Ein 52 Jahre alter Mann ist am vergangenen Samstag, 3. August, ertrunken. Er ging im südlichen Bereich der Riedseen ins Wasser, von einem Uferbereich aus auf Hüfinger Gemarkung. Die Betroffenheit über den von Zeugen beobachteten tragischen Badeunfall ist groß. Auch bei der Stadt Hüfingen. In einer Mitteilung spricht sie Angehörigen und Freunden des Verunglückten ihr tiefstes Mitgefühl aus.
Kein offizielles Badegewässer
Gleichzeitig stellt sie dar, wie sie praktisch mit der Tatsache umgeht, auf ihrer Gemarkung faktisch einen Badesee zu haben, der keiner sein darf. Der Riedsee II sei ein Baggersee, in dem Kies abgebaut wird und kein Badegewässer im Sinne der Badegewässerverordnung Baden-Württemberg. Wo diese Verordnung gilt, sind Normen nicht weit: Dann geht es um Dinge wie Überwachung oder Wasserqualität des Sees.

Aufgrund von Untiefen im Gewässer sei das Baden im See gefährlich und erfolge daher auf eigene Gefahr. Am Riedsee II gebe es keine Badeaufsicht und keine Gewässerüberwachung. Der See werde auch nicht als Badegewässer beworben. Die Stadt verzichte bewusst auf Infrastrukturen, die den Eindruck eines Badegewässers erwecken könnten.
Diese Auffassung hat nach dem jüngsten Badeunfall Risse bekommen. Um die Sicherheit zu erhöhen, würden aktuell weitere Möglichkeiten geprüft, jedoch ohne eine Infrastruktur zu schaffen, die den Baggersee zu einem Badesee deklarieren würde, heißt es weiter: „Vorerst bleibt der Riedsee II ein Baggersee mit gewerblicher Nutzung und kein Badegewässer im Sinne der Badegewässerverordnung Baden-Württemberg.“
Doch hier kommt buchstäblich Bewegung in die Sache. Wie sich die Perspektiven verschöben, erläuterte Bürgermeister Patrick Haas auf Anfrage. Weil sich der Kiesbagger der Betreiberfirma in Richtung Norden und damit immer weiter weg vom Freizeitareal bewege, werde eine intensivere Beschäftigung mit dem Riedsee-Konzept „langsam interessant“.
Bereits in den vergangenen Jahren habe der Gemeinderat in Erwägung gezogen, den Riedsee II zukünftig zu einem Badegewässer umzugestalten. Hierfür werde aber ein umfassendes Konzept notwendig sein, das erst ausgearbeitet und beschlossen werden müsste.

„Aktuell ist das keine zufriedenstellende Lösung“, räumt Haas ein. Deshalb werde sich der Gemeinderat mit dem Thema beschäftigen: nicht hektisch und durch den Unfall jüngst getrieben, sondern gründlich und in Richtung eines sinnvollen Ergebnisses.

Gleichwohl: Die Brisanz des Themas „ist uns erst jetzt bewusst geworden“, räumt der Bürgermeister ein und denkt schon weiter. Wenn man den bisher nur wirtschaftlich genutzten Riedsee II zum Badegewässer machen würde, müsse man eine Badeaufsicht gewährleisten.

„Das wird schwierig“, meint dazu Thomas Moch, Vorsitzender der DLRG Baar, ohne etwaige Personalprobleme näher zu benennen. Auch der Idee, mithilfe DLRG erste wichtige Rettungshilfsmittel am Riedsee zu installieren, muss Moch eine Absage erteilen. „Was wir haben, brauchen wir leider selbst.“