Kunden wundern sich: In den vergangenen Wochen blieben an mehreren Standorten über geschlossene Filialen der Bäckerei Krachenfels geschlossen. So etwa in der Villinger Südstadt, wo in der Filiale in der Herdstraße nur noch ein dunkler Verkaufsraum und hochgestellte Stühle daran erinnern, dass hier bis vor nicht allzu langer Zeit Kaffee serviert und Brötchen verkauft wurden.
Bäckerei und Handels-GmbH betroffen
Am Donnerstag, 24. Oktober, hat das Traditionsunternehmen aus Mönchweiler vor dem Villinger Amtsgericht nun Insolvenzantrag gestellt. Betroffen ist sowohl die Bäckerei Krachenfels GmbH als auch die Krachenfels Handels GmbH.
Als Verfahrensbevollmächtige wird für beide Gesellschaften die Lecon Restrukturierungs-Rechtsanwaltsgesellschaft aus München genannt. Sie sei spezialisiert auf die juristische und betriebswirtschaftliche Begleitung von Unternehmen in Krisensituationen und führt Restrukturierungen im Mittelstand durch. Das Verfahren findet demnach in vorläufiger Eigenverwaltung statt.

Als Insolvenzverwalter wurde der Villinger Rechtsanwalt Thorsten Schleich bestellt. Er werde sich voraussichtlich noch am Donnerstag ein erstes Bild vor Ort machen, heißt es auf Anfrage aus der Kanzlei.
Geschäftsführer will Familienunternehmen retten
Hoffnungsvoll äußert sich Geschäftsführer Georg Krachenfels: „Unser Ziel ist es, die Bäckerei Krachenfels für die Zukunft zu stärken und weiterzuführen.“ Die Traditionsbäckerei Krachenfels wird laut Pressemitteilung den bereits im Sommer gestarteten Restrukturierungskurs weiterführen.

Das beim Amtsgericht Villingen-Schwenningen beantragte Eigenverwaltungsverfahren ziele darauf ab, den Sanierungsprozess des Unternehmens erfolgreich abzuschließen. Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von Unternehmen. Das Unternehmen darf bei einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung unter der Aufsicht eines gerichtlich bestellten Sachwalters die Gesellschaft – begleitet von Sanierungsexperten – selbst durch das Verfahren führen. Auch JG Weisser in St. Georgen befindet sich aktuell in einem Eigenverwaltungsverfahren.
Doch warum ist das Familienunternehmen, das 1936 von Eugen Krachenfels in Furtwangen gegründet wurde und mittlerweile in der dritten Generation geführt wird, überhaupt in Schieflage geraten? Hintergrund sind laut Krachenfels gestiegene Energiekosten, Preissteigerungen beim Wareneinsatz und nicht zuletzt auch Spuren der Corona-Pandemie, die den Betrieb zu Anpassungen gezwungen hätten.
Bereits vor zwei Jahren hatten Georg Krachenfels eine Rechnung aufgestellt, dass die Brezel, wenn er alle Kosten einrechnen würde, eigentlich neun Euro kosten müsste. Strom, Heizöl, Diesel, Löhne und auch Weizen – das alles sei mit enormen Kostensteigerungen verbunden. Von der Politik fühlte er sich alleingelassen: „Wir Bäcker sind in Berlin leider nicht auf dem Radar der Politik – wir betreiben dort nicht wie andere ein Lobbybüro“, sagt Krachenfels im September 2022. Nach dieser Aussage schaute allerdings gleich Guido Wolf, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen, bei Krachenfels in der Produktion in Mönchweiler vorbei.
Auch die Personalsituation scheint in jüngster Zeit nicht so einfach gewesen zu sein. Beispielsweise wurde die Filiale in St. Georgen schon vor einem Jahr geschlossen: „Mit fehlen schlicht und einfach Mitarbeiter. Unter den verfügbaren Mitarbeitern gibt es aktuell mehrere Krankenstände“, schildert Georg Krachenfels damals die Situation. Oder das Beispiel Trossingen: Dort standen Kunden im Sommer vor geschlossenen Türen. Ein Schild gab den Hinweis, dass es zu Personalengpässen gekommen sei und sie nach Aldingen oder Spaichingen müssten.
210 Beschäftigte bekommen ihre Gehälter weiter
Um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern, sei das Filialnetz von vormals 41 auf derzeit 29 Filialen verkleinert worden. Nur noch die Filialen, die wirtschaftlich tragfähig sind, würden weiterbetrieben. Mit diesen Maßnahmen sind laut Mitteilung die Arbeitsplätze der nunmehr 210 Beschäftigten gesichert und die Gehälter werden in den kommenden Monaten durch Insolvenzgeld abgedeckt.
Die Geschäftsführung ist allerdings nach eigenen Angaben zuversichtlich, dass sein Unternehmen auch weiterhin in der Region Bodensee, Schwarzwald-Baar-Kreis und entlang der Rheinschiene angeboten werden können. Das Unternehmen sei seit 1936 ein fester Bestandteil der Region und steht für Qualität und Tradition.
Es ist nicht die einzige Bäckerei-Kette, die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet: So schließt die Großbäckerei Sternenbäck ihre Produktion in Baden-Württemberg.