Seit die Diesel-Debatte vor rund zwei Jahren aufgeflammt ist, hat die Verunsicherung unter Autofahrern zugenommen: Was muss ich beim Autokauf beachten? Und: Auf welchen Antrieb soll ich setzen? Diesel, Benziner, Hybrid oder doch Elektro?
Die Kunden sind verunsichert
Auch Autohändler aus der Region bestätigen, dass ihre Kunden zunehmend verunsichert sind. „Das ist immer wieder mal ein Thema. Die Frage lautet: Kann ich noch nach Stuttgart oder München reinfahren“, sagt etwa Rainer Leenen, Verkaufsleiter beim Donaueschinger Autohaus Südstern–Bölle. „Einige sagen sich, ich behalte lieber meinen alten Wagen und warte mal, bis man genauer weiß, wo es hingeht“, ergänzt Matthias Storz vom Autohaus Storz in Villingen, das als Ford-Partner auch mit Filialen in Furtwangen und St. Georgen vertreten ist.
Wie bei den anderen Autohändlern der Region wirken sich die Diskussionen um Dieselfahrverbote und Stickstoffoxid-Grenzwerte auch auf sein Geschäft aus, sagt Storz: „Vor einem Jahr war es schon extrem.“ Vor allem die Gebrauchtwagen hätten sich nicht so gut verkauft, wie gedacht. Das hatte erhebliche Preisnachlässe zur Folge. „Ich saß auf 22 Stück eines SUV, der sich bis zur Dieseldiskussion super verkaufte“, so Storz. Sein Glück sei es gewesen, dass sich das Autohaus Storz in einer relativ guten wirtschaftlichen Situation befände: „Ich kann auch mal ein halbes Jahr aussitzen, wenn es nicht so gut läuft.“
Händler kritisieren Untätigkeit der Politik
Seit die Dieseldiskussion in der Öffentlichkeit abgeflaut sei, habe sich der Wind wieder etwas gedreht, sagt Storz. In der Region hätten sie auch nicht dieselben Probleme wie Stuttgarter Autohändler. „Sollten aber irgendwann Fahrverbote für Freiburg oder gar Villingen-Schwenningen im Raum stehen, haben wir auch ein Problem.“ Storz sieht vor allem die Politik in der Pflicht, endlich Farbe zu bekennen: „Bis jetzt zeigt keiner Flagge und sagt: Die Regel ist so und so.“
Auch Jürgen Stadelbauer vom Autohaus Stadelbauer in Villingen bemängelt die Untätigkeit der Politiker: „Die Diskussion läuft jetzt schon seit ein, zwei Jahren und es gibt noch immer keine einheitliche Linie.“ Für den Geschäftsführer der Autowelt Schuler, Joachim Janßen, spricht grundsätzlich nichts dagegen, dass etwas für den Umweltschutz getan wird: „Allerdings ist es eine Frage des Maßes und eine bessere Planbarkeit und Sicherheit wären für unser Geschäft wichtig.“

„Ich fordere von der Politik vor allem eine Versachlichung der Diskussion“, sagt Matthias Storz. Er erwarte, dass die Grenzwerte endlich unabhängig geprüft würden. Seine Forderungen konnte er jüngst bei einem Politiker vorbringen. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Marcel Klinge war auf Besuch beim Autohaus Storz, um zu erfahren, wie sich die Diesel-Debatte auf den Autohändler auswirkt. „Als Opposition wollen wir die Regierung drängen, Klarheit zu schaffen“, so Klinge zu Storz. Die FDP habe nicht nur beantragt, die Bundesmittel für die Umwelthilfe zu streichen, sondern setze sich auch für europaweit einheitliche Messmethoden der Stickstoffoxid-Belastung ein. „Wir sind das einzige Land mit Fahrverboten„, so Klinge. Diese lehne seine Partei kategorisch ab.
Elektromobilität löst nicht alle Probleme
„Jetzt schreien alle: Elektro! Elektro! Aber das ist auch ein zweischneidiges Schwert“, sagt Storz. Zum einen müsse erst geschaut werden, wie sich die Herstellung und das Recycling der Elektro-Batterien auf die CO2-Bilanz auswirke. Zum anderen würden allein in seiner Werkstatt viele Arbeitsplätze wegfallen, wenn es nur noch Elektrofahrzeuge gäbe. „Ich müsste mindestens die Hälfte der Leute entlassen“, so Storz. Er will nun vor allem auf Hybridantriebe setzen. „Ab kommendem Jahr haben wir beispielsweise einen Plug-In-Hybrid im Angebot.“ Beim Plug-In-Hybrid fährt das Auto batteriebetrieben auf kürzeren Strecken elektrisch. Ist die Batterie leer, wird sie über den Verbrennungsmotor wieder aufgeladen. Er werde ab kommendem Jahr auch voll elektrische Autos im Angebot haben, sagt Storz.
