Frühaufsteher mussten sich am Mittwoch, 17. Januar, auch im Schwarzwald-Baar-Kreis morgens gut überlegen, ob sie das Haus verlassen möchten. Regen und gefrorene Böden sorgten in der Früh für eisglatte Verkehrswege.

Erst gegen 7 Uhr setzen sich die Plusgrade und der Regen gegen den Frost durch und es beginnt zu tauen.
Viel Andrang in der Notaufnahme
Die Folgen des Eisregens machen sich im Laufe des Vormittags im Schwarzwald-Baar-Klinikum bemerkbar. In der Notaufnahme des Klinikums in Villingen-Schwenningen sind deutlich mehr Menschen eingetroffen, wie Sandra Adams, Sprecherin des Krankenhauses, mitteilt.
Die Verletzten seien zum Beispiel als Fußgänger gestürzt, erklärte Adams. Häufig handele es sich bei den Verletzungen dann entsprechend um Hand- oder Hüftgelenkfrakturen und Prellungen, so die Sprecherin.
Unfallgeschehen: Schwarzwald-Baar-Kreis kommt relativ glimpflich davon
Gemessen an den Unwetterwarnungen für den Straßenverkehr ist der Glatteis-Morgen für den Schwarzwald-Baar-Kreis offenbar relativ glimpflich davongekommen.

Das Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz zog gegen 10 Uhr auf Anfrage eine kurze Zwischenbilanz des Morgens. Demnach gab es etwa 70 Unfälle im gesamten Präsidiumsbereich – also den vier Landkreisen Schwarzwald-Baar, Tuttlingen, Rottweil und Konstanz zusammen.
Die wenigsten davon entfielen bei der überschlägigen Betrachtung allerdings auf den Schwarzwald-Baar-Kreis, teilte die Polizei mit: Es seien rund 16 Unfälle zu verzeichnen, schwerpunktmäßig eher im südlichen Landkreis.
Zudem habe es im Laufe des Mittwochmorgens vornehmlich Sachschäden gegeben. Nur in einem Falle sei ein Mensch leicht verletzt worden. Generell lobte die Polizei die Straßenmeistereien, die vorbereitet gewesen und gute Arbeit geleistet hätten.
Einsatzleiter beobachtet Lage in VS ab Mitternacht
Bereits am Dienstagabend wurden in der Doppelstadt als vorbeugende Maßnahmen aufgrund der Wetterprognosen bekannte gefährliche Stellen und Bereiche durch die Technischen Dienste gestreut, erklärt die Pressestelle der Stadt. Die Einsatzleiter der TDVS haben die Wettersituation ab Mitternacht beobachtet. Der Regen habe gegen 1 Uhr eingesetzt. Die Niederschläge seien allerdings nicht kontinuierlich gewesen. Die Einsatzleiter haben daraufhin ab circa 1:30 Uhr mit der Beurteilung der Straßenverhältnisse vor Ort begonnen, teilt der Pressesprecher der Stadt, Christian Thiel mit.
Die Streufahrzeuge sind seit rund 2 Uhr im Einsatz. Zusätzlich wurden die Fremdfahrer (insgesamt 13 Fahrer mit Fahrzeugen) parallel eingesetzt. Seitens der TDVS waren zwölf Großfahrzeuge sowie fünf Schmalspurfahrzeuge im Einsatz. Zusätzlich waren seit 4 Uhr die Handkolonnen im Einsatz.
Aktuell habe im Laufe des Tages Tauwetter eingesetzt. Streufahrzeuge werden nur noch bei Bedarf für weiterhin glatte und gefährliche Stellen eingesetzt. Die weitere Wetterentwicklung habe man aber im Blick. Für eventuell erforderliche Einsätze sind Mitarbeiter der TDVS weiterhin vor Ort oder stehen zur Verfügung, so Thiel.
Müllabfuhr verspätet sich
Das Abfallwirtschaftsamt des Landkreises hat aktuell eine Warnung per App veröffentlicht: „Aufgrund der schwierigen Straßenverhältnisse durch Glätte und Eisregen kann die Müllabfuhr mehrere Straßen nicht anfahren“.
Die vollen Tonnen bleiben aber nicht lange stehen: Bis Samstag, 20. Januar, kommt die Müllabfuhr vorbei und leert die Abfallbehälter, kündigt die Behörde an. „Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, ihre Behälter bis Samstag zur Leerung bereit zu stellen“, so das Amt.
Angesichts bald wieder drohender Minusgrade hier unsere Tipps gegen einfrierende Biomülltonnen.
Extreme Situation in Donaueschingen
Räumfahrzeuge kriechen rückwärts die Steilstrecke hinauf und Autos rutschen im Stehen weg. Wenn Armin Börnert, Leiter der Technischen Dienste der Stadt Donaueschingen, am Mittwoch für alle, die mit dem Winterdienst zu tun haben, von einem extremen Tag spricht hat das seine Richtigkeit.

