Grabarbeiten, abgelassene Weiher, ausgedünntes Gebüsch – das alles hört sich eigentlich nicht nach einem Naturschutzgebiet an. Doch im Gifizenmoos bei Mönchweiler passiert genau dies zur Zeit zugunsten der Natur.

Das Gebiet braucht Hilfe. Die Ursachen sind vielfältig. Vor allem ist es aber der Mensch, der der Natur dort zu schaffen macht.

Sorge um die Orchideen

Schon früher mussten immer wieder Hecken und Sträucher zurückgeschnitten werden. Sie würden Raubvögeln einen Ansitz bieten, die auf der Lauer nach den im Gebiet geschützten Bodenbrütern wie dem Braunkehlchen sind. Zudem entziehen diese Pflanzen dem Boden zu stark Wasser, sodass Orchideen nicht mehr richtig gedeihen können.

Giftige Pflanze verdrängt wertvolle Blumen

Doch diese Maßnahmen, die durch die Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins Mönchweiler oder auch Schüler der Gemeinschaftsschule vorgenommen wurden, reichen jetzt nicht mehr aus. In den nicht mähbaren Bereichen hat sich das Mädesüß als Hochstaude etabliert, mit der Folge, dass der wertvolle Pflanzenbestand, unter anderem Orchideen und Schwarzwurzel, immer weiter zurückgedrängt wurde.

Und auch der Riesenbärenklau breitete sich stark aus und verdrängte heimische Pflanzen. Die giftige Pflanze kann bis zu vier Meter hoch werden.

Auf dieser Luftaufnahme des Landschaftserhaltungsverbandes aus dem Jahr 2020 sind als weiße Punkte in der Bildmitte die Stauden des ...
Auf dieser Luftaufnahme des Landschaftserhaltungsverbandes aus dem Jahr 2020 sind als weiße Punkte in der Bildmitte die Stauden des Riesenbärenklaus im Gebiet Gifizenmoos zu erkennen. Rechts unten angeschnitten der Eisstockweiher. Dünn ist zudem links der Stauden der Spazierweg durch das Gifizenmoos zu erkennen. | Bild: Landschaftserhaltungsverband/Stefan Walther

Bei der erstmaligen Bekämpfung vor drei Jahren habe es im Bereich des Gifizenmooses etwa 40 große Pflanzen mit bis zu 2,5 Metern Höhe und etliche kleine einjährige Pflanzen ohne Blüte gegeben, berichtet Stefan Walther, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes des Schwarzwald-Baar-Kreises.

Die Ursachen für ins Naturschutzgebiet eingeschleppte Pflanzen können vielfältig sein. Zum einen sind es wohl immer wieder illegal entsorgte Gartenabfälle. Ein weiterer Grund wird aber beim Spaziergang durch das Gebiet offensichtlich. Vermeintliche Vogelfreunde haben dort verbotenerweise Vogelfutterstellen eingerichtet. Das Vogelfutter enthält Samen, die, wenn sie aus der Futterstelle fallen, dort auch keimen können.

Illegal angebrachte Vogelfutterstellen können im Naturschutzgebiet Gifizenmoos bei Mönchweiler das Einbringen von fremden Pflanzen ...
Illegal angebrachte Vogelfutterstellen können im Naturschutzgebiet Gifizenmoos bei Mönchweiler das Einbringen von fremden Pflanzen verursachen. Hier im Bild eine von mehreren solcher Futterstellen. | Bild: Cornelia Putschbach

Zuletzt im Spätsommer wurden deshalb im Rahmen einer umfangreichen Pflegemaßnahme störende und fremde Pflanzen aus dem Gebiet entfernt. Jetzt stehen weitere Landschaftspflegearbeiten an, wie das Regierungspräsidium Freiburg, der Landschaftserhaltungsverband und die Gemeinde Mönchweiler bekannt gaben.

Gekippter Weiher wird abgelassen

Der Eisstockweiher, der im Sommer 2023 bereits gekippt war, also kaum mehr sauerstoffhaltiges Wasser enthielt, wird abgelassen und neugestaltet. In diesem Bereich stehende Nadelbäume, vor allem Fichten, werden gefällt. Für Amphibien gehe während der Wintermonate vom Ablassen keine Gefahr aus, so die Mitteilung des Regierungspräsidiums.

