Langer Sonntag

Das kennt Manuel Stärk eigentlich überhaupt nicht. Viel freie Zeit an einem Wahlsonntag. „Bisher habe ich da eigentlich immer arbeiten müssen“, sagte Stärk, als er bei der Donauhalle eintraf. Ja bis Samstagabend war der Kalender noch vollgepackt, als letzte Veranstaltung am Abend dann noch einmal eine Bürgerveranstaltung. Doch der Sonntag war dann schon ein bisschen lang. Nichts als Warten war angesagt. Ein Spaziergang, um die Nerven zu beruhigen? Eine Partie Tennis als Ablenkung? Gerade nicht so die beste Idee, wenn man mit Gipsbein und Krücken unterwegs ist. Und so hieß es: warten, warten und noch einmal warten.

Das könnte Sie auch interessieren

Lädierte Kollegen

Einen Kandidaten an Krücken, das gibt es nicht alle Tage. Doch scheinbar gehört es in Immendingen auch ein bisschen dazu, dass man etwas lädiert zum Bürgermeister gewählt wird. Zumindest kann Stärks Vorgänger – auch bekannt als Markus Hugger – davon ein Lied singen. Schließlich hatte er kurz vor der Wahl 2010 einen Motorradunfall im Allgäu. Nicht ganz so offensichtlich war‘s bei ihm, doch lädierte Kandidaten scheinen in Immendingen Tradition zu sein. Hugger wäre nicht Hugger, wenn er nicht einen lockeren Spruch auf den Lippen hätte. „Manuel Stärk scheint halt nichts von mir gelernt zu haben.“ Ansonsten will Hugger sich aber zurückhalten, immerhin hat auch er am Sonntag einen neuen Bürgermeister bekommen und zu tun hat er in Spaichingen ja aktuell einiges. Auch wenn er ein bisschen neidvoll zugeben musste: So ein schönes Rathaus wie zu Immendinger Zeiten hat er in Spaichingen nicht. Aber da muss man schließlich auch im ganzen Kreis Tuttlingen lange suchen.

Das könnte Sie auch interessieren

Glückwünsche

Zum nachbarschaftlich guten Ton gehört es auch, dass man einen neuen Bürgermeister nach der Wahl beglückwünscht. Geisingens Bürgermeister Martin Numberger weiß noch gut, wie das so ist. Schließlich wurde er erst vor einem Jahr gewählt. Und da Geisingen und Immendingen ja zwei Perlen an der Donau sind und man immer gut zusammengearbeitet hat, solle das auch so bleiben. Gerade einmal 100 Tage ist Holger Mayer Hilzingens Bürgermeister. Man kennt sich, Mauenheim und Biesendorf sind nur einen Steinwurf voneinander entfernt.

Die Bürgermeister schauen sich das schönste Rathaus im Kreis Tuttlingen an. Emil Buschle (Tuttlingen), Markus Hugger (Spaichingen), ...
Die Bürgermeister schauen sich das schönste Rathaus im Kreis Tuttlingen an. Emil Buschle (Tuttlingen), Markus Hugger (Spaichingen), Holger Mayer (Hilzingen) und Martin Numberger (Geisingen). | Bild: Roland Sigwart

Und dann gibt es da noch Tuttlingen, dieses Städtchen donauabwärts, von wo in den vergangenen Wochen weniger gute Worte zu vernehmen waren. Es scheint so, dass OB Michael Beck den Immendinger ihre Donau-Hegau-Erweiterung nicht gönnt und sich mächtig ärgert, dass Immendingen wohl ein so großes Gewerbegebiet bekommen könnte und Tuttlingen vielleicht nicht. Man kann sich dazu mit viel Diplomatie äußern: „OB Beck hat in seiner bekannten Art und Weise bekannt gemacht, was er davon hält.“ (Stärk in Mauenheim). Oder man muss in solchen Situationen Glückwünsche und etwas Wein überbringen, so wie Tuttlingens Bürgermeister Emil Buschle. „Tuttlingen und Immendingen sind sich stets auf Augenhöhe begegnet“, so Butschle. Daran würden auch die vergangenen Wochen nichts ändern. Und über das Thema Gewerbegebiet müsse man eben nochmal sprechen.

Die erste Gratulantin: Bürgermeisterstellvertreterin Monika Kienzle hat nicht nur als erste das Ergebnis verkündet, sondern ...
Die erste Gratulantin: Bürgermeisterstellvertreterin Monika Kienzle hat nicht nur als erste das Ergebnis verkündet, sondern beglückwünschte Manuel Stärk auch gleich zur Wahl. | Bild: Roland Sigwart

Der zweite Kandidat

Viel hat man ja in Immendingen nicht gesehen von Torsten Keplin. Bei der Wahl musste er arbeiten und auch seine einzige Veranstaltung war nicht wirklich gut besucht. Es schien gar so, als ob der Spaichinger ganz alleine auf der hinteren Toscana-Terrasse sitzen musste, während vorne genüsslich gespeist wurde. Doch gut zwölf Bürger – größtenteils aus dem Gemeinderat und der Feuerwehr – suchten dann doch noch das Gespräch. Auch wenn‘s nicht die gleiche Basis war. Kelpin hätte gern über Daimler und den Landschaftsverbrauch diskutiert, die Immendinger waren eher daran interessiert, was er für ihre Gemeinde machen würde.

Das könnte Sie auch interessieren

Spätestens als Kelpin dann verkündete, das Feuerwehrhaus sei doch noch toll in Schuss, es brauche keinen Neubau und brennen würde es in Immendingen eh kaum, wurde es dann richtig unterhaltsam. Schnell wurde Immendingens Stadtkommandant Winfried Heitzmann, der im vorderen Bereich speiste, geholt. Während Heitzmann Fakten präsentierte, hakte Bürgermeisterstellvertreterin Monika Kienzle immer wieder nach: „Was wollen Sie für Immendingen machen?“ Lang ging das Ganze nicht. Nach 25 Minuten wurde es richtig laut, nach 35 Minuten war das Ganze schon wieder vorbei.