„Was für einen Stil pflegt Bürgermeister Ragg bei Umweltfragen im Gemeinderat“, fragt Hartmut Lübben. Der pensionierte Fischbacher Pädagoge geht den Rathaus-Chef frontal an.

Sein schriftlich verbreiteter Vorwurf: „Die Art und Weise, wie Bürgermeister Martin Ragg mit Anliegen des Arten- und Naturschutzes umgeht, finde ich bedenklich.“ Er ergänzt: „Nach meiner Wahrnehmung erlaubt er sich, mit steigender Tendenz, Umweltthemen und Angelegenheiten der Enkeltauglichkeit unserer Gemeinde und Region als unwert, kontraproduktiv und kleinmütig hinzustellen.“

Hartmut Lübben ist engagiert im Umweltschutz. Er kritisiert jetzt den Niedereschacher Bürgermeister. Unsere Archivaufnahme zeigt Lübben ...
Hartmut Lübben ist engagiert im Umweltschutz. Er kritisiert jetzt den Niedereschacher Bürgermeister. Unsere Archivaufnahme zeigt Lübben im Jahr 2024. | Bild: Albert Bantle

Lübben, engagiert für den Umweltschutz und im Kirchenchor, stützt seine Attacke auf dieses Beispiel: „In der vergangenen Gemeinderatssitzung ging es auf Nachfragen von Gerhard Rabus und Thilo Briechle um eine Quelle und ein Bächle im Baugrundstück an der Deißlinger Straße“, legt er dar. Seine Meinung: „Während anderswo mit großem Aufwand Gewässer wieder offengelegt werden, verweist der Ortsbaumeister zufrieden auf die Verdolung desselben hier“, meint er.

„Schmerzhaft und unumkehrbar“

Lübben betont: „Den Verlust einer Quelle, die angeblich minderwertiges Wasser ausschüttet, kann Bürgermeister Ragg natürlich aktuell leichthin abtun. Der Verlust einer Biotopfläche ist trotz der formalen Einbindung der Naturschutzbehörde allemal ein Eingriff, der schmerzhaft und unumkehrbar ist.“ Seine Schlussfolgerung: „Angesichts der dramatischen Verluste an Vielfalt und Artenreichtum von Tier- und Pflanzenwelt gebietet es unsere Verantwortung und Fürsorge für die uns folgenden Generationen, dass alle Aspekte gerade deshalb vielschichtig und ernsthaft abgewogen werden müssen“, so Lübben.

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Lübbens Schimpfattacke wird von Martin Ragg mit Fakten ausgekontert. Der Bürgermeister weist zunächst darauf hin, dass „Herr Lübben in der von ihm angesprochenen Sitzung leider nicht anwesend war“. Formal ging es um ein Projekt mit neuen Mehrfamilienhäusern. Ragg: „Mit einem Antrag auf Befreiung für eine kleine Abweichung bei der überbauten Grundstücksfläche“ habe sich der Gemeinderat befasst und eine Freigabe erteilt. Der Rathaus-Chef betont: „Ansonsten hält sich der Antragsteller an den bestehenden Bebauungsplan „Deißlinger Straße II“.

„Herr Lübben war leider nicht dabei“

Was Lübben erzürnt, ist für Ragg ein Vorgang mit immensem Vor- und Nachlauf, wie er auf Nachfrage zu den Vorwürfen darstellt. Und wörtlich: „Die von Herrn Lübben angesprochenen Themen wurden im – über mehrere Jahre dauernden – vorangegangenen Bebauungsplanverfahren Deißlinger Straße II gemäß dem Baugesetzbuch unter Bürgerbeteiligung und von den zuständigen Fachbehörden und eingeschalteten Gutachtern intensivst geprüft und mit Vorgaben versehen.“ Ragg weiter: „Der Gemeinderat hat hier sorgfältig abgewogen. Auch wurden Ausgleichsmaßnahmen festgesetzt.“

Niedereschachs Bürgermeister Martin Ragg will 2026 wiedergewählt werden. Erlebt er jetzt ein Vorspiel zum Wahlkampf? Unsere Aufnahme ...
Niedereschachs Bürgermeister Martin Ragg will 2026 wiedergewählt werden. Erlebt er jetzt ein Vorspiel zum Wahlkampf? Unsere Aufnahme zeigt den Rathauschef im März 2025. | Bild: Gemeindeverwaltung

Der Verwaltungs-Chef fügt hinzu: „Das Bebauungsplanverfahren wurde öffentlich und transparent durchgeführt. Der Bebauungsplan ist rechtskräftig und alle wichtigen Dokumente – für Herrn Lübben interessant: Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag und Umweltbericht – können auf unserer Webseite jederzeit eingesehen werden.“

Kleine Spitze als Replik

Jurist Ragg belässt es nicht beim Faktischen sondern fügt noch eine kleine Retour-Spitze hinzu: „Offensichtlich ist dies Herrn Lübben nicht präsent.“ Ragg sieht sich offenbar hinsichtlich seiner Sorgfaltspflicht in Frage gestellt: „Da die in der vergangenen Gemeinderatssitzung gestellten Fragen im Bebauungsplan bereits geregelt sind, konnte ich mich mit meiner Antwort kurz halten und im Wesentlichen auf das Planwerk verweisen. Es sollte lediglich noch um den genannten Befreiungsantrag zur überbauten Grundstücksfläche gehen – dem sodann auch zugestimmt wurde.“

Raggs Verweis auf 51-seitige Expertise

Abschließend der Bürgermeister, der im Jahr 2026 wieder gewählt werden möchte: „Im Übrigen zeigt schon allein der Umfang und Tiefgang des Artenschutzrechtlichem Fachbeitrags und des Umweltberichts, gerade im genannten Bebauungsplan Deißlinger Straße II, dass bei uns in Umwelt- und Artenschutzfragen äußerst sorgfältig gearbeitet wird.“

Wer Ragg überprüfen möchte, kann die erwähnten Dokumente nachlesen und herunterladen: www.niedereschach.de/wirtschaft+_+bauen/rechtskraeftige+bebauungsplaene

Das 51-seitige Dokument zum Artenschutz legt Belange der Haselmaus wie auch der Schmetterlinge in dem Gelände dar.

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