Im Brigachtal monieren etliche Bürger, dass das Trinkwasser neuerdings nach Chlor riecht. Aufgrund mehrerer Hinweise hat sich die Redaktion bei den Verantwortlichen in den beiden Kommunen Bad Dürrheim und Brigachtal nachgefragt.
Am Freitag, 4. April, bezogen eine hochrangig besetzte Runde Stellung zu einem Fragenkatalog des SÜDKURIER. Entschuldigen ließ sich dabei Bad Dürrheims Bürgermeister Jonathan Berggötz.

Die Vorgeschichte: Seit dem 26. Februar rauscht das Trinkwasser durch die neue Versorgungsleitung vom Wasserwerk Schabelwiesen in Bad Dürrheim – auch in das Leitungsnetz der Brigachtaler Haushalte. Der Planungsbeginn für diesen Wasserversorgungsverbund datiert auf das Jahr 2018 und hatte schon im Vorfeld einige Fragen aufgeworfen.
Zwei Kommunen, ein Wasserwerk
Hintergrund dieser interkommunalen Wasserversorgung ist zum einen die Versorgungssicherheit beider Gemeinden, verfügen sie doch über Grundwasserquellen, die sowohl Bad Dürrheim als auch Brigachtal versorgen können. Des Weiteren haben die Gemeindeparlamente beider Gemeinden beschlossen, weiches Wasser (unter 8,5 Grad Deutscher Härte) in die Haushalte zu liefern.

Hierzu wurde eine Carix-Enthärtungsanlage im Gewann Schabelwiesen installiert, die in ihrer Bauart erstmals für eine bessere Wasserqualität in zwei Gemeinden sorgen soll. Seitdem diese Anlage in Betrieb gegangen ist und das Wasser in Brigachtal aus den Hähnen fließt, gibt es seitens der Verbraucher allerdings kritische Fragen hinsichtlich der Wasserqualität. Insbesondere nehmen viele Bürger einen Chlorgeruch sowie eine Geschmacksveränderung wahr.

Das Gespräch: In einem Gespräch mit dem SÜDKURIER erläuterte Uwe Frisch von Netze BW, der im Auftrag der Stadt Bad Dürrheim das Amt des Wassermeisters innehat, die Abläufe: „Bei der Enthärtungsanlage handelt es sich um ein komplexes technisches System, das gerade in seiner Startphase zahlreiche Hürden aufweist“, sagte Uwe Frisch.

Sven-Eric Teuber, Betriebsleiter der Wasserwerke Bad Dürrheim, ergänzt hierzu: „Man kann ein Wasserwerk nicht auf Knopfdruck von jetzt auf nachher einschalten.“ Die unter der Aufsicht des Gesundheitsamtes erfolgte Umstellung der Wasserversorgung durchlaufe einen kontinuierlichen Prozess, in dessen Verlauf es durchaus zur Wahrnehmung von Chlorgeruch und einer geschmacklichen Veränderung komme.
Qualität soll sich bald verbessern
Versprechen Nummer eins: Sowohl Teuber vom Bad Dürrheimer Wasserwerk als auch Ortsbaumeister Patrick Lutz aus Brigachtal stimmten gegenüber dem SÜDKURIER darin überein, dass nach Abschluss des Umstellungsprozesses sowohl der Chlorgeruch als auch die Geschmacksveränderungen wieder verschwinde.
Die Chlorung des Trinkwassers liege gegenwärtig bei 0,1 bis 0,17 Milligramm pro Liter (mg/l) und damit deutlich unter dem Grenzwert von 0,3 mg/l. Die geschmackliche Veränderung rühre vom Abbau einer natürlichen Schleimschicht in den Rohrleitungen durch die veränderte Wasserhärte und die neue Art der Chlorung her.

Auch dabei sprechen die Verantwortlichen von einer vorübergehenden Erscheinung. „Wenn in den Hausinstallationen ältere Feinfilter oder seit längerem nicht getauschte Perlatoren eingebaut sind, so wird hier das eingesetzte Chlor aktiv. Das führt dann zur Freisetzung des Chlorgeruchs“, sagt Uwe Frisch.
Der Fachmann von Netze BW ergänzt: „Wir bitten die Bevölkerung um Geduld, bis alle Prozesse im neuen Wasserwerk stabil laufen.“ Bad Dürrheims Betriebsleiter Teuber wies darauf hin, dass die privaten Entkalkungsanlagen, die sich nicht automatisch auf die geänderte Eingangswasserhärte einstellen, entsprechend den neuen Werten justiert werden können.
Ist das Wasser trinkbar?
Versprechen Nummer zwei: Sowohl Bürgermeister Jonathan Berggötz als auch Bürgermeister Michael Schmitt wollen garantieren, dass das Wasser, das in Bad Dürrheim und Brigachtal aus den Hähnen fließt, bedenkenlos getrunken werden könne. Das versicherte Michael Schmitt im Gespräch am Freitag.
Befürchtungen, dass der Wasserpreis wegen des Neubaus des Wasserwerks Schabelwiesen für die Brigachtaler Bürger abermals steigen könnte, wusste Bürgermeister Michael Schmitt zu zerstreuen. Aber: „Wenn wir allerdings weitere Sanierungsmaßnahmen am Netz durchführen müssen, wird das auf den Wasserpreis umgelegt.“