Es war eine Achterbahn der Gefühle für Gäste und Fans der Donaueschinger Diskothek Delta. Als vergangenes Jahr verkündet wurde, dass die Kult-Einrichtung schließt, war das für viele ein Schock. Dann die Erlösung: Ende zum Jahresende und ein Neu-Anfang im Januar. Mit Zbiginiew Piotrowski, von seinen Freunden ‚Spiggy‘ genannt, fand sich ein neuer Betreiber – und es ging weiter.
Das Glück hielt aber nur etwa ein halbes Jahr – und jetzt ist wirklich Schluss. Ende August muss das Delta seine Pforten schließen. Warum das so ist, dazu möchte sich Ralf Bürger, Eigentümer des Gebäudes und der benachbarten Diskothek Okay nicht äußern. Nur so viel: „Für dieses Jahr ist es im Delta sicher zu Ende“, sagt er.
Wie geht es weiter mit dem Delta?
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings dennoch: „Leer stehen lassen werden wir es sicher nicht“, sagt Bürger. Auch wenn das Delta Ende August schließen müsse, es werden einen Neu-Anfang geben, „in irgendeiner Form.“ Ob an dieser Stelle also wieder eine Diskothek wie das Delta öffnen wird, das bleibt zumindest fraglich. Auf den Betrieb des Okay habe all das keine Auswirkungen.

Enttäuschung herrscht indes bei Piotrowski, der kurzfristig von der Kündigung erfahren habe, „drei Tage vor dem Urlaub.“ Er hat in den 2000er-Jahren als Türsteher im Delta angefangen, ist mittlerweile also über 20 Jahre mit dabei. In seinem Büro liegen noch gedruckte Flyer für bereits geplante Partys, die nicht mehr stattfinden werden.
Für Piotrowski ist das Aus besonders bitter, weil er sehr viel Arbeit in das Delta investiert habe: „Wir haben aufgeräumt, es wieder hergerichtet.“ Das neue Konzept für die Diskothek wurde vergangenes Jahr vorgelegt, im November wurde der Vertrag unterschrieben.
Neue Struktur im Delta
Der neue Chef strukturierte die Öffnungstage neu, öffnete den Biergarten auch außerhalb des Wochenendes, ebenso das Café der Diskothek. Auch die Speisekarte wurde erweitert, polnischer Wodka und ein Bier-Meter hielten Einzug. Jüngste Errungenschaft ist ein Pizza-Automat, der eine komplett fertige Pizza, wie aus dem Ofen herauslässt. Und Piotrowski hatte noch weitere Ideen. Zu deren Umsetzung wird es nun allerdings nicht mehr kommen, zumindest nicht im Delta.
Wurde die Abschiedsparty Ende des Jahres 2023 gefeiert, startete das Delta bereits am Freitag, 5. Januar, wieder neu durch. Und ist Piotrowski mit den Besucherzahlen in seiner Zeit zufrieden? „Die Leute haben anfangs etwas gezögert“, erklärt er. Aber langsam habe es weiter zugenommen: „Aber was lässt sich in einem halben Jahr aufbauen?“

Er habe viel Herzblut in das Projekt gesteckt, das haben auch seine Mitarbeiter gewürdigt, die ihm als Dankeschön einen Flug geschenkt haben. „Die Belegschaft ist traurig“, sagt Piotrowski. In den paar Monaten habe er viel bewegt, das hab man ihm auch schon gespiegelt. Für das Aus im Delta sieht er daher andere Gründe. So sei ihm gesagt worden, dass Besucher des Delta auch ins Okay gehen, „das ist aber nicht so“, erklärt er.
Ein Kauf der Diskothek?
Als ehemaliger Boxer möge Piotrowksi Herausforderungen, hatte er im Januar im Gespräch mit dem SÜDKURIER gesagt. Jetzt hat er es mit einer zu tun, die er sich so sicher nicht gewünscht hat. Und dass er die Räume des Delta nicht nur als Pächter betreibt, sondern käuflich erwirbt? Mit etwas mehr Zeit wäre das sicher ein Ziel gewesen, „jetzt gerade kann ich das allerdings nicht allein kaufen“, erklärt er.
Das Delta hat schon einige Krisen überstanden. Zuletzt hatte es mit der Corona-Pandemie zu kämpfen. Über 730 Tage war die Diskothek geschlossen. Die Zwangspause hat das Delta mit dem Delta-Radio überbrückt, bis am 1. April 2022 die Türen endlich wieder öffnen durften. DJ‘s, die zuvor im Delta auflegten, kümmerten sich um ein Radio-Programm, das Hörer bis in den hohen Norden Deutschlands anlockte.