasser. „Das ist ein großes Thema in der Stadt und wir sind schon lange in dieser Vorplanung.“ Da biete das Hochwasserrückhaltebecken bei Wolterdingen eine große Schutzwirkung: „Das Problem in NRW war, dass die Flut auf einen Schlag kam. Hier könnte das Rückhaltebecken eine Verzögerung bringen. Das ist ein immenser zusätzlicher Schutz.“ Auch an anderer Stelle seien entsprechende Maßnahmen getroffen: „Die Renaturierung und wir haben den großen Damm in Aufen gebaut.“

Das könnte Sie auch interessieren

Die Zuständigkeit liege beim Landratsamt, allerdings sei man schon seit drei bis vier Jahren dabei, in Donaueschingen entsprechende Stäbe aufzubauen. Es finden auch große Übungsszenarien statt, bei denen diese Stäbe für den Ernstfall üben. „Alle Feuerwehr-Wachen sind mit Notstrom-Aggregaten ausgestattet“, so Pauly. Und auch die Sirenen gebe es teilweise noch. Man rechne mit Katastrophen: „Daher muss man sich vorbereiten, wenn die Zeit reif ist.“

Im Februar wird das Hochwasserrückhaltebecken bei Wolterdingen eingestaut, die Landstraße wird geflutet.
Im Februar wird das Hochwasserrückhaltebecken bei Wolterdingen eingestaut, die Landstraße wird geflutet. | Bild: Anita Reichart

Anderer Umgang mit Wassermassen

Wie sehr das Thema unter den Nägeln brennt, zeigte sich dann später in der Sitzung: „Bei diesen Starkregenfällen ist es dringend notwendig, sich das einmal genauer anzuschauen“, sagte Pfohrens Ortsvorsteher Gerhard Feucht. Die Kanäle seien nicht das Problem, sondern die vielen Gräben, die nicht unterhalten werden: „Die Pflege und Wartung der Gräben ist wichtig.“ Regen, wie man ihn früher nur alle drei Jahre hatte, komme jetzt zwei bis vier Mal im Jahr. „Wir müssen den Umgang mit diesen Wassermassen neu denken“, so Feucht. Im Moment seien alle sehr sensibilisiert bei diesem Thema: „Auch in Pfohren hatten wir Probleme – und das auf dem Berg.“

Das könnte Sie auch interessieren

Starkregenrisiko-Management

„Wir sind am Thema dran“, stimmte Tiefbauamtsleiter Dirk Monien dem Ortsvorsteher zu. Beim akuten Ereignis könne man nur erste Hilfe leisten, „aber wir müssen präventiv was tun.“ Und das wolle man konkret auch schon im kommenden Haushalt auftauchen lassen: „Starkregenrisikomanagement ist ein sehr präsentes Thema“, so Monien. Vor bestimmten Einschlägen sei man nie ganz sicher, so der OB. „Aber wir tun viel bei der Krisenprävention. Wir bauen etwa für viel Geld eine zusätzliche Trinkwasser-Versorgung neben der Gutterquelle auf“, so Pauly.

Oberbürgermeister Erik Pauly (links) und der Leiter des Wasserwerks Kai Baudis freuen sich im April über den Baubeginn der ...
Oberbürgermeister Erik Pauly (links) und der Leiter des Wasserwerks Kai Baudis freuen sich im April über den Baubeginn der Förderleitungen zwischen Gutterquelle und dem neuen Tiefbrunnen auf der Ruckhalde. Eine Investition in den Katastrophenschutz, wie die Stadt betont. | Bild: Jennifer Schwörer

„Auch wenn wir es nicht mehr hören können: Bei jeder Entscheidung, die wir hinsichtlich irgendwelcher Flächen treffen, müssen wir diese Lage bedenken“, sagte Grünen-Fraktionschef Michael Blaurock: „Es wird uns zunehmend treffen, ob Hitze, Dürre, Waldprobleme.“ Man müsse nicht nur präventiv agieren, sondern auch auf politischer Ebene.

Sirenen wieder in Gang bringen

SPD-Stadtrat Peter Rögele verwies auf die Warn-App Nina, die bei den Ereignissen bundesweit versagt habe: „Bei uns gibt es keine intakte Sirenen-Anlage. Es gibt ein Bundesprogramm, sie wieder instand zu setzen. Es wäre eine Überlegung, sie an zentralen Stellen zu installieren.“ Auch an diesem Thema sei man dran, so der OB.