Im Briefkasten eines Mannes im Kreis Rottweil, der für die Partei Volt plakatiert, steckt ein heftiges Schreiben. Der anonyme Absender droht nicht nur, sondern behauptet auch, im Namen der AfD zu sprechen:
“Wir sehen ihre Partei zunehmend als Bedrohung und können die Volt Politik nicht länger tolerieren, wir die Alternative für Deutschland raten ihnen mahnend ab ihren Wahlkampf fortzuführen“, steht darin. „Uns sind die nächsten Aktionen im Landkreis bekannt und wir werden gegen sie vorgehen. Wir werden diesen Worten Taten folgen lassen. Vergesst dies nicht. Ich bin mir sicher lieber (hier wird der Name genannt) es lohnt sich für dich, dich öfter mal umzudrehen beim Spazierengehen.“
Geschockt vom Fund im Briefkasten
Seine Frau habe den Brief im Briefkasten gefunden, als er selbst auf Dienstreise war, sagt der Betroffene. „Sie war total schockiert!“ Und ja, so etwas mache Angst.
Da wisse offenbar jemand genau über ihn Bescheid, auch darüber, dass er jeden Abend joggen gehe. Wobei das für jemanden aus dem Ort auch nicht schwer. „Ich bin hier der einzige, der Volt-Wahlplakate aufhängt und Flyer verteilt.“
Einschüchterungsversuch fruchtet nicht
Klein beigeben will der Mann nun aber keineswegs, auch seine Mitstreiter nicht. Auch wenn sich nicht klar bestätigen lässt, dass der Absender tatsächlich ein Mitglied der rechtsextremen AfD sei, zeige sich die Gesinnung doch sehr deutlich.
“Anscheinend gefällt es vielen Rechtsextremen nicht, dass sich Volt für ein starkes und gemeinschaftliches Europa einsetzt, doch das bestätigt uns ganz klar darin, dass wir gerade in der aktuellen Zeit einen wichtigen Beitrag zur Demokratie leisten.“ sagt Marius Dettki, Direktkandidat und Co-Teamleiter von Volt Rottweil.
“So ein Einschüchterungsversuch ist inakzeptabel“, pflichtet auch Christiane Fichter, die Co-Teamleiterin, bei. „Sowas wird von uns konsequent zur Anzeige gebracht!“.
Polizei nimmt Angelegenheit sehr ernst
Das wurde es auch, und es bedeutet für den Betroffenen und seine Familie eine echte Erleichterung. Die Polizei habe die Sache sehr ernst genommen, der Staatsschutz habe sich sofort eingeschaltet, und der steht nun auch der Familie zur Seite.
Kriminaltechniker untersuchen Brief
Details dazu will man seitens der Polizei nicht nennen. Aufgrund des laufenden Verfahrens können man keine Angaben zu den Ermittlungsschritten oder internen Maßnahmen machen, heißt es auf Anfrage. Der Brief werde derzeit kriminaltechnisch untersucht.
Woher der Hass auf ihn kommt, kann sich der 37-Jährige nicht erklären. „Jemanden an einem Infostand zu beleidigen ist die eine Sache, aber ein solches Schreiben auszudrucken und in den Briefkasten zu werfen, das braucht ja doch einiges an Planung. Da steckt kriminelle Energie dahinter!“
Seit der Debatte um Migrationspolitik und die Abstimmung mit der AfD im Bundestag scheinen sich die Rechten sicherer zu fühlen, sind die Volt-Leute überzeugt. Auch die Initiative Omas gegen Rechts erhalte persönliche Hassnachrichten.
Der Drohbrief hier zeige, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus wichtiger sei denn je. Man lasse sich hier keineswegs einschüchtern: „Die stärkste Antwort dagegen ist der Einsatz für eine positive Zukunftsvision eines geeinten Europas“, sagt Marius Dettki.
Und der betroffene Familienvater zeigt sich erleichtert: “Das klare und entschlossene Auftreten der Polizei hat mich sehr beruhigt“, sagt er, “ich hatte schon etwas Angst, dass ich auf der Polizeistation nur belächelt werde, aber eine so entschlossene Reaktion der Polizei lässt mich hoffen, dass der Täter sogar überführt wird.“