Das hätte richtig katastrophal enden können: Am 4. Mai explodierte auf dem Gelände der Brigachtaler Recyclingfirma Scholz eine Gasflasche. Ein riesiges Metallteil der detonierten Flasche schleuderte über das Betriebsgelände und eine Straße, prallte auf dem Edeka-Parkplatz gegen ein Fahrzeug, wobei eine Scheibe eines Autos zerstört wurde.
Dabei wurde ein 55-Jähriger Mann durch Glassplitter leicht verletzt. Der Vorfall ging also halbwegs glimpflich aus. Doch hätte das Unglück vermieden werden können oder gar müssen? Immerhin hätte das Metallteil auch Menschen schwerer verletzen oder sie töten können.
Nachdem Vorfall suchten Vertreter des Gewerbeaufsichtsamts einen Tag später das Unternehmen auf, berichtet die Sprecherin des Landratsamts, Heike Frank, auf Anfrage.
Gewerbeaufsichtsamt in Firma
Dabei ging es zunächst einmal darum, den Verlauf des Unglücks nachzuzeichnen. Nach Kenntnis der Gewerbeaufsicht habe ein Mitarbeiter der Firma auf dem Betriebsgelände eine Schrottschere zum sortenreinen Zerkleinern von größeren Aluminiumabfällen bedient. Das sei notwendig, um Lastwagen effizienter beladen zu können.
„Eingangskontrollen und Gefährdungsbeurteilungen sind die geeigneten Werkzeuge, um Unfälle jeglicher Art soweit wie möglich zu vermeiden.“Heike Frank, Sprecherin Landratsamt
Der Mitarbeiter befüllte mithilfe eines Baggers den Aluminiumschrott in den Aufnahmetrichter der Schrottschere. In dem Schrotthaufen befand sich offensichtlich eine alte Gasflasche mit unbekannter Füllung. Die Flasche sei in die Schrottschere geraten und dort explodiert, sodass der Großteil der Flasche in die Luft geschleudert wurde – mit dem bekannten Verlauf.
Im produzierenden oder verarbeitenden Betrieben könne es grundsätzlich zu Fehlwürfen kommen, wodurch ein Restrisiko bestehe, sagt die Sprecherin des Landratsamts zur Unfallursache.

Das Gewerbeaufsichtsamt betone, dass „Eingangskontrollen und Gefährdungsbeurteilungen die geeigneten Werkzeuge sind, um Unfälle jeglicher Art soweit wie möglich zu vermeiden“. Doch heißt das auch, dass damit das Unternehmen belangt werden kann, weil ja offensichtlich die Eingangskontrolle nicht wirksam war? Dazu wollte sich die Sprecherin trotz Nachfrage nicht weiter äußern.
Was sagt das Unternehmen selbst? Die Redaktion versuchte bereits am 5. Mai, dann erneut am 8. Mai Geschäftsführer Thomas Scholz mehrfach zu erreichen. Vertröstet wurde sie auf den Morgen des 9. Mai – doch Anrufe blieben erfolglos. Später wurde dann mitgeteilt, dass Geschäftsführer Thomas Scholz krankgeschrieben sei.
„Es wurde uns zugesichert, dass das Unternehmen Schutzmaßnahmen ergreift.“Michael Schmitt, Bürgermeister
Und wie reagiert die Gemeindeverwaltung auf den Vorfall? „Wir sind schnell von Scholz informiert worden“, berichtet auf Anfrage Bürgermeister Michael Schmitt. Geschäftsführer Thomas Scholz habe zugesichert, als Konsequenz aus dem Unfall Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
So soll nun eine Art Einhausung gebaut werden, um das Gelände zu sichern. Damit soll es künftig ausgeschlossen sein, dass selbst im Fall einer Explosion herumfliegende Teile Außenstehende gefährden.

Scholz reiche nun einen Bauantrag bei der Gemeinde ein, der zügig geprüft werde. Schmitt unterrichtet darüber in der nächsten Sitzung den Gemeinderat. Der Schutz der Bevölkerung müsse gewährleistet sein, betont Schmitt, was mit dieser Maßnahme auch erreicht werde.
Weitere Möglichkeiten habe die Gemeinde nicht, um zu überprüfen, ob der Betrieb ordnungsgemäß verlaufe. Hier sieht der Bürgermeister vor allem die Gewerbeaufsicht und das Baurechtsamt im Landratsamt in der Pflicht.
Schmitt kennt auch die vielfältige Kritik an dem Unternehmen, vor allem aus dem naheliegenden Wohngebiet. Allerdings müsse man fairerweise auch einräumen, dass sich das Wohngebiet um die Firma entwickelt habe und nicht umgekehrt. Seien die Sicherheitsaspekte erfüllt, dann sollte der Betrieb auch akzeptiert werden.
Polizei ermittelt
Die Polizei hat ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, doch die gestalten sich schwierig, wie Polizeisprecher Jörg Kluge einräumt.
Derjenige, der die offensichtlich zum Teil noch gefüllte Flasche bei dem Reyclingunternehmen abgegeben hat, lässt sich wohl nicht mehr ermitteln. Ob auch gegen Mitarbeiter des Unternehmens ermittelt wird, prüft die Polizei noch.