Es war ein feierlich-fröhlicher Abend, mit dem das Umweltzentrum Schwarzwald-Baar-Neckar auf der Schwenninger Möglingshöhe seinen zehnten Geburtstag feierte. Der Rückblick aber zeigte: Die inzwischen etablierte Einrichtung hat auch harte Zeiten erlebt.
Zunächst erzählte Michael Neuenhagen von den Anfängen des Umweltzentrums: So habe ihn sein Chef von den Dürrheimer Mineralbrunnen angerufen, er habe in der Zeitung gelesen, dass kein Geld mehr für die Pflege des Schwenninger Moos da sei. Das sei nicht gut für die Mineralbrunnen. So habe er den BUND und viele weitere zusammengetrommelt, 1997 entstand der Arbeitskreis Moos, im Rahmen der Landesgartenschau schließlich das Umweltzentrum. Frust, Kampf, Freude in all den Jahren, heute sei das Zentrum anerkannt, vernetzt und überaus aktiv, als Schule, Ratgeber, Gastgeber und vieles mehr.

Der Stuttgarter Umweltstaatssekretär Andre Baumann vertrat Umweltministerin Thekla Walter, die kurzfristig verhindert war, und tat das sehr gerne. Hunderte, tausende Kinder, Menschen habe das umtriebige Zentrum mit Naturschutz infiziert, so Baumann, und das ohne dauerhafte staatliche Förderung.
Ein Drehkreuz für Artenvielfalt
„Die Baar gehört zu den artenreichsten Landschaften Deutschlands, ist ein Drehkreuz für die Artenvielfalt, und das Zentrum hier leistet enorm viel. Nicht nur für den Naturschutz, sondern auch für die Gesellschaft und den sozialen Zusammenhalt und das für Gotteslohn“, so Landrat Sven Hinterseh. Er wünschte alles Gute zum Geburtstag und dankte Michael Neuenhagen als „Geburtshelfer“ des Zentrums und allen Mitstreitern.
Beharrlichkeit, Kontinuität, Nachhaltigkeit als Motto des Zentrums, das lobte Bürgermeister Detlev Bührer, der an den akuten Geldmangel der Entstehungszeit verwies. „Auf dem Moos ist ohne Moos nichts los!“ Aus der Not entstand großes Engagement, „viele der heute Anwesenden waren damals schon dabei und sind immer noch aktiv“. Allein 2019 bot das Zentrum vier Ausstellungen, elf Vorträge, viele Teambildungsveranstaltungen und 30 Moos- und Vogelführungen. Dazu der Neckaraktionstag, Naturkindergeburtstage, „das geht alles nur mit sehr vielem ehrenamtlichen Engagement“, betonte Bührer.
Ein Traum erfüllt

Einer der vielen ehrenamtlichen Helfer ist Armin Schott. Ihm macht seine Arbeit sichtlich Spaß: „Es ist toll, Beruf und Hobby verbinden zu können“, sagt der bei der Stadt für Naturschutz Zuständige. „Das passt sehr gut zusammen. Und mit dem Zentrum hat sich für mich ein Traum erfüllt.“ Wobei die Jahre nicht immer einfach waren, aber nun freue er sich über den runden Geburtstag. „Bei so einem Anlass vergisst man schwere Zeiten.“ Freude und die Begegnung mit so vielen Menschen stehe für ihn im Vordergrund, und was Schott besonders gut gefällt, ist, dass es hier nicht nur um die Umwelt geht, sondern auch darum, Menschen aus allen Kulturkreisen mit einzubeziehen.
Erschreckender Flächenverbrauch
Den Festvortrag hielt Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbands. Und der war trotz Geburtstagsfeier kein salbungsvoller. Erschreckend sei die Entwicklung im Flächenverbrauch: „Die letzten zwei Generationen haben in 50 Jahren ebenso viel Fläche neu für Siedlungszwecke in Anspruch genommen wie die 80 Generationen zuvor seit Beginn unserer Zeitrechnung.“ Dabei sei der Verbrauch auf dem Land wesentlich größer als in Ballungsräumen. „Jeder wegfallende Hektar Ackerfläche verschärft die Situation. Freilich, es wäre ganz anders, wenn wir vegetarischer würden.
Aber die Erfahrungen, die die Grünen mit zaghaften Ansätzen zu einer Erziehung in diese Richtung gemacht haben, lassen weitere Versuche fraglich erscheinen.“ Bronner zitierte aus einer Baaremer Ortschaftsratssitzung, warum man im Neubaugebiet nur Einfamilienhäuser plante: „Bauherren, die sich nur ein Reihenhaus und kein Einfamilienhaus leisten können, wollen wir nicht in unserem Dorf.“ Bronner plädierte für Innenverdichtung, mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern und Windkraft. Die koste bei weitem nicht so vielen Milanen das Leben wie Vogelschützer behaupten: 40 Prozent der Jungvögel würden den Habichten zum Opfer fallen, nur fünf Prozent Windrädern. „Populationsrelevant ist wohl beides nicht: Entscheidend ist das Nahrungsangebot. Durch ein paar Hektar zusätzlicher Luzerne oder Kleegras könnte man das höhere Risiko durch Windkraft mehr als ausgleichen.“
Hoffnung auf Kurswechsel
Bronner zeigte sich vorsichtig optimistisch, in Berlin sei hinsichtlich Nachhaltigkeitsthemen eine Aufbruchstimmung wahrzunehmen, „wohin auch immer“. Der Baar und dem Umweltzentrum wünschte er, dass diese sich auch hierher abfärbt.