Die 100-jährige Geschichte der Baugenossenschaft hätte mit einem großen Fest gefeiert werden sollen. Doch nun wird es lediglich am 1. Mai um 19 Uhr einen Festgottesdienst in der Stadtkirche geben. Doch dieser bekommt Seltenheitswert, da er von Erzbischof Stefan Burger, Erzabt Tutilo Burger und Dekan Johannes Kienzler zelebriert wird.

Handwerker ohne Anstellung

Gleich zwei wichtige Gründe führten am 24. April 1921 zur Gründung der Baugenossenschaft Löffingen. Es war zum einen sicherlich die Wohnungsnot, doch ebenso stark war es die Existenznot zahlreicher junger Handwerker, die aus dem Krieg zurückkamen und keine neue Anstellung fanden. Einige von ihnen erlangten den Meistertitel und gründeten verschiedene Handwerksbetriebe, die bis heute in dritter oder vierter Generation noch existieren. Unter den Gründungsvorständen Paul Guth und Josef Benitz (Urgroßvater von Erzbischof und Erzabt) wurde beschlossen, innerhalb von zwei Jahren acht Häuser in der Alemannen- und Dittishauserstraße zu bauen. Ein enormes Tempo wurde vorgelegt, denn schon im Dezember 1921 wurde Richtfest gefeiert.

Großbrand vernichtet 37 Anwesen

Wenige Monate nach der Gründung der Baugenossenschaft wurde Löffingen am 28. Juli 1921 von der größten Katastrophe heimgesucht. Bei einem Großbrand wurden 37 Anwesen vom Mailänder Tor bis zum Alenberg vernichtet. Nun war die Handwerkerschaft mit dem schnellen Wiederaufbau des Städtles gebunden und die Baugenossenschaft in die Defensive gedrängt.

Bürgermeister bezieht Villa

Die nachfolgenden Jahre erforderten Krisenmanagement, 1928 stand sogar knapp das Ende bevor. Der Vorstand war nur damit beschäftigt, Ausgaben und Einnahmen halbwegs in die Waage zu bringen“, so kann man in der Chronik von Werner Adrion lesen. 1933 übernahm die NSDAP das Sagen und Tun in der Baugenossenschaft. Während dieser Zeit wurde lediglich das Beamtenhaus, (heute Tierarzt-Benz-Villa (Haus), gebaut, in die Luxusvilla zog Bürgermeister Andris. Es war der damalige Ratsschreiber Karl Zepf, der die Baugenossenschaft über die Nachkriegszeit bis zum Neuanfang 1951 rettete. Für den Neuanfang steht der junge Kaufmann Theo Walz, der die Baugenossenschaft 45 Jahre als Vorsitzender prägte. Das Ziel war, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. 1953 entstand der erste Familienblock in der Dittishauserstraße.

Verkauf der Beamtenvilla verschafft Liquidität

Die Krise der Volksbank tangierte auch die Baugenossenschaft. Dank des Verkaufs der Beamtenvilla an Tierarzt Benz verschaffte man sich wieder Liquidität. Die Zusammenarbeit mit der Stadt – die bis heute besteht – führt zum Bau von Reihenhäusern im Gebiet „Breiten“ und „kleiner Brühl“, dazu Ein- und Zweifamilienhäuser und Walter Zeller wurde aufgrund der große Bautätigkeiten hauptamtlich eingestellt.

Werner Adrion seit 26 Jahren an der Spitze

1970 wurde in der Wartenbergstraße, 1974 im Rosenweg, 1992 und 1994 in der Wachtbuckstraße, 1996 in der Rötenbacherstraße und 2017 barrierefrei in der Rötenbacherstraße gebaut. Dazu kamen die Käufe des Widerbaues 2002, 2004 der Wohnblock in der Fürstenbergstraße und 2012 der Kauf des Hechthauses. Seit 26 Jahren leitet Werner Adrion mit Weitblick die Geschicke der Baugenossenschaft.