Was wird da im Hüfinger Rathaus ausgeheckt? Diese Frage stand im Raum, nachdem Michael Birk, Vorsitzender der Hüfinger Fischervereinigung, vor einigen Wochen einen Anruf von einem Planungsbüro erhalten hatte.

Birk wurde zum Thema Besucherlenkung und einer möglichen Photovoltaikanlage (PV) auf dem See befragt. Der Verein kümmert sich um das Gewässer und hat hier auch seinen Platz. Michael Birk wusste zu diesem Zeitpunkt von alledem nichts, wie er dem SÜDKURIER bestätigte.

Anfang März hakte dann im Gemeinderat Michael Steinemann vom Bürgerforum bei Bürgermeister Michael Kollmeier nach, was denn am Riedsee genau geplant sei, denn bis dato war auch er als Ratsmitglied nicht in etwaige Planungen eingeweiht. Gerüchte, dass Vereine ihren Platz am See möglicherweise räumen müssten, hatten die Runde gemacht.

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Der Bürgermeister gab daraufhin in der Sitzung bekannt, dass man auslote, ob am Riedsee eine schwimmende PV-Anlage möglich sei. Außerdem soll er von einer Fläche von 15 Prozent des Sees gesprochen haben und einer möglichen Verknüpfung mit der Nahwärme.

Gemeinderat und betroffene Vereine wissen von nichts

Angesprochen auf das Thema teilt der Bürgermeister gegenüber dem SÜDKURIER mit: „In der Gemeinderatssitzung am 2. März habe ich den Gemeinderat informiert, dass das Thema geprüft wird. Eine gewisse Rolle spielt das Thema denkbare PV-Anlage im Rahmen der von der Stadtverwaltung Hüfingen beauftragten Nutzungskonzeptes für den Hüfinger Riedsee.“

Dass Gemeinderäte und betroffene Vereine davon aus dritter Hand erfahren haben, hatte für Verunsicherung gesorgt. Wurden bereits vollendete Tatsachen in Sachen Natur- und Freitzeitraum Riedsee geschürt. Doch so schnell geht das alles nicht.

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Hüfingen prüft Möglichkeiten

„In der Stadt Hüfingen können wir bereits auf einen hohen Anteil regenerativer Energien verweisen. Mit 81 Prozent Anteil regenerativer Stromerzeugung haben wir eine gute Basis, um durch weitere Maßnahmen in den nächsten Jahren den Strombedarf von Gewerbe, Dienstleistungen und privaten Haushalten zu decken“, erklärt der Bürgermeister weiter.

Bürgermeister Michael Kollmeier bei seiner Neujahrsansprache.
Bürgermeister Michael Kollmeier bei seiner Neujahrsansprache. | Bild: Rainer Bombardi

Kollmeier spricht dann das Osterpaket der Bundesregierung an, das vor einem Jahr den PV-Ausbau wieder in den Fokus gerückt habe. Aus den darin von Minister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) aufgestellten Regelungen würde sich die Möglichkeit ergeben, Teilflächen von Seen für PV zu nutzen. „Dabei können aktuell bis zu 15 Prozent eines Sees für die Produktion von Sonnenstrom mit schwimmenden PV-Modulen belegt werden“, so Kollmeier. „Die Stadtverwaltung Hüfingen wird diese Möglichkeit prüfen.“

Schwimmt in diesem Bereich des Riedsees, der auf Hüfinger Gebiet liegt, bald eine Photovoltaikanlage? Entsprechende Pläne werden derzeit ...
Schwimmt in diesem Bereich des Riedsees, der auf Hüfinger Gebiet liegt, bald eine Photovoltaikanlage? Entsprechende Pläne werden derzeit geprüft. | Bild: Ambrosius, Andreas

Prüfen ist dabei das entscheidende Stichwort. Denn: Sollte diese Prüfung positiv verlaufen, muss ein solches Projekt alle gängigen Planungs- und Genehmigungsschritte durchlaufen. „Nach meiner Einschätzung wäre Grundlage für eine in der Zukunft liegende Nutzung des Sees auch für die Sonnenstromproduktion die Schaffung von Bauplanungsrecht über dementsprechende Festsetzungen im Flächennutzungsplan und in einem Bebauungsplan“, erklärt der Bürgermeister.

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Umsetzung wird Jahre dauern

„Dabei werden verschiedenste Aspekte, unter anderem auch der Vogelschutz, miteinander abgewogen.“ Es gehe dann auch darum, die verschiedenen Nutzungen, die es auch bisher schon gab, von Freizeitnutzung bis zum Kiesabbau, miteinander in Beziehung zu setzen.

Teil dieser Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes sei auch eine Abfrage bei den verschiedenen Nutzern. „Klar ist aber auch, dass das nicht bei einem Gespräch bleiben wird, sondern dass wir in den nächsten Jahren über sich ergebende Ansätze (...) mit allen Beteiligten in den Dialog treten werden.“

Unabhängig von der Frage, ob auf dem Riedsee eine PV-Anlage in einigen Jahren realisiert werden könnte, werden wir als Stadt Gesellschaft die Frage zu beantworten haben, wo wir welche energetische Nutzung vorsehen. Dabei wird es immer auch um eine Abwägung und ein Pro und contra gehen, wie wir dies sowohl bei der Windkraft als auch bei der Frage wie viel landwirtschaftliche Flächen für die PV eingesetzt wird, immer wieder erleben.

Experte steht Idee skeptisch gegenüber

Gerhard Bronner, Leiter des Umweltbüros in Donaueschingen, steht einer solchen Nutzung skeptisch gegenüber. Er hatte etwas früher von dem Hüfinger Vorstoß erfahren, offiziell und beratend eingebunden sei das Umweltbüro in den Prozess bislang aber nicht. Das sei immer eine freie Entscheidung der Gemeinden, keine Pflicht.

Gerhard Bronner, Leiter des Umweltbüros
Gerhard Bronner, Leiter des Umweltbüros | Bild: Wursthorn, Jens

Er sieht die neuen gesetzlichen Möglichkeiten, Seen für PV-Anlagen zu nutzen, grundsätzlich positiv. Beim dem für solche Projekte relativ kleinen Riedsee, sehe es aber anders aus. Dabei bezieht er sich auf die bereits angesprochene Nutzungskonkurrenz, auf dessen Biotopfunktion sowie auf eine Erhebung der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), die den Hüfinger Seebereich lediglich als ‚bedingt geeignet‘ einstuft.

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hat in einer Erhebung Seeflächen im Land auf ihre Eignung als Standort für ...
Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hat in einer Erhebung Seeflächen im Land auf ihre Eignung als Standort für PV-Anlagen klassifiziert. Der Bereich des Riedsees, wo noch Kiesabbau stattfindet, wird von der LUBW als „bedingt geeignet“ eingestuft. | Bild: LUBW / Google Earth / SÜDKURIER-Grafik

Das sind die Bereiche, wo noch Kiesabbau stattfindet. Alle anderen Teile kommen laut Karte so oder so nicht in Frage. Bronner gibt außerdem zu Bedenken, dass selbst Bereiche, wo noch Kiesabbau stattfindet, schon jetzt einen wichtigen Naturraum darstellen würden und großes Potenzial für die Zeit danach hätten.

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