Im August vergangenen Jahres kam es zu einem tragischen Badeunfall im Riedsee II bei Hüfingen. Badegäste beobachten den Vorfall, mindestens zwei Männer versuchen dem Mann in seiner Not zu Hilfe zu kommen – doch ohne Erfolg. Der 52-jährige Mann ertrinkt vor den Augen der Badegäste. Doch selbst wenn die Helfer den ertrinkenden Mann rechtzeitig erreicht hätten, wäre eine Rettung ohne Hilfsmittel wohl schwierig geworden.
Baden auf eigene Gefahr
Der Riedsee II ist eigentlich kein Badesee, sondern ein Baggersee auf der Hüfinger Gemarkung, welcher gewerblich genutzt wird und in dem Kies abgebaut wird. Deshalb gibt es auf der Hüfinger Gemarkung keine Rettungsringe oder ähnliche Hilfsmittel. Schwimmen ist laut der Rechtsverordnung der Stadt Hüfingen nur auf eigene Gefahr an den mit Schildern ausgewiesenen Badestellen erlaubt. Nichtschwimmern ist das Baden sogar komplett verboten. Trotzdem tummeln sich gerade in den Sommermonaten viele Badegäste, um sich abzukühlen.
DRK schafft Rettungsmittel an
Zwar seien Badeunfälle laut Mete Ünal, Sanitäter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Hüfingen, eher selten. In den vergangenen zwei Jahren habe es in den Riedseen jedoch gleich zwei Vorfälle dieser Art gegeben – 2023 in Donaueschingen und 2024 in Hüfingen. „Uns war klar, dass wir etwas machen müssen“, sagt Mete Ünal.

Der DRK-Ortsverband in Hüfingen hat nach dem tödlichen Badeunfall im August 2024 die eigenen Fahrzeuge für den Ernstfall ausgerüstet: „Seit September sind die Fahrzeuge mit einer selbst aufblasbaren Rettungsboje und einer Wurfleine ausgestattet“, erklärt Mete Ünal. Dadurch könne das DRK-Personal im Notfall bei Badeunfällen helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben.
Bisher kamen die neuen Rettungsmittel noch nicht zum Einsatz. „Aber man fühlt sich sicherer, wenn man es dabei hat“, so Ünal. Wünschenswert für das Riedseeufer auf der Hüfinger Gemarkung wären laut Mete Ünal stationäre Rettungsringe und Notrufsäulen.
Zwar gibt es vonseiten der Stadt noch keine konkreten Pläne, das Hüfinger Riedseeufer mit Rettungsmitteln auszustatten. Jedoch beschäftigt sich die Stadt Hüfingen bereits seit vergangenem Herbst mit dem Thema, wie der Ordnungsamtsleiter Marcel Rebholz, berichtet.

Stadt prüft rechtliche Rahmenbedingungen
Die Stadtverwaltung hat eine Rechtsanwaltskanzlei damit beauftragt, die rechtlichen Rahmenbedingungen für Rettungsmittel am Riedsee auf der Hüfinger Gemarkung zu überprüfen. Im Herbst 2024 hat eine gemeinsame Ortsbegehung stattgefunden.

Die Kanzlei erstellt Rebholz zufolge derzeit ein Rechtsgutachten. „Darin wird alles zum Thema Riedsee noch einmal auf den Prüfstand gestellt“, erklärt der Ordnungsamtsleiter.
Wozu braucht es ein Gutachten?
Das Gutachten dient dazu, herauszufinden, was beim Thema Rettungsmittel am Riedseeufer auf der Gemarkung Hüfingen notwendig, aber auch rechtlich möglich ist, ohne dass der Riedsee II zu einem offiziellen Badesee wird und die Stadt zum Beispiel im Falle eines Unfalls haftbar gemacht werden könnte. „Sobald wir das Rechtsgutachten der Kanzlei vorliegen haben, können wir rechtssicher weiterarbeiten“, sagt Marcel Rebholz.
Wann das sein wird, sei derzeit noch nicht ganz klar, so der Ordnungsamtsleiter. Möglicherweise im Frühjahr, aber ob das Gutachten bis dahin tatsächlich fertig sein wird, hänge unter anderem vom Umfang ab, so Rebholz.
Vorerst kein Badesee-Konzept
Unklar ist ebenfalls, wie es mit der Idee, den Riedsee offiziell zu einem Badesee zu machen, weitergeht. Der Kiesabbau rückt nach Norden, was in Zukunft ein Badesee-Konzept ermöglichen könnte. Bei der Klausurtagung im vergangenen September hat sich der Hüfinger Rat unter anderem mit der Idee befasst. Ins Detail gegangen sei man dabei aber nicht, erklärt der Hüfinger Bürgermeister Patrick Haas. „Ich finde die Idee charmant“, sagt Haas. Derzeit hätten aber andere Dinge eine höhere Priorität.
Die Haushaltslage sei in allen Kommunen nicht einfach, und gerade bei Großinvestitionen müsse man sehr genau überlegen, wofür die Stadt ihre Mittel verwende. „Wir haben uns erstmal für andere Themen entschieden.“
Das Thema ist aber nicht vom Tisch, wie Bürgermeister Patrick Haas sagt: „Ich kann mir gut vorstellen, dass es in den nächsten Jahren irgendwann noch angegangen wird.“