Homeoffice, wo immer möglich: So lautete mit Blick auf die Corona-Infektionszahlen ein dringlicher Appell der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Doch richten sich immer mehr Arbeitnehmer in den eigenen vier Wänden ihr Büro ein, sorgt das für eine höhere Belastung des Internets. Oder nicht?

Thema ist das auch in der Facebook-Gruppe „Donaueschingen & Hüfingen & Bräunlingen„, wo ein männlicher Nutzer am vergangenen Wochenende schreibt: „Seit Freitagmorgen haben wir einen Komplettausfall des Internets über Vodafone, Ex-Unitymedia. Hat das Problem sonst noch jemand in Hüfingen? Die Hotline spricht von einem Großraumausfall durch vermehrtes Homeoffice und Homeschooling. Und, dass die Behebung noch längere Zeit dauern wird.“ Zustimmung kommt von einer anderen Userin, die den Beitrag kommentiert: „Bitter, gerade jetzt, wo man das Internet mehr denn je braucht.“

Keine Großstörung bekannt

Auf die Frage, ob dem Anbieter Vodafone im Großraum Hüfingen ein solches Problem bekannt ist, heißt es aus der Pressestelle: „Auf Anhieb können wir keine nennenswerte Störung in unserem Kabelglasfasernetz Hüfingen und Bräunlingen erkennen.“ Um detaillierte Aussagen treffen zu können, die sich auf einen konkreten Haushalt beziehen, benötige man immer den Namen und die genaue Adresse, an der das Netz gestört sein soll.

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Ob es in Corona-Zeiten mit vermehrtem Homeoffice zu einer höheren Auslastung kommt? Tatsache sei, dass dadurch sehr viel Last auf den Netzen liege. Doch das bedeute nicht, dass es direkt zu Problemen komme, lautet die Einschätzung des Anbieters Vodafone. Vielmehr könne es sein, dass der Internet-Kapazitätsbedarf in manchen Segmenten, wo aktuell womöglich deutlich mehr genutzt wird als üblich, höher ist als der Ausbaufortschritt. Liegt keine großflächige Störung vor, benötigt der Internetanbieter bei Einzelfällen also zwingend die jeweilige Adresse, um verlässlich prüfen zu können.

Dörfer überholen Kernstadt

Horst Vetter, Hauptamtsleiter der Stadt Hüfingen, sagt, dass die Kernstadt früher besser versorgt gewesen sei als die Ortsteile. Mittlerweile habe sich das Blatt gewendet. „Die Stadtteile sind jetzt alle an das Glasfasernetz angebunden. Jeder Haushalt hat die Möglichkeit, schnelles Internet zu beantragen; die Leitungen liegen“, sagt er. In der Kernstadt gebe es etwa das Gewerbegebiet Seemühle, das mit Glasfaser ausgestattet sei; aber generell herrsche noch Handlungsbedarf. „Wir sind gemeinsam mit dem Zweckverband dabei, viel Geld zu investieren und massiv aufzurüsten. Und wir sind schon ein großes Stück weitergekommen“, so Vetter.

„Die Stadtteile sind jetzt alle an das Glasfasernetz angebunden. Jeder Haushalt hat die Möglichkeit, schnelles Internet zu ...
„Die Stadtteile sind jetzt alle an das Glasfasernetz angebunden. Jeder Haushalt hat die Möglichkeit, schnelles Internet zu beantragen.“ Horst Vetter, Hauptamtsleiter in Hüfingen | Bild: Christina Rademacher

Helfen würden ihm zufolge Zuschüsse von Bund und Land. Geplant sei, als nächstes das Gebiet Auf Hohen, Gewerbeflächen sowie die Lucian-Reich-Schule besser auszustatten. Allgemein sei es so, dass die am schlechtesten versorgten Gebiete zuerst angegangen würden. „Wir bleiben an dem Thema dran“, verspricht Vetter.

Eine stabile Internetverbindung scheint in Corona-Zeiten, mit vermehrtem Homeoffice und Homeschooling, wichtiger denn je zu sein.
Eine stabile Internetverbindung scheint in Corona-Zeiten, mit vermehrtem Homeoffice und Homeschooling, wichtiger denn je zu sein. | Bild: Singler, Julian

In der Nachbargemeinde Bräunlingen hat die Stadt laut des Bürgermeisters Micha Bächle „in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro in den Breitbandausbau investiert“. Die Devise war ihm zufolge, dort, wo die Verbindungsqualität am schlechtesten ist, zu beginnen. In Unterbränd, Waldhausen, Mistelbrunn und Bruggen ist der ganze Ort am schnellen Netz, so Bächle. 100 Megabyte pro Sekunde seien dort der Standard.

In Döggingen habe man einen Teil bereits ausgebaut; im laufenden Jahr solle der weitere Ausbau im Bereich Dürben und Schopfeln erfolgen. „In Bräunlingen und Döggingen sind die Gewerbegebiete angeschlossen und wir treiben hier auch in der Kernstadt den Glasfaserausbau weiter voran. Am Bregenberg sind wir gerade dabei; im Bereich Röslebuck erfolgte der Ausbau 2020“, berichtet der Bürgermeister.

Auch Bräunlingen möchte aufrüsten

Erst jüngst habe die Zähringerstadt Fördergelder des Bundes erhalten, um die Außenliegerhöfe in Bräunlingen im Jahr 2022 anzuschließen und ein neues Technikgebäude zu bauen. Mit diesem wolle man dann weitere Teile der Kernstadt versorgen. Der Glasfaserausbau, so Micha Bächle, werde auch bei Tiefbaumaßnahmen mitberücksichtigt.

„Gerade in der Corona-Krise hat sich gezeigt, wie wichtig schnelles Internet ist.“ Micha Bächle, Bürgermeister in Bräunlingen
„Gerade in der Corona-Krise hat sich gezeigt, wie wichtig schnelles Internet ist.“ Micha Bächle, Bürgermeister in Bräunlingen | Bild: Stadtverwaltung Bräunlingen

„Gerade in der Corona-Krise hat sich gezeigt, wie wichtig das schnelle Internet ist. Wir sind schon gut aufgestellt, was ein Standortvorteil ist, und haben weitere Ausbaupläne – insbesondere in Bräunlingen – die noch mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden sind“, erläutert der Verwaltungschef.

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Aktuell gebe es neben dem Glasfasernetz des Zweckverbandes noch das Kabel- und Kupfernetz von privaten Anbietern, welche Bräunlingen abdecken. Die Geschwindigkeit variiere je nach Entfernung zum Verteilerkasten und dem Ausbaustandard. „Die städtischen Gebäude und Einrichtungen in Bräunlingen sind momentan noch nicht am Glasfasernetz, da die Innenstadt noch nicht angeschlossen ist. Dies muss aber unser mittelfristiges Ziel sein, auch um Synergien zu nutzen“, sagt Bächle.