Im Naturschutzgebiet Gifizenmoos bei Mönchweiler laufen umfangreiche Arbeiten zur Landschaftspflege. Unter anderem soll auch der ...
Im Naturschutzgebiet Gifizenmoos bei Mönchweiler laufen umfangreiche Arbeiten zur Landschaftspflege. Unter anderem soll auch der Spazierweg durch das Gebiet neu gestaltet werden. | Bild: Cornelia Putschbach

Einzelne Fische, wie zum Beispiel Karpfen, die über die Jahre in den Weiher gelangt waren und dort im stark verschlammten Gewässer erstaunlicherweise überlebt haben, werden durch Mitglieder des Angelvereins Mönchweiler umgesetzt. Dessen Vorsitzender Patrick Schwer erklärt im Gespräch, eine solche Ansiedlung von Fischen könne beispielsweise erfolgen, wenn Wasservögel Fischlaich aus anderen Weihern verbreiten.

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In den 1970er-Jahren war der Eisstockweiher durch die Mönchweiler Eisstockschützen angelegt worden. In viel Eigenarbeit wurde ein Wasserzulauf verlegt, ringsum angeböscht und mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Schon bald wurde aus dem Weiher ein schönes Biotop.

Selbst unnatürlicher Weiher ist ein Biotop

Die Ausweisung des Naturschutzgebietes umfasste auch den Eisstockweiher in seiner wenig natürlichen, rechteckigen Form. Diese Form wird er nicht behalten. Sie wird der Natur angeglichen. Auch künftig werden ihn die Eisstockschützen bei Frost aber als Eisstockbahn verwenden dürfen.

Auf einer großen Fläche wurden im Rahmen einer Pflegemaßnahme im Gifizenmoos störende und fremde Pflanzen entnommen, unter anderem der ...
Auf einer großen Fläche wurden im Rahmen einer Pflegemaßnahme im Gifizenmoos störende und fremde Pflanzen entnommen, unter anderem der hier stark verbreitete Riesenbärenklau. Dadurch sind im Gebiet wieder viele freie Flächen entstanden. | Bild: Cornelia Putschbach

Zudem werden im Gifizenmoos drei verlandete Mulden als Feuchtbiotope ausgehoben. Die dort vorkommenden Vogelarten haben ihr diesjähriges Brutgeschäft bereits abgeschlossen, daher
stellen die Gehölzmaßnahmen keine Beeinträchtigung für die Vogelwelt dar, so das Regierungspräsidium.

Wie Besucher trockene Füße behalten sollen

Ein weiterer Tümpel ist bereits ausgebaggert. Zwei dort eingelassene Betonfundamente zeugen davon, dass im Naturschutzgebiet Gifizenmoos noch mehr geschehen soll.

Dieser Tümpel im Gifizenmoos ist bereits ausgebaggert. Zwei eingelassene Betonfundamente sind bereits die Vorbereitung für einen hier ...
Dieser Tümpel im Gifizenmoos ist bereits ausgebaggert. Zwei eingelassene Betonfundamente sind bereits die Vorbereitung für einen hier entstehenden Holzsteg. | Bild: Cornelia Putschbach

Wie Bürgermeister Rudolf Fluck berichtet, werde es statt des vorhandenen Weges einen Holzsteg durch das Gebiet geben. Von ihm aus sollen die Besucher die Natur erleben können. Einzelheiten gelte es aber noch zu klären. Die Maßnahme werde im Naturschutzgebiet durch das Regierungspräsidium umgesetzt.

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Angrenzend an das Naturschutzgebiet wird die Gemeinde Mönchweiler selbst tätig. Im Bereich der Wassertretstelle steht bereits das Gerüst eines sogenannten Lebensturms. Er wird demnächst durch die Kinder des Kinderhauses gefüllt, damit er bald auf einer Grundfläche von einem Quadratmeter und mehreren Etagen Lebensraum für viele kleine Lebewesen bildet.

Auch an der Grillstelle tut sich einiges

Außerdem wird die Gemeinde Mönchweiler, wie der Bürgermeister ankündigte, den Bereich der Grillstelle umgestalten. „Das ist so kein Zustand“, sagt Rudolf Fluck deutlich. Auch im Wald hinter der Grillstelle wird sich einiges tun. Unter anderem wird hier im Sommer durch die Teilnehmer eines internationalen Jugendcamps ein Pfad angelegt. Auch wie diese Maßnahmen im Einzelnen aussehen werden, ist noch zu klären.

„Insgesamt werten wir das Naturschutzgebiet und das Gelände der Gemeinde Mönchweiler deutlich auf“, freut sich Bürgermeister Rudolf Fluck. Gleichzeitig betont er aber auch: „Mehr wird hier nicht geschehen.“