Herbert Kusche ist 63 Jahre alt. Bald ist er seit 44 Jahren Zugbegleiter bei der Deutschen Bahn. Fast täglich fährt er mehrfach pro Schicht die Strecke zwischen Karlsruhe, durch den Schwarzwald-Baar-Kreis, bis nach Konstanz und zurück.
„Ich merke deutlich, dass derzeit weniger Passagiere in der Schwarzwaldbahn fahren“, sagt Kusche. Bei der Ticketkontrolle wird klar, dass der Zugbegleiter viele Fahrgäste gut kennt. Unbekannte Passagiere gebe es derzeit kaum, denn: „In der Schwarzwaldbahn sind momentan fast nur Pendler unterwegs. Die erkenne ich an ihren Monatskarten“, sagt Kusche. Fahrgäste mit einem Einzel- oder Baden-Württemberg-Ticket gebe es dagegen kaum noch.
Wenn der Zugbegleiter aufgrund der Symptome den Verdacht hat, dass ein Mensch im Zug das Coronavirus haben könnte, ist er von seinem Arbeitgeber verpflichtet, sowohl dem Passagier, als auch sich selbst eine Schutzmaske aufzuziehen. Einen Vorrat hat Kusche immer dabei. „Außerdem werden die Fahrgäste, die sich in dem Abteil befinden, aufgefordert, ihre Namen, Adressen und Nummern anzugeben, unter der sie zu erreichen sind“, ergänzt der 63-Jährige.
Zugtüren bleiben verschlossen
Das ist allerdings nur der erste Schritt. In weiterer Folge muss Kusche die Leitstellen informieren, die dann wieder den Notarzt kontaktiert und die Rettungskette in Gang setzt. Der Zug fährt dann unterdessen weiter bis zum nächsten Bahnhof, wo die Türen bis zum Eintreffen des Notarztes verschlossen bleibt. „Das kann auch schon mal eine Weile dauern“, sagt der Zugbegleiter.
Christian Bäumler fährt fast täglich von Konstanz nach Villingen. Der 55-Jährige ist Richter am Amtsgericht: „Mir ist auch schon aufgefallen, dass derzeit viel weniger Fahrgäste im Zug sind.“
Vier, die auf den Zug angewiesen sind, die die Müllers. Mutter Jessica (38) fährt mit ihren Kindern Nicolas (18), Laura (13) und Tiziano (3) ebenfalls sehr häufig mit der Schwarzwaldbahn von Hornberg nach Donaueschingen – aus familiären Gründen. „Wir schauen schon genau, wo wir uns hinsetzen“, sagt Jessica Müller. Sie bevorzugen momentan Plätze, um die wenig Menschen sind. „Wenn es schlimmer wird mit dem Coronavirus, werden wir auf die Fahrt ganz verzichten. Dann bleiben wir eben daheim“, ergänzt die 38-Jährige. Jessica Müller findet es richtig, dass Veranstaltungen reihenweise abgesagt werden. Sie sagt: „Mir fehlt allerdings das Verständnis dafür, dass es Termine gibt, die immer noch stattfinden.“
Einer, der gelassen mit der Situation umgeht, ist Jörg Schweinfurth. Der 55-Jährige fährt mit der Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Bad Dürrheim. „Ich habe keine besonderen Bedenken. Ich versuche, die normalen Hygienevorkehrungen einzuhalten“, sagt er. Ohnehin lege er schon immer großen Wert auf Hygiene und Sauberkeit: „Als Zeuge Jehovas gehört das zu unserer Glaubensausführung dazu“, sagt der Offenburger.