Bürgermeisterkandidat Thomas Braun ist fassungslos. Sichtlich geschockt steht der 50-Jährige vor seinem total demolierten Sandstrahlcontainer. Das wuchtige Heck eines tonnenschweren Radladers hat sich mit seinem Ballastgewicht samt Motorhaube in den Container gebohrt, dazwischen klaffen die zerborstenen Reste einer großen Gewerbemülltonne. „Ich kann das nicht glauben“, schüttelt Braun den Kopf.
Doch was ist passiert? Am Freitagabend war die Welt noch in Ordnung im Bereich der Gewerbehallen des Geisinger Fuhr- und Baggerunternehmens Wolfgang Kreuzer am Amtenstieg, unweit des Geisinger Bahnhofs. Dort hat der selbständige Haus- und Hofdienstleister Thomas Braun seit Jahren eine Halle gepachtet und hat dort auch seine Werkstatt und Stellplätze für Fahrzeuge und Geräte, die er von Berufs wegen so braucht. Als Braun am Samstagmorgen um 8.30 Uhr zur Halle kommt, trifft ihn fast der Schlag.

An drei Autos, darunter ein Ford-Oldtimer und ein Audi auf der Schwelle zum H-Kennzeichen, sowie ein VW Passat, sind die Scheiben eingeschlagen. An der Gewerbehalle der Firma Kreuzer sind acht Scheiben zertrümmert. Dann sieht Thomas Braun, der sich am Morgen eigentlich als Bürgermeisterkandidat in der Stadt mit den Bürgern unterhalten will, das ganze Ausmaß des Schadens: Der Radlader, der auf dem Hof parkte, steckt mit dem Heck im Sandstrahlcontainer, den Braun auch für seine Arbeit braucht.

Daneben der VW Passat mit zertrümmerten Scheiben und eingedellter Front. Er wurde genauso vom Radlader touchiert, wie ein großes Holzboot, das Braun mit seinem Team derzeit gerade für Deko-Zwecke herrichtet. Zudem liegen überall Scherben und ein großer schwarzer Müllcontainer wurde vom Radlader zwischen der Wand des Sandstrahlcontainers geradezu zerquetscht.

Braun verständigt nach eigenen Angaben um 9.18 Uhr die Polizei und ruft gute Freunde an, die auch rasch kommen und Braun unterstützen wollen. „Um 10.50 Uhr waren die Beamten aus Tuttlingen da und nahmen den Schaden auf“, berichtet Braun. Derweil entdecken Bekannte einen Mann auf dem Geisinger Postplatz, der im Verdacht stehen könnte, für die Zerstörungen verantwortlich sein zu. Gemeinsam mit der Polizei macht sich Braun in der Stadt auf die Suche nach dem mutmaßlichen Täter, den Braun nach eigenen Angaben auch kennt. „Ich habe ihm schon viel geholfen“, sagt Braun, der sich nicht vorstellen kann, was den Anlass zu dieser sinnlosen Tat gegeben haben könnte.

Die Besatzung eines Streifenwagens entdeckt den 42-jährigen Tatverdächtigen schließlich gegen 12 Uhr im Bereich des Geisinger Bahnhofs. Der Mann wird vorläufig festgenommen, zu den Tatvorwürfen befragt und schließlich nach der Feststellung seiner Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt. Das mutmaßliche Tatwerkzeug, eine Axt mit langem Stiel, findet die Polizei im Umfeld des Bahnhofs. Die Axt wird als Beweismittel sichergestellt.

Schaut man die Spuren der Gewaltexzesse an den Autos an, sieht man an den Beschädigungen der Scheiben, dass hier ein axtähnliches Werkzeug das Sicherheitsglas splittern ließ und zum Teil die Sicherheitsfolie zwischen den Scheiben aufgespalten hat. An einem Auto finden sich zudem Schuhabdrücke auf der Haube. Ob dieses Spuren zu den Schuhen des Tatverdächtigen passen, muss die Spurensicherung der Polizei aufklären.
Thomas Braun jedenfalls versteht die Welt nicht mehr. Gerade jetzt, wo er mitten im Bürgermeisterwahlkampf steckt, wird er Opfer einer derartigen sinnlosen Zerstörungsaktion. „Aber ich lasse mich nicht unterkriegen“, sagt Braun mit dem für ihn typischen Optimismus.
Erschüttert ist Peter Braun, der Vater des Geisinger Bürgermeisterkandidaten. Er ist genauso wie Brauns Ehefrau Ulrike und Tochter Klara zur Halle gekommen, um sich ein Bild von den Schäden zu machen.

„Das ist doch unglaublich, wer macht den so etwas Schwachsinniges?“, ärgert sich Peter Braun, als er den demolierten Audi sieht: „28 Jahre habe ich den Wagen gefahren, er ist mir so ans Herz gewachsen“, sagt Peter Braun und fügt hinzu: „Wir haben ihn als Jahreswagen damals bekommen, er hat mich nie im Stich gelassen.“ Obwohl Braun ein modernes Auto fährt, hat er den Wagen, mit dem er viele Erinnerungen verbindet, hergerichtet. „Er ist kurz davor, ein H-Kennzeichen zu bekommen“, so Peter Braun.
Der angerichtete Schaden ist beträchtlich. „Nach ersten Schätzungen beläuft er sich auf etwa 20 000 Euro“, sagte ein Polizeisprecher in Tuttlingen am Samstagnachmittag auf Anfrage des SÜDKURIER.
Die Polizei ermittelt nun unter anderem wegen Sachbeschädigung. Zur Aufklärung des Vorfalls hofft die Polizei auch auf Hinweise von Zeugen. Unter der Telefonnummer 07461/9410 können Beobachtungen gemeldet werden.