Auch fünf Wochen nach dem Vorfall ist Matilda Damm noch immer erschüttert, wie man ihre 84-jährige an Demenz leidende Mutter im Schwarzwald-Baar-Klinikum behandelt hat.
„Meine Mutter hatte am 14. Juli, das war ein Donnerstag, starke Blutungen unter der Haut. Das ging bis über die Knie. Unser Hausarzt hatte dann einen Krankentransport ins Klinikum nach Villingen-Schwenningen veranlasst“, erzählt Damm.
Der Transport brachte Mutter Agneta Merk gegen 15.30 Uhr von Donaueschingen in die Doppelstadt: „Ich hatte eine Tasche gepackt, in die ich ihre Diabetes-Medikamente machte.“ Dem Sanitäter sagte sie, dass die Mutter unbedingt Insulin zwischen 17 und 18 Uhr verabreicht bekommen muss. Auch ihre Handynummer gab sie mit.
Als Tochter Damm gegen 18 Uhr noch keinen Anruf von Klinikmitarbeitern erhalten hatte, rief sie selbst an. „‘Ihre Mutter ist noch in der Ambulanz‘, sagte man mir“, erzählt die 65-jährige Tochter weiter. Gegen 19.30 Uhr rief Damm erneut an. Sie wurde an die Ambulanz weitergeleitet. Dort habe es gegenüber ihr geheißen, dass noch kein Arzt oder noch keine Ärztin bei der 84-Jährigen gewesen sei. Damm: „Ich sagte, dass meine Mutter unbedingt ihr Insulin bekommen muss. Außerdem versicherte man mir, dass man mich zurückruft.“
Am falschen Standort?
Das aber geschah nicht, also rief Tochter Damm ein weiteres Mal an – und sprach mit einer Ärztin. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits etwa 22 Uhr: „Die Ärztin sagte, dass meine Mutter in der falschen Klinik sei. Sie müsse nach Donaueschingen. In Villingen-Schwenningen gebe es keine Hautklinik. Dabei sagte uns der Hautarzt, dass meine Mutter mit den Beschwerden zum Internisten muss.“
Die unterschiedlichen Sichtweisen der Ärzte kritisiert Tochter Damm nicht, aber: „Warum lässt man eine alte Frau, die auch noch dement ist und Diabetes hat, so lange warten?“ Die Ärztin ordnete letztlich an, dass ein Krankentransport die 84-jährige Frau wieder nach Hause bringen soll. In der Klinik in Donaueschingen gebe es keine freien Plätze mehr.
Um 23.50 Uhr war Mutter Merk wieder daheim: „Der Sanitäter kam an und schrie zu mir nach oben, ob es denn keinen Aufzug gebe. Danach schrie er meine Mutter an, sie solle aufstehen. Dabei kann sie das gar nicht. Ich sagte ihm, dass das ein Nachspiel haben werde.“
Und weiter: „Als meine Mutter kam, hatte sie ganz weißen Speichel am Mund. Sie hatte wohl über acht Stunden nichts zu trinken bekommen. Und das Insulin hatte man ihr auch nicht verabreicht. Das ist eine Unverschämtheit.“
Das sagt das Klinikum zum Fall
Das Klinikum darf Fragen zu einzelnen Patienten nur beantworten, wenn es ausdrücklich von der Schweigepflicht befreit wird. Das hat Tochter Matilda Damm gemacht. Zum Fall ihrer Mutter sagt Klinikums-Sprecherin Sandra Adams: „Die Patientin wurde in die Notaufnahme des Schwarzwald-Baar Klinikums in Villingen-Schwenningen geschickt, allerdings konnte keine dringliche Erkrankung festgestellt werden, eine stationäre Behandlung war nicht erforderlich. Die Patientin konnte deshalb nach der Untersuchung wieder nach Hause entlassen werden.“

Generell zur Situation in Kliniken sagt Adams: „Die aktuelle Corona-Welle zeigt bundesweit ihre Auswirkungen: Es sind nicht nur viele Mitarbeiter in den Krankenhäusern urlaubsbedingt abwesend, sondern es sind auch deutlich mehr Personalausfälle aufgrund von Krankheit oder Quarantäne als üblich zu verzeichnen. Eine Situation in den vergangenen Wochen, in der sich andere Krankenhäuser in der Region zeitweise von der Notfallversorgung abmelden.“
Gleichzeitig suchten Patienten vermehrt die Notaufnahmen der Krankenhäuser – so auch im Schwarzwald-Baar-Klinikum. Die Situation sei für die Mitarbeiter nicht einfach zu stemmen.
Und wie geht es der 84-Jährigen heute? „Die Wunden sind noch immer offen und entzündet. Es hat sich leider auch ein Loch am Knöchel entwickelt“, sagt Damm abschließend. Man hoffe, dass es der Mutter bald wieder besser geht.