Die vorgezogenen Bundestagswahlen 2025 sorgen auch im Wahlkreis Schwarzwald-Baar für einen kurzen und rasanten Wahlkampf. Den Wählern bleibt kaum Zeit, sich ein Bild von den Bewerbern zu machen.
Mit der Wahlarena hat der SÜDKURIER am Montag, 20. Januar, diese Vergleichbarkeit geschaffen. Mit dabei waren in der Neuen Tonhalle in VS-Villingen die Kandidaten der sechs bislang im Bundestag vertretenen Parteien (einen Überblick mit weiteren Kandidaten gibt es hier).

Das Moderationsteam bildeten Denise Kley, Lokalchefin der Redaktion in Donaueschingen, und Stefan Hilser, Leiter der Lokalredaktion Überlingen. In mehreren Runden fühlte das Moderatoren-Duo den Bewerbern auf den Zahn. Und so lief die Einstiegsrunde (über die weiteren Debatten berichten wir noch gesondert).

Gewinnen mit Überzeugungskraft
Thorsten Frei, der CDU-Kandidat, ist bereits im Bundestag vertreten und Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Außerdem hat er den Kreisvorsitz der CDU Schwarzwald-Baar inne.
„Welcher Trupp ist leichter zu händeln?“, lautete Hilsers Einstiegsfrage an ihn. Frei sah da keine großen Unterschiede, in beiden Fällen, Kreisverband wie Bundestagsfraktion, gelte: „Am besten, Sie überzeugen die Kollegen.“
Und hat er selbst Ambitionen auf die Kanzlerschaft? „Meine Ambition ist, die Bundestagswahl zu gewinnen“, sagte Frei.
Warum sie Olaf Scholz bevorzugt
DeryaTürk-Nachbaur hat sich als SPD-Kandidatin seit der Wahl 2021 auf der Landesliste von Platz 19 auf elf vorgearbeitet, was ihren Wiedereinzug ins Parlament voraussichtlich sichert.

Würde sie lieber mit Verteidigungsminister Boris Pistorius als Kanzlerkandidat wahlkämpfen als mit Amtsinhaber Olaf Scholz? Von Türk-Nachbauer ein klares: „Nö. Wir haben einen erfahrenen Kanzler nominiert, der das Land durch eine Krise navigiert hat und höchstes Ansehen auf dem internationalen Parkett genießt“.
Liberaler greift zur Kettensäge
Mark Hohensee ist FDP-Kandidat und Landesvorsitzender der Jungen Liberalen. Beim Landesparteitag hatte er sich zuletzt mit einer Kettensäge gezeigt. Warum? „Total einfach“, antwortete Hohensee und verwies auf das Nutzerverhalten bei Social Media. „Sie swipen durch, wann halten Sie an?“. Wer etwas Seriöses sagen wolle, benötige einen Blickfang, um die Nutzer beim Durchwischen durch die Online-Inhalte mal zum Stopp zu bewegen.
Hohensees Vater ist übrigens CDU-Mitglied. Abwerbeversuche gebe es jedoch keine. „Wir sind so liberal zu Hause, dass jeder seine Meinung haben darf“, sagte der FDP-Kandidat.
Integration per Boxhandschuh
Marin Juric ist Kandidat der Grünen. Er engagiert sich mit dem Verein Boxing VS in der Jugendarbeit und bei der Integration von Geflüchteten – speziell mit dem Projekt „Fight for your Life“. „Haben Sie heute Ihre Boxhandschuhe dabei?“, wollte Stefan Hilser wissen. „Ich gehe das ein bisschen dezenter an“, umschrieb der 21-Jährige seinen Politikstil.
Das Boxprojekt helfe den Betroffenen, im Alltag zurechtzukommen. Es sei wichtig, auf manche Menschen ein Auge zu haben. „Weil sie viel zu oft vergessen werden“, sagte Juric.
Kompetenz statt Frauenquote?
Sebastian van Ryt wurde als AfD-Kandidat zum Einstieg auf die Nominierungsliste der Partei angesprochen. Von 25 Kandidaten – van Ryt steht auf Platz 25 – seien nur zwei Frauen, wunderte sich Moderator Hilser. „Wir haben keine Frauenquote, es geht nach Kompetenz“, lautete die Antwort.

Auf die geringe lokale Präsenz der Kanzlerkandidatin Alice Weidel in ihrem Wahlkreis Bodensee angesprochen, sagte Van Ryt: Die Kanzlerkandidatin reise viel herum und die Sicherheitsauflagen ließen sich nicht immer erfüllen.
Klares Nein an Sahra Wagenknecht
Heinrich Alexandra Hermann kandidiert für die Linke. Wäre es eine Option, Sahra Wagenknecht in deren neue Partei BSW zu folgen? „Ne, überhaupt nicht“, kam prompt die Antwort. Die Meinungen der Politikerin hätten zuletzt nicht mehr mit der Linken übereingestimmt. „Gut, dass sie gegangen ist.“
Ob der nicht-binären Person Hermann auf den Keks gehe, in jeder Diskussion die eigene Sexualität erklären zu müssen, wollte Stefan Hilser wissen. „Ich präsentiere das gerne, es muss aber nicht das Hautpthema für die Politik sein“, sagte Hermann.
Eine Videoaufzeichnung des Abend sehen Sie hier:
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