Der Deutsche Wetterdienst habe in Sachen Eisregen eine sehr gute Prognose abgeliefert, lobt Börnert. Eine Ankündigung, auf die sein Team schon am Dienstagabend reagiert habe. Vorbeugend wurde gestreut, ehe es am Mittwoch um 4 Uhr losging. Arbeitsauftrag: Die Straßenglätte mit der Ausbringung von Sole bekämpfen. Doch das ist mühsam.

Wenn im normalen Winterdienst eine Durchfahrt – also die Abdeckung aller neuralgischen Strecken – ausreicht, so waren es bis Mittag drei Durchfahrten. „Wir hatten die ganze Woche Minustemperaturen, die Böden sind eiskalt“, sagt Börnert. Wenn jetzt die Sole ausgebracht werde, werde sie vom Regen verwässert. „Was sich löst, friert wieder an.“ Nächste Runde.
Drei Unimogs im Einsatz
Mit Split und Salz sind die Fußgruppen der Technischen Dienste unterwegs. Für den Streudienst auf die Straße bringen die Technischen Dienste am Mittwoch nur ausgewählte Fahrzeuge, Traktoren sind nicht einsetzbar. Die Arbeit verrichten drei Unimogs mit Schleuderketten. Das sind zuschaltbare Kettenvorsätze, die insbesondere bei Steilstrecken unabdingbar sind.
Anders als normale Autofahrer müssen die TD-Fahrzeuge die blanken Eispisten bewältigen. Wo notwendig rückwärts bergauf fahrend. Das muss vorsichtig geschehen, „denn wenn ein 15 Tonnen schwerer Unimog ins Rutschen kommt, ist er nicht mehr zu halten“, so Börnert.
Doch selbst die Rückwärts-Taktik war am Mittwochmorgen im Bereich der Steilstrecke Uhlandstraße Richtung Eichendorffstraße nicht anwendbar. Gegen 6.30 Uhr wollte die Polizei den Winterdienst in diesem Bereich dirigieren. Börnerts Absage im Sinne des Eigenschutzes: „Wir können nicht kommen. Unsere Fahrzeuge rutschen dann selbst.“
Auch Bürger in der Pflicht
Wo die Technischen Dienste nicht helfen können, müssten sich die Bürger eben selbst helfen. „Nicht umsonst gibt es im Stadtgebiet noch die Streukübel.“ Und dorthin ein paar Meter zu laufen, sei zumutbar.
Auch der eigene Allrad rutscht
Gemeinsam mit der Polizei war Börnert am frühen Mittwochmorgen unterwegs zu Unfällen und Rutschungen. Er erlebte selbst, wie sein Allrad-Fahrzeug ins Rutschen geriet. Und ließ sich erzählen, wie Autos schon im Stand rutschen. „Da genügte es offenbar die Autotür zu öffnen und das Fahrzeug hinter sich herzuziehen.

Fußgängerfrequenz, so seine Beobachtung am Vormittag, habe es wenig gegeben, Fahrzeugverkehr mit Blick auf verwaiste Parkplätze eher auch weniger. Da komme es auf eine gesunde Selbsteinschätzung jedes Autofahrers an: Muss ich mir diese Fahrt antun? Auch Fußgänger sollten nicht ohne Notwendigkeit unterwegs sein. Gefahren bergen würden die mitunter nur sporadisch privat gestreuten Gehwege. „Da kann ich verstehen, dass ältere Leute lieber auf der Straße laufen. „Die sind von den Profis geräumt.“