Überraschung am Dienstag: Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) stoppt alle Pläne für einen Militärübungsplatz im Weißwald und auf dem Ochsenberg zwischen Tannheim und Überauchen. Das Projekt ist damit an dieser Stelle vom Tisch. Ob damit auch alternative Standorte der Region ausgeschlossen bleiben, ist offen. Bislang fahren die Jäger zum Üben nach Stetten am kalten Markt.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei erklärte auf Nachfrage des SÜDKURIER die Entscheidung genauer. Vor allem zur spannenden Frage, wo die Jäger aus Donaueschingen denn nun trainieren, bezieht der CDU-Bundestagsabgeordnete ebenso klar Position wie zur Befürchtung, dass die Truppe möglicherweise erwägen könnte, einen anderen Wald in der Nähe auszusuchen, etwa bei Brigachtal. Frei: „Nein, das denke ich nicht. Bei uns ist es ja überall räumlich sehr beengt und ich glaube sicher sagen zu können, dass im Dreieck Villingen-Schwenningen, Donaueschingen und Brigachtal keine Alternativlösung befürchtet werden muss.“ Frei betonte gegenüber dieser Zeitung, dass die Ministerin das Verfahren insgesamt und komplett gestoppt“ habe. Das heiße, so Frei weiter, dass „auch die ganzen teils schon angelaufenen Untersuchungen zum Standort nicht mehr weiter verfolgt werden“.

Die Donaueschinger Jäger hatten mit ihren Plänen in der Region überwiegend großes Entsetzen hervorgerufen, auch bei Bürgern, die andererseits voller Überzeugung betonten, dass die Soldaten ja irgendwo für ihre gefährlichen internationalen Einsätze üben müssten. Die Ankündigung, dass mitten im Naturschutzgebiet Weißwald auch der Wurf mit Handgranaten und das Abfeuern von Panzerfäusten geübt werden sollte, brachte viele Bürger auf die Barrikaden. Kopfschüttlern herrschte ob vieler Details, etwa dem beabsichtigten Ausbau von Zufahrtsstraßen bis zu einer Tragkraft von 100 Tonnen.
Generalinspekteur Zorn hatte bei seinem Besuch in der Tannheimer Nachsorgeklinik Anfang April dieses Jahres einräumt, dass auch Übungsmunition, die im Weißwald eingesetzt werden sollte, bei der Klinik zu hören sein werde. Dies hatten zuvor Militärs bei öffentlichen Auftritten zu dem Projekt etwa in Villingen in Abrede gestellt. Auch die Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen hatte sich im Sommer vergangenen Jahres mit einem 14-seitigen Positionspapier kategorisch gegen das Vorhaben gestemmt. Auch Gemeinderäte in Brigachtal begehrten massiv und bis zuletzt auf.
Nun herrscht wieder Ruhe über dem Wald. Die Nachsorgeklinik Tannheim reagierte am Dienstag so: „Wir würden trotz des Dauerregens jetzt am liebsten sofort feiern“, sagte Geschäftsführer Thomas Müller. Geschäftsführer Roland Wehrle kündigte an: „Wir werden am heutigen Mittwoch eine Dankeschönaktion starten und diese ans Ministerium übermitteln – man soll ja nicht immer nur kritisieren.“ Wehrle und Müller zeigten sich sicher, dass vor allem auf Grund der befürchteten Beeinträchtigung für die Klinik nun der Stopp für das Übungsgelände erfolgt ist: „Die Ministerin und der Generalinspekteur haben eine Entscheidung für die Kinder getroffen, dafür bedanken wir uns sehr von Herzen.“

Während die Klinik mit Großplakaten rund um Tannheim auf das Projekt aufmerksam gemacht hatte, liefen auf vielen politischen Kanälen die Drähte heiß. Viele Patientenverbände, so schilderte am Dienstag Roland Wehrle, hätten sich bei der Bundesregegierung zu Wort gemeldet. „Es gab auch von unseren in ganz Deutschland wohnenden Patienten viele, die sich bei ihren örtlichen Abgeordneten beschwert haben“, so der Klinikchef weiter. Rund um Tannheim machte eine Bürgerinitiative von Brigachtal aus Front gegen das Vorhaben. Plakate in beachtlicher Größe wurden vor allem im Raum Überrauchen aufgestellt.
Helmut Gerlach aus Überauchen ist einer der Bürger, die sich vor Ort sehr gezielt und durchorganisiert gewehrt hatten. Der langjährige Topmanager eines großen Automobilzulieferers der Region sagte am Dienstag zum SÜDKURIER: „Das ist eine supertolle Nachricht und sie kommt schon eher unerwartet. Wir dachten, wir müssen da noch mehr auf die Hinterfüße stehen“
Gerlach fand spontan auch lobende Worte, da „hier offenbar auch Thorsten Frei mitgewirkt“ habe. Frei hatte gegenüber dem SÜDKURIER betont, er werde die Bedenken der Bürger in Berlin vortragen.
Diesen Mittwochabend hätte das regionale Friedensbündnis eigentlich eine eigene Bürgerinitiative gegründet. Zu dieser Runde gehört auch Villingens langjährige Bundestagsabgeordnete der SPD, Christa Lörcher.
So hatte die Region im April dieses Jahres ihren Aufstand gegen das Vorhaben gestartet: