Einen Tag vor Weihnachten 2024 hält ein Autounfall bei Hüfingen Rettungs- und Einsatzkräfte auf Trab: Eine Seniorin ist am 23. Dezember gegen 9.30 Uhr mit ihrem Auto auf der Hausener Straße auf Höhe des Lidl-Zentrallagers von der Fahrbahn abgekommen, ein Stück die Böschung des Bahndamms hinaufgerollt und dort zum Stehen gekommen.
Die Feuerwehr Hüfingen rückt mit drei Fahrzeugen aus, auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist kurze Zeit später mit Rettungswagen und fünf Helfern vor Ort. Die verletzte Seniorin wird mit dem Rettungswagen ins Schwarzwald-Baar-Klinikum gebracht.
Sanitäter vor Ort
Sanitäter Mete Ünal äußerte kurz nach dem Unfall gegenüber dem SÜDKURIER, dass er nicht verstehen könne, weshalb sich kein Verkehrsteilnehmer bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes um die verletzte und verängstigte Frau gekümmert habe, denn das havarierte Auto an der Böschung sei nicht zu übersehen gewesen.
Auch knapp zwei Wochen nach dem Einsatz ist Ünal immer noch erschüttert und lässt den Einsatz Revue passieren. „Dass niemand angehalten und der Dame geholfen hat, beschäftigt mich immer noch“, sagt er.
„Eigentlich ist man hier in der ländlichen Region doch hilfsbereit und anpackend. Wir sind hier ja nicht in einer anonymen Großstadt“, so Ünal. „Man muss sich immer vor Augen führen, dass man selbst oder Angehörige verunfallen und in einer kritischen Situation landen könnte“, sagt er.
Der Jura-Student ist seit zwölf Jahren ehrenamtlich als Sanitäter beim DRK aktiv. Er steht rund um die Uhr auf Abruf bereit und blickt schon auf mehrere tausend Einsatzstunden zurück.
Verpuffung auf dem Hüfinger Weihnachtsmarkt
Ein einschneidendes Ereignis hat Mete Ünal dazu bewogen, sich zum Sanitäter auszubilden: 2011 explodierte auf dem Hüfinger Weihnachtsmarkt eine Gasflasche, vier Personen wurden dabei verletzt.
Ünal selbst befand sich zum Zeitpunkt der Explosion neben dem Weihnachtsmarkt-Stand. Er wurde glücklicherweise nicht verletzt und packte als Ersthelfer bei der Versorgung der Verletzten mit an. „In diesem Moment war für mich klar, dass ich mich zum Sanitäter ausbilden lassen möchte.“
Die Angst, etwas falsch zu machen
Ünal erklärt sich die fehlende Hilfsbereitschaft bei dem Unfall am 23. Dezember mittlerweile damit, dass Autofahrer, die an einem Unfall vorbeifahren, Angst davor haben könnten, als Ersthelfer etwas falsch zu machen und deshalb gar nicht erst anhalten.
„Nichtstun ist der einzige Fehler und keine Option. Anhalten und helfen ist das Mindeste, was man in solch einer Situation von anderen Verkehrsteilnehmern erwarten kann“, so Ünal.
Unfallstelle absichern und Notruf wählen
Der Sanitäter rät generell dazu, dass man als Ersthelfer zuerst die Unfallstelle mit Warndreieck absichert, sich eine Signalweste anzieht, die 112 wählt und dem Unfallopfer zur Seite steht. „Man muss als Ersthelfer keine Wunder vollbringen.“
Man solle mit einer Decke den oder die Verunfallten einpacken, um eine Unterkühlung zu vermeiden, so Ünal. In kritischen Situationen helfe immer der Notruf weiter. „Der Disponent am Telefon gibt genaue Anweisungen, was zu tun ist und leitet detailliert Ersthelfer an.“
Zudem rät Ünal dazu, alle paar Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren, um die Kenntnisse aufzufrischen. Und er appelliert er an die Verkehrsteilnehmer: „Wer an einer Unfallstelle vorbeikommt, wo bereits Rettungskräfte im Einsatz sind, muss unbedingt die Geschwindigkeit drosseln und langsam und umsichtig an der Unfallstelle vorbeifahren.“