In der Nacht zum 15. Mai 2022 wecken zwei laute Knalle eine Gemeinde im Schwarzwald-Baar-Kreis. Ein etwas älteres Haus im Ort steht nachts gegen 2.30 Uhr im Vollbrand. Der Verdacht kommt auf: Das könnte Brandstiftung gewesen sein.
Nach monatelangen Ermittlungen wurde Anklage wegen schwerer Brandstiftung gegen einen Feuerwehrmann (Jahrgang 1986) aus dieser Gemeinde erhoben. Nun muss er sich seit dem Donnerstag, 14. September, vor dem Schöffengericht in Villingen verantworten. 13 Zeugen sind geladen, ferner drei Sachverständige.
Am ersten Verhandlungstag präsentierten Sachverständige ihre Einschätzungen zum Brand. Nach früheren Angaben wurde ein Sachschaden von rund 400.000 Euro angerichtet. Mehrere Familien sollen dort gewohnt haben, konnten unverletzt das Anwesen verlassen, sollen aber damals aber ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben.
Unter den vernommenen Zeugen schilderte auch ein ermittelnder Polizist seinen Eindruck von der etwa zweistündigen Vernehmung des Angeklagten.
Video zeigt Angeklagten in Nähe des Tatorts
Ein Beamter des Landeskriminalamtes sagte vor Gericht, dass der Brand wohl zwischen 2.20 und 2.25 Uhr ausgebrochen sein muss.
Es war ein Video, das den Verdacht der Ermittler auf den Angeklagten gelenkt hatte. Auf der Aufnahme ist ein Man mit dunkler Jacke etwa zwei Stunden vor der mutmaßlichen Tatzeit zu sehen. Der Angeklagte hatte sich in seiner Vernehmung durch die Beamten anhand seiner Bewegungsmuster selbst identifiziert. Wie er dort hingekommen war, konnte er sich aber nicht erklären.
Angeklagter sehr kooperativ
In der Vernehmung seien die Aussagen des Angeklagten nicht immer verständlich gewesen, aber er habe sich sehr kooperativ verhalten, sagte ein Ermittler. So auch bei einer Hausdurchsuchung sowie der Untersuchung seines Handys und PCs durch Beamte.
Der 37-Jährige wohnt mit seiner Mutter zusammen. Er habe gemutmaßt, geschlafwandelt zu sein, da das laut seiner Mutter zuhause schon mal vorgekommen sei, sagte der Vernehmer vor Gericht aus. In der Vernehmungen äußerte er jedoch auch, dass er vermutlich zu der Zeit Zigaretten holen gegangen sei.
Erstaunen über eine Aussage
Die Sachverständigen vermuten den Ausgangspunkt des Brandes in einer Altpapiertonne des Hauses.
Als einer der Beamten den Angeklagten in einer Vernehmung hypothetisch fragte, wie er bei einer Brandstiftung an dem fraglichen Haus vorgehen würde, verwies der Angeklagte auf eben jene Papiertonne als Ansatzpunkt. „Ich war erstaunt, dass er davon weiß“, sagte einer der Beamten jetzt vor Gericht.
Zigarettenstummel als mögliche Spur?
Allerdings fanden sich in der Papiertonne auch zahlreiche Zigarettenstummel. Eine Hausbewohnerin, die zu der Zeit noch Raucherin war, sagte allerdings aus, dass sie in der Zeit des Brandausbruches bereits geschlafen habe.
Zur Brandzeit war der Angeklagte selbst mit der Feuerwehr vor Ort und löschte den Brand. Der 37-Jährige ist Quereinsteiger bei der Feuerwehr. Er sei laut seinen Kollegen zwar nervös gewesen, aber für die geringe Anzahl seiner erlebten Einsätze sei das in diesem Fall normal gewesen.
Der Prozess soll am 27. September fortgesetzt werden.