Löffingen – Sind junge Menschen an Politik interessiert? Eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Es scheint, dass die Kommunalpolitik nur bedingt auf Interesse bei den Jugendlichen stößt, dagegen die Welt- und Bundespolitik interessanter ist. Beim Besuch der Parlamentarischen Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter bei den Neuntklässlern des Löffinger Schulverbunds hatten die Schüler einen riesigen Fragenkatalog.
Hatten jüngst die beiden Löffinger Jugendlichen Veronika und Roman bei der Einladung der Stadt zu „Politik und Pizza“ zu wenig politischen Unterricht an den Schulen bemängelt, so scheint dies beim Schulverbund nicht der Fall zu sein. Diszipliniert und doch voller großer Erwartungen hatten die Neuntklässler ein großes Spektrum an Fragen, die sie im Vorfeld mit ihrem Gemeinschaftskundelehrer Tobias Köhler vorbereitet hatten. „Demokratie ist ein wichtiges Grundrecht“, so Köhler. Die Vermittlung dieses Grundrechts liegt dem Pädagogen sehr am Herzen, zumal auch er die Einstellung der Schüler von rechts bis links erlebe. „Allerdings fehlt bei den 14- bis 15-Jährigen noch das Verständnis für die Zusammenhänge“, so Köhler. Deshalb seien gerade auch solche Treffen mit Politikern wichtig.
„Über allem steht das Grundgesetz“, sagte Rita Schwarzelühr-Sutter, die den Rechtsruck in Deutschland und Europa sehr kritisch sieht. Angesprochen auf die aktuellen Bauernproteste, die für sie sehr nachvollziehbar und mit einer komplexen Thematik verbunden seien, warnte sie vor der Unterwanderung dieser Protestaktionen durch Rechtsradikale. „Die neue Rechte ist super professionell, sehr schlau und tritt in den Neuen Medien überzeugend auf“, so die Staatssekretärin. Deshalb gelte es, richtig hinzuschauen, hinzuhören und nicht alles unkontrolliert aufzunehmen. In Sachen Bauernprotest hatte die Politikerin an einen Schüler – der mit einem John-Deere-Pullover ein Zeichen setzte – die Antwort, nicht nur zu protestieren, sondern sich auch über die vielen strittigen Punkte auszutauschen. Klar sei auch, dass die Landwirtschaft im Schwarzwald anders zu beurteilen sei als die riesigen Felder im Osten. Die Politikerin beantwortete die kritische Frage zur Ampel-Koalition, die sich nicht gerade ins positive Licht stelle. Ja, dies sei suboptimal, „wir haben vieles vorangebracht, dies wird aber in der Öffentlichkeit durch die vielen Diskussionen unter uns nicht wahrgenommen“. Die Energiewende könne man mit der Digitalisierung voranbringen. Allerdings müsse man auch den Mut haben, sich den Aufgaben zu stellen und nicht nach dem ersten missglückten Versuch aufgeben: „Die Klimaziele müssen wir erreichen, aber sie muss auch bezahlbar sein.“ Sie benutze notgedrungen oft das Flugzeug, verzichte aber im Urlaub ganz bewusst auf Flugreisen. Atomkraftwerke seien keine Alternativen, zumal man den kommenden Generationen nicht noch mehr strahlenden Müll hinterlassen dürfe.
Interessant war auch die Frage zur Integration durch den Schüler Oleksiy, der vor über einem Jahr aus der Ukraine nach Deutschland geflohen war. Die Sprache sei der wichtigste Schritt, aber auch Integrationskurse, um die Kultur zu verstehen und das politische System in Deutschland anzunehmen. Offen beantwortete die Politikerin persönliche Fragen über ihren Werdegang, ihre Familie bis hin zu ihrem Gehalt. Der Beruf sei zwar mit viel Arbeit verbunden, doch man lerne auch tolle Menschen kennen, beispielsweise König Charles oder den Papst.