Waschen, Schneiden, Zupfen und Heißwachs in einem Elegance-Paket: Das kann sich frau beim Friseurbesuch durchaus vorstellen. Wenn aber auch noch die Bartrasur Eingang in dieses Inklusivangebot findet, verschiebt sich die Zielgruppe maximal.

Dieses Paket findet sich auf dem Aushang des Barber Shop Elegance ausgeschrieben, in dem seit Ende vergangenen Jahres nur Männer bedient werden. Yasin Abou Zeid und Ali Shikhi haben im früheren Modengeschäft von Margret Wagner an der Karlstraße nicht nur einen Wohlfühltempel für Männer eingerichtet, sondern auch ein Stück Orient auf die Baar gebracht.
Kritik aus der Branche
Beide stammen aus Syrien. Der 42-jährige Abou Zeid kam 2001 nach Deutschland. Zu seinem Kompagnon blicke er wie zu einem großen Bruder auf, sagt der 25-jährige Shikhi, der 2015 auf der Balkanroute nach Deutschland kam. Die Wege der beiden kreuzten sich nicht zufällig. Die Familien waren schon in Syrien befreundet.

Dort, wo Haar- und Bartpflege stilecht zelebriert wird, dominieren eine Holzvertäfelung, Spiegel und Bedienstühle mit Ledersitzen und vergoldeten Metallelementen: Hier kann König Kunde thronen.
Mit Feuer und heißem Wachs
In der Heimat der beiden Barbiere, die ihren ersten Shop vor genau einem Jahr in St. Georgen eröffnet haben, ist die Barbierstube ein Treffpunkt, wo Gespräche geführt und Getränke ausgeschenkt werden und wo Männer auf verschiedenste Art ihr Körperhaar verlieren. Da gibt es für die Körperbehaarung heißes Wachs zur Entfernung von Ohren- und Nasenhaare oder fürs ganze Gesicht; ferner ist Feuer im Einsatz, um die Ohren zu enthaaren. Mittels Fadentechnik werden Haare für einen längeren Zeitraum epiliert.
Ein Ausflug in die Geschichte
Während der Barbier beim Kopfhaar zwischen der völlig glatten Rasur und verschiedenen Restlängen einen Stilmix entwickelt, liegt sein besonderer Auftrag im Bart. Das Interesse an einem gepflegten Bart habe in allen Altersgruppen zugenommen, sagt Shikhi. „Mitunter ist der Bart sogar wichtiger als die Haare.“

Das Team startete Ende November. Mitte Dezember kam der Lockdown. Jetzt hat das Geschäft wieder geöffnet. Coronabedingt sind Rasuren und Bartpflege gegenwärtig nicht erlaubt. Möglicherweise wäre es nächste Woche wieder möglich, sagt Shikhi. Männer, denen ihr Bart lieb und teuer ist, setzten sich etwa alle zwei Wochen in den Bedienstuhl. Oder sie erwerben ein ganzes Paket an Pflegeartikeln, die dem Sortiment eines Damensalons nicht nachsteht.