Bundesweit wird die Situation bei den Rettungsdiensten immer angespannter. Wie es bei uns im Schwarzwald-Baar-Kreis aus? Einblicke gibt der Geschäftsführer des Kreisverbands Villingen-Schwenningen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Stephen Niggemeier.
„Natürlich nehmen auch bei uns die Herausforderungen zu, ich kann aber sagen, dass wir aktuell immer noch alles gut im Griff haben und wir die Erwartungen und Vorgaben an unseren Rettungsdienst einhalten können“, so Niggemeier.

Die Vorgabe lautet, dass innerhalb von 15 Minuten 95 Prozent der Notfälle im gesamten Kreisgebiet erreicht werden müssen, Sommer wie Winter, bis in die hintersten Ecken des Schwarzwalds.
„Natürlich nehmen auch bei uns die Herausforderungen zu, ich kann aber sagen, dass wir aktuell immer noch alles gut im Griff haben.“Stephen Niggemeier, Geschäftsführer des Kreisverbands Villingen-Schwenningen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)
„Derzeit schaffen wir das noch zu 93 Prozent. Die Politik hat aber ab November diese Vorgabe auf zwölf Minuten erhöht“, erklärt Niggemeier. Was das in den Landkreisen bedeutet und wo entsprechend nachgebessert werden muss, werden die ersten Auswertungen Anfang nächsten Jahres zeigen.
Rettungskräfte
Die größte Herausforderung ist auch im Schwarzwald-Baar-Kreis das Thema Personal. Das Thema Corona hinterlässt seine Spuren. So hatte Niggemeiers Team im August und September wieder eine steigende Zahl von Krankheitsausfällen zu verzeichnen. Obwohl alle Mitarbeiter dreifach geimpft sind und jeden Tag getestet werden.
Das bedeutet, dass die gesunden Kollegen zum Teil länger arbeiten oder Zusatzschichten fahren müssen. Und das bei einem Zwölf-Stunden-Arbeitstag im Schichtbetrieb mit ständig wechselnden Anforderungen und Notfallsituationen.
„Das machen zwar alle mit, aber bringt unser Personal jetzt doch so langsam aber sicher an die Belastungsgrenze, und dem müssen wir entgegen steuern“, erklärt Florian Straub, Leiter des Rettungsdienstes.
Und Stephen Niggemeier ergänzt: „Der Markt für ausgebildete Rettungskräfte ist schon lange leergefegt, wir setzen deshalb seit längerem auf die vermehrte Ausbildung eigener Rettungssanitäter“. Aktuell werden jetzt pro Jahr zwölf neue Mitarbeiter zum Rettungssanitäter ausgebildet.
Während ihrer Ausbildung arbeiten die Mitarbeiter schon bei den einfacheren Aufgaben mit, etwa bei Krankenfahrten. Auch Schulabgänger, die hier ihr Freiwilliges Soziales Jahr ableisten, bieten hilfreiche Entlastung für die Teams.
Notärzte
Im Bereich der Notärzte zeigt sich dasselbe Bild. Viele der Kollegen arbeiten ja auch im Klinikum und sind dort verstärkt einer Corona-Infektion ausgesetzt. Die Folge: auch hier mehr Ausfälle, die von den Kollegen aufgefangen werden müssen. Und das in einer Situation, wo alle schon länger am Limit arbeiten.

Technische Ausstattung
In die Technik wurde in den vergangenen Jahren viel investiert. Gerade noch rechtzeitig haben sie beim Kreisverband vergangenes Jahr viele neue Rettungsfahrzeuge bestellt, die gerade im Kreisgebiet verteilt werden. Ein Glücksfall, denn inzwischen sind die Lieferzeiten auf bis zu zwei Jahre angestiegen.
Bei der Ausstattung hat man neben der Medizintechnik auch ein besonderes Augenmerk auf das Thema Arbeitserleichterung. So unterstützen eine vollhydraulische Krankentransportliege oder eine Treppenraupe die Rettungskräfte bei Kraft raubenden, schweren Arbeiten vor Ort.
Bei einem Frauenanteil von inzwischen 40 Prozent in den Rettungsteams sei es dem Roten Kreuz so auch möglich, selbst schwerste Patienten Kräfte schonend, sicher und schnell transportieren zu können.
Dass sich inzwischen die Kosten für den Diesel-Treibstoff pro Monat verdoppelt haben, bleibt auch dem Rettungsdienst nicht erspart. Einsparen lässt sich hier allerdings rein gar nichts, das Thema wird die Politik anders adressieren müssen. Ebenso die gestiegenen Kosten für die Anschaffung neuer Fahrzeuge, die sich pro Rettungswagen in Vollausstattung auf 230.000 Euro belaufen.

Rettungsleitstelle
Kontraproduktiv ist die Zunahme an unnötigen Notrufen, die die Rettungsleitstelle zu bearbeiten hat. Vielerorts sind auch die Hausärzte überlastet, mit der Folge, dass der Notruf mit Anrufen konfrontiert wird, die eigentlich keinen echten Notfall darstellen.
„Unser Disponenten in der Leitstelle versuchen das im Gespräch genauer zu evaluieren, aber nicht immer kann das ganz eindeutig festgestellt werden“, erklärt Florian Straub.
In solch einem Fall fährt dann ein Rettungsfahrzeug los, nur um dann bisweilen vor Ort feststellen zu müssen, dass sie hier nicht wirklich helfen können. Und versuchen müssen, den Fall irgendwie an einen Hausarzt zu vermitteln.

Rettungshubschrauber
Der Rettungshubschrauber, Christoph 11, ist rund um die Uhr im Einsatz. Immerhin ist es die einzige in Baden-Württemberg stationierte Maschine, die auch eine Nachtflugerlaubnis hat. Er wird wie alle Rettungsfahrzeuge auch von der Leitstelle disponiert.
Dort weiß man zu jedem Zeitpunkt, welche Rettungskräfte in einem Notfall am nächsten dran sind und kann auch so die Einsätze optimieren und deutlich beschleunigen.