Gelaufen, das ist Peter Wehrle aus Villingen schon immer gerne. Zwei oder drei Mal die Woche, „meistens so zehn Kilometer, an den Wochenenden mal auch längere Strecken“, sagt er. Seit zwei Jahren reicht ihm das nicht mehr: Zusammen mit einer privaten Laufgruppe absolviert der 64-Jährige seit dem Jahr 2021 Marathons.

Und das, obwohl er bis heute mit den Nachwirkungen einer Corona-Infektion zu kämpfen hat. Die war im Frühjahr 2020 relativ symptomarm verlaufen – zunächst. „Ich merke das auch heute noch“, sagt Peter Wehrle. Sein Lungenvolumen ist geringer, er gerät deutlich schneller aus der Puste, konnte anfangs kaum Treppen steigen.
Beim Obereschacher Lauftreff fing alles an
Doch der Villinger hält sich fit. Am liebsten beim Laufen, am allerliebsten mit den Schwrzwälder Läuferherzen. Die Gruppe hat sich vor einigen Jahren unter dem Dach des Sport Weiß-Lauftreffs aus Obereschach gegründet. „Nette Menschen, gute Gespräche, Bewegung an der frischen Luft – das macht es für mich aus“, sagt er.

Am 5. November haben sich acht Mitglieder der Gruppe – darunter Peter Wehrle, Landrat Sven Hinterseh und der Villinger Zunftmeister Anselm Säger – den Traum vieler Läufer erfüllt: Sie sind den New York City-Marathon gelaufen. 42 Kilometer durch die fünf Stadtbezirke, von denen selbst der kleinste, Staten Island, rund eine halbe Million Einwohner hat.
New York schlägt Berlin
„Wir haben schon einige Marathons gemacht, darunter Hamburg, Zürich, Wien, Dresden, Köln, Frankfurt“, sagt Anselm Säger. Doch New York City: Das war für alle ein besonderes Highlight.
„Ich bin ja erst vor ein paar Wochen in Berlin gelaufen, wo wirklich schon eine tolle Stimmung war“, sagt Peter Wehrle. „Doch New York, das war noch mal zwei Stufen besser.“ Für ihn war der Lauf in der Ostküsten-Metropole der dritte Marathon, nachdem er im vergangenen September und im Jahr 2021 in Berlin die 42 Kilometer zurückgelegt hat.

Gebucht hatten die Läuferherzen über einen auf Sportreisen spezialisierten Veranstalter. Inklusive Bustransfer zum Start in Staten Island, Startnummer und Anmeldung. 550 Dollar lässt sich die Stadt New York die Teilnahme am Marathon kosten.
50.000 Läufer, 12.000 Helfer
Dafür ist der Lauf aber auch perfekt organisiert, schwärmt Anselm Säger. Von der Startnummernausgabe über die Verpflegung bis hin zum Start. 50.000 Läufer, die einigermaßen zeitgleich auf die Strecke gehen – das muss man erst einmal organisiert bekommen. 12.000 Helfer sorgen dafür, dass alles funktioniert.
Wegen der großen Teilnehmerzahl erfolgt der Start im Stadtteil Staten Island in fünf Wellen im Abstand von etwa 30 Minuten. „Wir waren beispielsweise Welle orange, Startblock E“, sagt Anselm Säger.

Als erstes ging es über die zweistöckige Verrazano-Narrows-Bridge, die Staten Island und Brooklyn miteinander verbindet. Auf den Fahrspuren werden die Läufergruppen zunächst getrennt und später wieder zusammengeführt.
Begeisterte Zuschauer, begeisterte Sportler
Wenn die 50.000 Läufer anreisen – in diesem Jahr stammten sie aus 130 Nationen – ist die ganze Stadt im Lauf-Fieber. Egal, ob Zuschauer, Helfer oder Polizisten entlang der Strecke: „Alle jubeln und klatschen einen ab“, schwärmen Peter Wehrle und Anselm Säger.

Ein Teil der Gruppe hatte sich schon am Vortag auf den Lauf eingestimmt. Mit Bollenhüten auf dem Kopf absolvierten Dirk Flakowski, Ewald Schondelmaier, Anselm Säger, Jeannine Tränkle, Jochen Menath, Claudia Schondelmaier und Sven Hinterseh den „Dash to the Finish Line 5K“: Ein fünf Kilometer langer Lauf, dessen Strecke den letzten fünf Kilometern des Marathons entspricht, inklusive Zieleinlauf im Central Park.
Fünf Kilometer in 13 Minuten
Der Dash to the Finish Line-Lauf ist jedoch nicht nur Aufwärmen für den Marathon: „Eine ganze Reihe von Elite-Läufern legt das als Sprint hin“, sagt Anselm Säger. Sieger in diesem Jahr: Der Amerikaner Morgan Beadlescumb, der für die Strecke gerade einmal 13 Minuten und 44 Sekunden benötigte.
Die Läuferherzen ließen es beim fünf-Kilometer-Lauf gemütlich angehen und schonten ihre Energie für den Sonntag, als um 8.40 Uhr Ortszeit die amerikanische Nationalhymne erklang und ein Kanonenschlag den Marathon eröffnete.
Hymnen-Sängerin läuft selbst mit
„Gänsehaut pur“, sagt Anselm Säger über die Momente, als Broadway-Star Patina Miller „The Star-Spangled Banner“ live sang, bevor sie selbst auf die Strecke ging.

Noch mehr Gänsehautmomente hatten die Schwarzwälder Läufer einige Stunden später, als sie nach dem Zieleinlauf, umjubelt von den Zuschauern, ihre Medaille bekamen. „Beim New York-Marathon bekommt wirklich jeder im Ziel eine Medaille, egal, wie lange er oder sie gebraucht hat. Das finde ich großartig“, sagt Anselm Säger.
Offiziell Letzter in diesem Jahr wird der 65 Jahre alte Joel Kaufman aus dem Stadtbezirk Queens. Der ehemalige Mathematik-Lehrer kommt nach acht Stunden 43 Minuten and 34 Sekunden ins Ziel
Der nächste Lauf ist schon gebucht
Und die Schwarzwälder Läufer? Haben sie schon den nächsten New York-Marathon gebucht? „Nein, das nicht“, sagt Peter Wehrle und lacht. „Aber für Paris am 7. April, da haben wir uns gerade schon angemeldet.“