Sie ist erst elf Jahre alt und bereits zweifache Weltmeisterin. Naila Winterhalter betreibt eine, zumindest für Mädchen ihres Alters, ungewöhnlichen Sportart. Sie macht Kick- und Thaiboxen.
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER verrät sie, wie sie zu dieser Sportart gekommen ist. Und welches leckere Ritual sich die ganze Familie nach einem Wettkampf gönnt.
Von coolen Kicks bis zum Wettkampf
Bei einer Demonstration ihres Könnens im hauseigenen Fitnessraum wird sofort klar: Naila beherrscht das, was sie macht, wahrhaft weltmeisterlich. Sie malträtiert den Boxsack mit Faustschlägen und gezielten Tritten. High Kick, Low Kick, Front- und Side-Kick. Dann eine schnelle Kombination mit den Händen.

Wie kam Naila zu dieser Sportart? „Als ich acht Jahre alt war, hatte mein Bruder die Idee, Kickboxen zu lernen. Ich bin mit ihm ins Training. Mein Bruder hat wieder aufgehört. Mir hat es gefallen, da ich bin dabei geblieben“, fasst die Elfjährige den Einstieg in den Kampfsport zusammen.
Knapp vier Jahre ist das jetzt her. Nach dem sie anfangs Spaß an den coolen Kicks hatte, wie sie es nennt, entdeckte sie schnell auch ihre Freude am sportlichen Wettkampf mit anderen. Und das sehr erfolgreich.
Weite Wege ins Training
Für ihren sportlichen Erfolg nimmt Naila einiges in Kauf. Zwei bis drei Mal pro Woche lässt sie sich von ihren Eltern zum Training in den Thai Box Club nach Singen fahren. Dort wird sie von Inhaber Ralf Hasenohr in Muaj Thai unterrichtet.
Das ist in Thailand Nationalsport. Dabei werden verschiedene Aspekte aus Kampfkunst, Wettkampfsport und realistischer Selbstverteidigung vereint und gelehrt.
Aber warum in Singen? Gibt es in der Umgebung keine Möglichkeit, diese Sportart auszuüben? „Der Thai Box Club in Singen ist sehr bekannt und die Trainer dort sind sehr gut, und mit Herzblut bei der Sache“ sagt Naila. Der Chef und Inhaber des Box Clubs, Ralf Hasenohr ist selbst ein vielfach ausgezeichneter Kampfsportler.
So erfolgreich ist die Elfjährige
In ihrer erst kurzen Karriere hat Naila Winterhalter sportlich schon ordentlich abgeräumt. In ihrem Kinderzimmer hat sie eine Ecke nur für Pokale und Meistergürtel eingerichtet. Erster Platz bei den Kids Newcomern 2023, Deutsche Meisterschaft, Vize-Baden-Württembergische Meisterin und so weiter.
Neu hinzugekommen ist jetzt ein Weltmeistergürtel, den sie bei der Weltmeisterschaft im österreichischen Bregenz in ihrer Gewichts- und Altersklasse von sieben bis zwölf Jahren und 30 bis 35 Kilogramm gewonnen hat. Zwei Mal hat sie dort ihre Gegnerinnen besiegt, einmal im Kickboxen, einmal im Leichtkontakt.

Der sportliche Erfolg erfordert ein hohes Maß an Training und Disziplin. Neben ihren zwei bis drei wöchentlichen Trainingseinheiten in Singen trainiert Naila mehrmals die Woche daheim. Ihren Trainingskeller hat ihr Vater eingerichtet.
Ein leckeres Ritual
Zudem achtet sie auf ihre Ernährung. „Ich esse so gut wie nichts Süßes“, sagt sie. Worüber ihre Eltern nicht unglücklich sind. „Aber das macht Naila von sich aus, wir verbieten ihr es nicht“, betont Mutter Lisa.
Auch sonst achtet sie auf bewusste Ernährung. „Das hab ich von meinem Papa“, sagt Naila. Der ist Polizist und ernährt sich ebenfalls bewusst.
Eine kleine Schwäche gesteht Naila Winterhalter dann aber dennoch. „Nach jedem Wettkampf geht die ganze Familie Döner essen. Das ist schon so etwas wie unser Ritual geworden“, verrät sie.
Und wie verbringt sie den Thailand-Urlaub?
Ihre Sportart macht Naila Winterhalter so großen Spaß, dass sie in diesem Jahr im gemeinsamen Familienurlaub in Thailand fast jeden Vormittag trainiert hat. Nicht einsam am Strand, sondern in der Martial Arts Academy.
Die gehört nämlich dem Deutschen Kickboxweltmeister Pascal Schroth. Und während sich die Familie am Meer erholte, ließ sich Naila von dem Profi weiter in die Kunst des Kickboxens einweisen.
Die Kickboxerin hat einen Plan B
Ihre neu erworbenen Techniken will Naila Winterhalter natürlich in ihr bestehendes Trainingsprogramm einbauen und ihre Performance immer weiter verbessern. Ihr nächstes Ziel hat Naila Winterhalter auch schon fest vor Augen: „Im nächsten Jahr möchte ich an der Europameisterschaft teilnehmen. Die findet auf Malta statt.“
Ob sie später einmal in den Profibereich wechseln möchte? „Vorstellen kann ich mir das schon“, sagt Naila. Und falls es mit der Profikarriere nichts werden sollte, hat die Elfjährige aber bereits heute eine Option. „Dann gehe ich zur Polizei“, hat sie ihren Plan B schon fest ins Auge gefasst.