„Aber diese Fahrzeuge kosten immer noch deutlich mehr als normale Dieselautos und sind für die breite Masse zu teuer.“ Die Bundesregierung müsse daher Förderprogramme aufziehen, fordert Storz: „Wie damals die Abwrackprämie.“ Denn das Interesse der Kunden an Hybridantrieben und Elektrofahrzeugen sei zwar groß, aber: „Viele sind verunsichert, auch wegen der Reichweite.“
Renault: Gebrauchte Diesel sind schwierig zu verkaufen
Autohaus Stadelbauer: Die Diskussionen um Dieselfahrverbote seien vor allem beim Gebrauchtwagenverkauf spürbar, sagt Jürgen Stadelbauer, Geschäftsführer des Renault-Partners Autohaus Stadelbauer: „Dort hat die Nachfrage nach gebrauchten Dieseln stark nachgelassen.“ Auch bei Neuwagen seien die Verkaufszahlen von dieselbetriebenen Autos zurückgegangen. „Das ist aber weniger dramatisch. Da verkaufe ich dann halt einen Benziner„, so Stadelbauer. Für Kunden, die pro Jahr über 18 000 Kilometer zurücklegten, sei aber ein Diesel-Auto eigentlich das Richtige, da der Verbrauch geringer sei. „Und ich bin überzeugt, dass irgendwann auch der Benziner dran ist.“ Erfreulich für Stadelbauer ist, dass die Nachfrage bei elektrisch betriebenen Autos stark zugelegt hat. „Sie hat sich verdoppelt“, sagt er. Derzeit mache der Verkauf von Elektro-Autos rund zehn Prozent seines Umsatzes aus.
VW und Audi: Preise von gebrauchten Dieselautos sinken
Autowelt Schuler: Auch bei der Autowelt Schuler hätten sie vor allem den Zerfall des Preises von gebrauchten Dieselfahrzeugen gespürt, sagt Joachim Janßen, Geschäftsleitungsmitglied der Autowelt. Der Volkswagen-, Audi- und Škoda-Vertragspartner verfügt über mehrere Standorte in Villingen sowie je einen in Horgen und Donaueschingen. „Bei den Kunden ist es aber nicht so präsent, da sie von den Verboten in Stuttgart nicht betroffen sind“, so Janßen. Allerdings sei bei der Autowelt Schuler die Nachfrage nach benzinbetriebenen Autos ebenfalls gestiegen. Sie hätten zwar auch rein elektrisch betriebene Fahrzeuge im Angebot und das Interesse der Kunden an Elektroautos sei groß. „Allerdings hat das Auto einen gewissen Preis.“ Ab kommendem Jahre hätten sie dann bei der Autowelt Schuler auch Wagen mit Hybridantrieb im Angebot, so Joachim Janßen.
Mercedes: Nachfrage nach Diesel ging bei Privatkunden deutlich zurück
Südstern – Bölle: „Die Nachfrage nach Dieselfahrzeugen ging im Privatkundenbereich deutlich zurück“, sagt Rainer Leenen, Verkaufsleiter beim Donaueschinger Autohaus Südstern – Bölle, das als Mercedes-Benz-Partner auch in Villingen und Schwenningen mit Standorten vertreten ist. Vor allem im Gebrauchtwagenbereich hätten die Diskussionen um Dieselfahrverbote eine gravierende Reduzierung des Preises zur Folge gehabt. Bei Neuwagen habe die Nachfrage nach Benzinern deutlich zugenommen, sagt Leenen. „Und auch bei unseren Elektrofahrzeugen und den Autos mit Hybrid-Motor ist die Nachfrage erfreulich.“ Inzwischen mache der Umsatz mit alternativen Antrieben acht bis zehn Prozent des Umsatzes von Südstern – Bölle aus. Dies entspreche einer Verdopplung im Vergleich zu den Zahlen der vergangenen drei Jahre, so Rainer Leenen.
Fiat: in erster Linie werden Benziner verkauft
Autohaus VAZ: Kaum Auswirkungen auf das Geschäft mit Gebraucht- und Neuwagen hatte die Diskussion über Dieselfahrverbote und Stickstoffoxide beim Fiat-Vertragspartner Autohaus VAZ, das seinen Sitz in Villingen hat. „Wir spüren es minimal, da wir in erster Linie Benzin-Fahrzeuge verkaufen“, sagt Verkaufsleiter Karl Haas. Da die von ihnen verkauften, benzinbetriebenen Fahrzeuge recht wenig Sprit verbrauchten, seien sie beim Autohaus VAZ für die Zukunft gewappnet. Ab 2020 würden sie aber auch ein Elektroauto anbieten. Weitere Modelle werden folgen, versichert Haas: „Das müssen wir auch anbieten.“ Er sieht aber die Politik in der Pflicht, eine entsprechende Ladeinfrastruktur zu schaffen. „Für eine volle Elektromobilität gibt es noch nicht genügend Ladesäulen“, so Karl Haas. Zudem seien elektrisch betriebene Autos für viele Menschen zurzeit schlicht zu teuer.