Gerret Dreher ist Brauer in der Ausbildung. Die absolviert er bei der Fürstenberg-Brauerei in Donaueschingen. Und das ist kein Zufall. Doch zuerst hatte er mit 16 Jahren in seiner Heimatstadt Reutlingen eine Ausbildung zum Lagerlogistiker begonnen und abgeschlossen.

„Ich hatte zwar schon früh festgestellt, dass das nicht mein Traumberuf sein wird, wollte aber unbedingt den Abschluss machen und auch etwas in dem Beruf arbeiten“, sagt der heute 21-Jährige.

Begeisterung für das Brauen war früh da

Schon als Jugendlicher hatte er im Elternhaus bei der jährlichen Moste mitgeholfen und gespürt, dass er später etwas in dieser Richtung machen möchte. Allerdings war damals in seinem nahen Umfeld nach dem Realschulabschluss nichts Passendes zu finden.

Marco Punke, Leiter der Qualität, ist im Team zuständig für die Ausbildung.
Marco Punke, Leiter der Qualität, ist im Team zuständig für die Ausbildung. | Bild: Hans-Juergen Goetz

2021 war es dann aber so weit: Seine Bewerbung für eine Ausbildung im Brauhandwerk wurde in Donaueschingen angenommen. „Uns kommt es nicht ausschließlich auf gute Noten an. Viel wichtiger ist, dass die jungen Menschen für das Thema brennen“, erklärt Marco Punke, Leiter der Qualität bei der Fürstenberg-Brauerei. Er ist im Team für die Ausbildung zuständig.

Abwechslungsreiche Lehre

„Mir macht die Ausbildung riesigen Spaß. Es ist genau das Richtige für mich“, sagt Gerret Dreher. „Hier lernen wir wirklich alles, vom Anpflanzen des Hopfens über das Mälzen und Brauen bis hin zur Abfüllung und Verkostung.“

In der Ausbildung wird der komplette Prozess des Bierbrauens erlernt. Der beginnt bei den Zutaten. Die Auszubildenden gehen hierzu für zwei Wochen zu einem Hopfenbauern an den Bodensee, damit sie den wichtigsten Grundbestandteil des Bieres genau verstehen.

Gerret Dreher bei der Arbeit an einem Kessel im alten Sudhaus.
Gerret Dreher bei der Arbeit an einem Kessel im alten Sudhaus. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Den Vorgang des Mälzens lernen sie dann in einer großen Mälzerei. Und den eigentlichen Brauvorgang zu Hause in Donaueschingen. Hier können sie in einer eigenen, kleinen Brauanlage auch eigene Rezepturen ausprobieren. Alle Arbeiten unterliegen strengsten Hygiene-Auflagen. Alles muss steril gehalten werden. Begleitende Laboruntersuchungen sind ebenfalls Bestandteil der Ausbildung.

Prozesse werden genau protokolliert

Alle Prozesse werden von Computern gesteuert und überwacht. Die Herstellung muss lückenlos protokolliert werden. Das Programmieren und Überwachen dieser Anlagen gehört deshalb ebenfalls zu den Lerninhalten. Ganz nebenbei erlernen die Auszubildenden den effizienten Umgang mit Energie, vom Dampf bis zum Strom, und die Verarbeitung aller Rohstoffe, vom Wasser bis zum Hopfen.

Gerret Dreher untersucht im Labor die Qualität einer Probe aus der Brauerei.
Gerret Dreher untersucht im Labor die Qualität einer Probe aus der Brauerei. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Am Ende der Prozesskette steht die Abfüllung in Flaschen und Edelstahlfässern. Auch das Zapfen eines frischen Bieres in das passende Glas muss ein Brauer lernen. Denn über den Genuss entscheidet nicht zuletzt die Zapfanlage beim Gastwirt. Erst, wenn dort alles zusammenpasst, kann der Biertrinker ein perfekt gebrautes Bier so genießen, wie sich der Brauer das gedacht hat.

Obwohl es durch das Schleppen von Schläuchen sowie Rollen von Edelstahlfässern vor allem eine körperliche Arbeit ist, fänden durchaus viele Mädchen und Frauen den Weg zu diesem Beruf.

Unterricht mit Kollegen aus aller Welt

Im Blockunterricht an der Berufsschule in Ulm tauscht man sich mit anderen Auszubildenden aus ganz Deutschland aus, zum Teil mit Kollegen aus aller Herren Länder. Auch in Donaueschingen gab es schon Auszubildende aus Honduras oder Japan, so Ausbilder Marco Punke.

Die deutsche Braukunst und das damit verbundene Reinheitsgebot stehen weltweit hoch im Kurs. So bieten sich für die Brauer vielfältige Möglichkeiten, fast überall eine Anstellung zu finden. Viele Brauer gehen später ein paar Jahre ins Ausland.

Gerret Dreher am Braukessel der Demonstrationsanlage.
Gerret Dreher am Braukessel der Demonstrationsanlage. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Wie in jedem Handwerk kann man später auch die Ausbildung zum Meister machen oder ein Studium beginnen. „Wir freuen uns, wenn unsere jungen Gesellen noch ein Studium anhängen. Vor allem hegen wir die Hoffnung, dass sie auch wieder zu uns zurückkommen. Wir suchen händeringend Fachleute“, erläutert Marco Punke die Situation.

Gerret Dreher bei der Arbeit an den großen Gär-Tanks.
Gerret Dreher bei der Arbeit an den großen Gär-Tanks. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Der Bierumsatz der Brauereien hat in den vergangenen Jahren zwar etwas abgenommen, gleichzeitig habe sich das Bierbrauen in manchen Kreisen zu einem Kult entwickelt. So entstehen immer mehr kleine Brauereien, die einen ganz speziellen, meist lokalen Markt bedienen. Ein einfacher Weg in die Selbstständigkeit.

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In der Brauerei gibt es während der Arbeit für alle genug zu trinken. Dabei herrscht allerdings striktes Alkoholverbot, das ist selbstverständlich. Jedem Arbeitnehmer stehen aber pro Monat sechs Kisten Bier oder andere Getränke kostenlos als sogenannter Hausschank zur Verfügung.

„Es ist praktisch, keine Getränke mehr einkaufen zu müssen. Meistens teile ich einiges davon mit Freunden und Familie, das schaffe ich gar nicht alleine“, schmunzelt Gerret Dreher. Was er nach seiner Lehrzeit als nächstes machen will, weiß er noch nicht. Jedenfalls stehen ihm im Brauhandwerk alle Türen und Möglichkeiten offen.