Die Polizei hat mittlerweile die zuerst genannte Schadenshöhe an dem Gebäude der ehemaligen Jugendherberge am Villinger Stadtrand von einer halben Million Euro auf rund 200.000 Euro reduziert.
Das Feuer war in der Nacht zum Mittwoch in dem seit Jahren leerstehenden Gebäude in der St. Georgener Straße ausgebrochen. Menschen wurden glücklicherweise nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Wie die Polizei mitteilt, ermitteln Beamte im Revier in Villingen „in Richtung einer Brandstiftung, da das Gebäude nicht mehr am Stromnetz hing und somit eine technische Ursache weitestgehend auszuschließen ist“. Auch habe es zum Brandzeitpunkt kein Unwetter mit Blitzschlag über Villingen gegeben.

Anziehungspunkt für Vandalismus
Überraschend wäre eine Brandstiftung nicht. Erst im April hatte es in der ehemaligen Jugendherberge gebrannt. Das leerstehende Gebäue ist seit Jahren ein Anziehungspunkt für Vandalismus und jugendliche Abenteuerlust. Denn das Gebäude in der St. Georgener Straße liegt ab vom Schuss.
Am 15. April zündeten Unbekannte im Speisesaal des Gebäudes ein Feuer an. Offensichtlich sei dort gegrillt worden, berichtet seinerzeit Polizeisprecher Jörg-Dieter Kluge von den Ermittlungen.
Ob die Verursacher damals vergaßen, das Feuer ganz zu löschen, oder ob die Martinshörner der Feuerwehrfahrzeuge sie aufschreckten, sei nicht klar. Vor Ort wurde damals niemand mehr angetroffen.
Dieses Mal aber wütete das Feuer in einem ganz anderen Ausmaß als im April und hinterließ eine Brandruine.
Anlieger beobachten den Brand
Mitten in der Nacht ist Anwohner Ernst Ilg von seiner Frau Hildelise wachgerüttelt worden. Das Schlafzimmer war vom Feuerschein hell erleuchtet und vom offenen Fenster her hat es nach Rauch gestunken.
Ilg hat sich sofort angezogen und ist aus seinem Reihenhaus in der St. Georgener Straße herausgetreten, und sah, was los war. Der Dachstuhl der ehemaligen Jugendherberge schräg gegenüber stand in Flammen.

Die Ilgs konnten beobachten, wie die Villinger Feuerwehr rechts und links an das im Grünen versteckte Gebäude heranfuhren. Der brennende Dachstuhl war angsteinflößend.
Zur Erleichterung der Anlieger aber konnten die eingespielten Einsatzkräfte der Villinger Feuerwehr die Lage mit ruhigen Kommandos in den Griff bekommen.
Harte Nacht für die Einsatzkräfte
Für die Einsatzkräfte wurde es eine harte Nacht mit einem ausgewachsenen Vollbrand. Um 1.22 Uhr wurden sie alarmiert, berichtete Einsatzleiter Christian Krause, der Chef der Schwenninger Feuerwehrabteilung. Der Einsatz dauerte mehrere Stunden. Erst um 8 Uhr morgens konnten die letzten Feuerwehrkräfte abziehen.
Als die Einsatzkräfte mitten in der Nacht an dem vierstöckigen Gebäude ankamen, brannte der Dachstuhl des leerstehenden Gebäudes bereits lichterloh. „Der Dachstuhl war im Vollbrand“, berichtet Krause. Über dem Dach stand eine 25 Meter lange Feuerwand.
Zwei Atemschutztrupps gingen mit einem C-Rohr in das Gebäude und über die Treppe nach oben zu dem brennenden Dachstuhl.

Das Haus nach Menschen durchsucht
Parallel dazu haben die Einsatzkräfte mit mehreren Trupps das Gebäude vom Keller bis oben nach Personen durchsucht. „Wir mussten nicht, ob sich beispielsweise Obdachlose in dem leerstehenden Haus befanden“, erläutert Christian Krause.
Das sei nicht auszuschließen gewesen, da mehrere eingeschlagene Fenster an dem Haus vorgefunden wurden. Glücklicherweise verlief die Suche nach Personen aber negativ.
Im Verlauf des Einsatzes musste die Brandbekämpfung allerdings bald vorwiegend von außen über die große Drehleiter erfolgen. Denn im Innenraum war die Treppe in die oberen Geschosse relativ schnell durchgebrannt und konnte dann nicht mehr genutzt werden.
Heikel für die Brandbekämpfer waren nach Schilderung von Krause auch viele Glasscherben von eingeschlagenen Fenstern und zertrümmerten Glasbausteinen, die Verletzungsgefahren bargen und auch zu einem Schlauchplatzer führten.

Bis gegen 4 Uhr hatten die Feuerwehrleute den Vollbrand gelöscht. Allerdings mussten noch kleinere Glutnester über Stunden abgelöscht werden.
Erst um 8 Uhr konnten die letzten Einsatzkräfte abrücken, nachdem bei der letzten Kontrolle mittels einer Wärmebildkamera keine Brandstellen mehr erkennbar waren.
85 Feuerwehrleute im Einsatz
Insgesamt waren 85 Feuerwehrleute von Villingen und Schwenningen im Einsatz, Helfer der Abteilung Pfaffenweiler ersetzten zudem die von der Feuerwehr in Villingen ausrückenden Kameraden im Innendienst.
Vor Ort war auch die Polizei mit mehreren Streifenwagen und Beamten der Kriminalpolizei, die aus Singen anfuhren, und Einsatzkräfte des Roten Kreuzes.
Gefahr durch leerstehende Häuser
Zur konkreten Brandursache konnte sich Einsatzleiter Christian Krause nicht äußern. Generell stellt er aber fest: „Leerstehende Gebäude sind immer ein Anziehungspunkt für Vandalismus.“
Entsprechende Erfahrungen musste die Feuerwehr in derselben Brandnacht auch in Schwenningen machen. Dort hatte ein Unbefugter im leerstehenden Gebäude des ehemaligen Rössle-Einkaufszentrums den Brandmelder gedrückt. Was für die Feuerwehr einen zusätzlichen Einsatz auslöste.
Stadt geizt bei Abrisskosten
Dass es zu diesem Brand kam, liegt auch daran, dass sich die Stadt als Eigentümern bislang nicht entschließen konnte, das seit 2017 leerstehende Gebäude abreißen zu lassen.
Angesichts von Sparmaßnahmen im städtischen Haushalt wurden über Jahre hinweg dafür keine Gelder bereitgestellt. Im April erklärte eine Sprecherin der Stadt, die Kosten würden sich auf 240.000 Euro belaufen.