Hans-Jürgen Kommert

Die Sturmtiefs „Sabine“ und „Bianca“, die im Winter im Schwarzwald große Schäden im Wald verursacht haben, stehen vor der Aufarbeitung. In den Revieren des von Forstamtsleiter Frieder Dinkelaker betreuten Gebiets rechnet man mit rund 150 000 Festmetern Sturmholz.

In Rohrbach, Schönenbach und Langenbach, wo lediglich Privatwaldbesitzer betreut werden, rechnet der zuständige Revierleiter Stefan Schultis mit rund 10 000 Festmetern, die von den Besitzern zügig aufgearbeitet würden. Im Forstrevier Furtwangen, das Revierleiter Richard Kugele betreut, rechnet dieser mit eher höheren Zahlen.

Große Schäden in Hochlagen

Tatsächlich sind die Sturmschäden in den Hochlagen am heftigsten, dazu zählt auch das Revier Furtwangen. Meine Schätzung liegt bei 12 000 bis 15 000 Festmeter fürs Gesamtrevier – das ist mehr als der Schaden, den der Sturm „Lothar“ an Weihnachten 1999 verursacht hat. Und der galt als die “legendäre„ Katastrophe der Waldwirtschaft in Mitteleuropa“, meint der erfahrene Forstmann Kugele.

Österreichischen Spezial-Truppe

Das Sturmholz in den betreuten Wäldern werde aktiv von Unternehmern aufgearbeitet, zumeist örtliche Stammunternehmer. Speziell in Furtwangen allerdings gibt es Ecken, wo man mit normalem Gerät kaum werde arbeiten können, so im Bereich des Kohlplatzes in Richtung Brend. Dort hat sich Richard Kugele die Hilfe einer österreichischen Spezial-Truppe gesichert. Diese arbeitet mit einem schweren Radbagger und einem sogenannten Seilkran.

Dieser Kran kann an einer Seite eines Taleinschnitts platziert werden, das Seil kann bis zu 800 Meter überspannen und wird an der Gegenseite gesichert, beidseitig wird es an sogenannten „Ankerbäumen“ befestigt. Dabei wird zunächst liegendes Holz von den Wurzeltellern getrennt und nur teilweise entastet, danach werden die Stämme einzeln oder zu mehreren an der Laufkatze des Krans befestigt, der sie dann zum Entasten an den Polter-Platz zieht, wo wiederum motormanuell , also mit Personal mittels Motorsägen, entastet wird. Mit dem Spezialbagger wird dann das Holz auf Polter verbracht.

Da der Seilkraneinsatz sehr teuer ist, wird er vor allem bei großflächigem Würfen eingesetzt, wo viel Holz am Stück aufgearbeitet wird. Zugleich sollte das gepolterte Holz zeitnah abgefahren werden, um wieder Platz zu bekommen. Teilweise, so die Förster, wird das Holz wieder auf Nasslager gebracht. Für Furtwangen liegt das nächstgelegene im Bereich Hammereisenbach.

Holz, das im Bereich der Rückegassen liegt, wird möglichst zeitnah von Forstunternehmern aufgearbeitet. Allerdings sei es in den Wäldern zurzeit noch viel zu nass für eine bodenverträgliche Aufarbeitung. „Die relativ schweren Maschinen würden enorme Schäden verursachen“, äußert sich beispielsweise Stefan Schultis dazu.

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Ziel sei dennoch, möglichst zeitnah die Sturmholzschäden aufzuarbeiten und damit auch die Wege wieder begehbar zu machen, zumal das Sturmholz auch Opfer des Borkenkäfers werden kann, wenn es zu lange liegt.

„Wir bitten die Bevölkerung darum, den Wald erst dann wieder zu betreten, wenn die Wege gesichert sind“, bitten die Forstleute um Verständnis.

Immer noch Lebensgefahr im Wald

Noch herrsche, auch aufgrund von so genannten „Hängern“, absolute Lebensgefahr. Davon seien auch die Menschen betroffen, die sich professionell mit der Aufarbeitung beschäftigen. Nach Sturmereignissen komme es immer wieder zu schweren Unfällen, die aufgrund des schieren Gewichts der Stämme nicht selten tödlich enden.

Eigentlich, so die Forstfachleute, handele es sich bei Sturmholz um erstklassiges Holz, zumeist B- und C-Sortierungen, die für den Abtransport gerichtet werden. Holz, auf das Sägewerke wie deren Abnehmer stehen. Da aber flächendeckend in wenigen Stunden so viel Holz dem Sturm zum Opfer fiel, was sonst den Hiebsatz von mehr als einem Jahr darstellt, sei der Preis extrem gefallen. Er liege derzeit rund 30 Prozent niedriger als noch 2018. Für Landwirte manchmal ruinös.