Die Landwirte haben es vorgemacht, jetzt wollen auch die Handwerker auf bürokratische Belastungen und mangelnde politische Unterstützung in ihren Bereichen aufmerksam machen. Dazu findet am Freitag, 19. Januar, ein bundesweiter Aktionstag des Zentralverbands des Deutschen Handwerks statt, an dem sich auch Handwerksfirmen aus St. Georgen beteiligen werden.
Den Hammer fallen lassen, die Friseurschere aus der Hand legen und das Brötchen backen einstellen, dazu sind die Handwerksfirmen aufgerufen. Für ein paar Minuten soll die Arbeit am Freitag ruhen. Die Handwerksbetriebe aus St. Georgen haben sich zusammengeschlossen und werden in einer gemeinsamen Aktion um 11 Uhr an der Bundesstraße 33 bei der Schreinerei Aberle in Peterzell eine kleine Kundgebung abhalten.
Worum es den Protestierenden geht
Mit einem Banner wollen hierbei Schreiner, Elektriker, Sanitärfirmen, Fensterbauer, Dachdecker, Zimmerer und viele mehr auf ihre Situation aufmerksam machen. „Wir wollen deutlich machen, dass wir die Nase voll haben von Bürokratie“, sagt Nadine Stockburger von Fensterbau Rowa, die die Aktion gemeinsam mit Schreiner Georg Aberle und Markus Hummel vom gleichnamigen Heizung- und Sanitärunternehmen organisiert.

Wie wirken sich die bürokratischen Hürden auf die jeweiligen Unternehmen aus? „Es kommen laufend neue Zuschläge. Mautzuschlag, Teuerungszuschlag, CO2-Zuschlag und Mindermengenzuschlag“, zählt Schreinermeister Georg Aberle beispielhaft auf.
Finanzielle Folgen
Das wirke sich letztendlich auf die Preise aus, die gar nicht alle auf die Endkundenpreise umgelegt werden könnten. Was bedeutet, dass die Marge für die Handwerker immer kleiner wird. „Wir haben allein an Zuschlägen im vergangenen Jahr 1200 Euro Mehrkosten gehabt“, so Aberle.
Für den Bereich Fensterbau kann Nadine Stockburger sagen: „Wir müssen jetzt zehn Cent pro Kilogramm Fensterglas mehr bezahlen.“ Was sich zunächst als wenig anhört, summiert sich bei einer Fensterscheibe mit Dreifachverglasung, etwa für eine Balkontür mit einem Gewicht von 60 bis 80 Kilogramm schnell auf sechs bis acht Euro an Mehrkosten.
St. Georgen ist ein guter Ort für den Protest. „Wir haben etwa 40 Handwerksbetriebe“, verdeutlicht Georg Aberle das Potenzial. Vom Abschleppdienst über Bäcker, Friseure, Landschaftsbau bis zum Zimmereibetrieb. Viele von ihnen haben bereits ihre Teilnahme zugesagt, heißt es. Sie werden am Freitag ihre Arbeit vorübergehend ruhen lassen und gemeinsam an der Bundesstraße mit einem großen Banner und dem Motto „Zeit, zu machen“ auf ihre Situation aufmerksam machen. „Auch aus Villingen haben sich bereits einige Firmen angekündigt“, so Stockburger.
Handwerkskammer plant nichts
Die Organisatoren haben die Veranstaltung am Freitag kurzfristig in Eigeninitiative organisiert. Da seitens der Handwerkskammer keine zentrale Veranstaltung geplant ist, gehen sie davon aus, dass sich viele Handwerksunternehmen beteiligen werden.
Wie Kreishandwerksmeister Ralf Rapp von der Kreishandwerkerschaft Donau-Neckar auf Nachfrage mitteilt, steige im Handwerk der Frust über „die hohe bürokratische Belastung und fehlende Planbarkeit für Betriebe und mangelnder Gestaltungswille der Politik“. Energie müsse bezahlbar bleiben und Steuern und Abgaben müssten reduziert und die Bürokratielast deutlich gesenkt werden.
Dachorganisation will die Politik beraten
Es sei höchste Zeit, ins Tun zu kommen, damit die Leistungsträger, zu denen das Handwerk gehöre, nicht vollends vergrämt werden. Dabei werde auf die Kraft des Dialogs gesetzt. „Wir bieten, auch im Zusammenschluss mit unseren Dachorganisationen, der Politik unsere Expertise an, um Lösungen für die dringlichsten Herausforderungen zu finden.“
Hierzu sollen die Betriebe in Kürze über eine Postkartenaktion aufgefordert werden, ihre Anliegen direkt nach Berlin zu senden. „Was wir jetzt von der Politik ganz schnell sehen wollen, ist ein klares Entlastungssignal und einen nachvollziehbaren Umsetzungsplan.“