Es sollte einiges besser werden mit der Einführung der Gelben Tonne im Schwarzwald-Baar-Kreis. Nicht mehr in den Gelben Säcken, sondern eben in der Tonne sollen künftig alle Leichtverpackungen landen. Doch derzeit hagelt es vor allem vonseiten der Hausverwaltungen Kritik, denn schon in den Vorbereitungen läuft aus deren Sicht viel schief.
„Eine Frechheit“ nennt zum Beispiel der Donaueschinger Arnold Heizmann, dessen Unternehmen rund 70 Großobjekte betreut, das Vorgehen des Landratsamts auf Anfrage. Ralf Spickenbaum, Geschäftsführer bei Casavostra in St. Georgen, spricht von einer „Katastrophe“. Uwe Strittmatter, Geschäftsführer der gleichnamigen Villinger Hausverwaltung, prophezeit: „Es wird jede Menge Ärger geben.“
Es bleiben nur noch wenige Wochen bleiben Zeit. Anfang Januar wird im Kreis die Gelbe Tonne eingeführt, nachdem der Kreistag im Juli 2020 zugestimmt hatte. Doch der Unmut nimmt zu, was vor allem daran liegt, dass aus Sicht der Hausverwaltungen sehr viel Zeit verstrich, ohne dass sich etwas tat. „Ich kann es fast nicht glauben, dass wir bisher noch keinerlei Informationen Ihrerseits haben und nun kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt werden“, schreibt Spickenbaum in einem dem SÜDKURIER vorliegenden Brief am 16. November an das Landratsamt.
Immerhin werden zwischen Januar und Ende März laut Auskunft des Landratsamts an 58.000 Wohngebäude die Gelben Tonnen verteilt. Völlig problemlos dürfte die Umstellung nur für Mieter oder Besitzer von Einzel- und Reihenhäuser ausfallen, wo es ausreichend Platz gäbe, meint Strittmatter, je größer die Wohnanlage sei, desto schwieriger werde es. Seines Wissens werde für rund zehn Personen ein 1100-Liter-Container notwendig. Bei den größeren Objekten sei der dafür notwendige Platz doch gar nicht vorhanden, betont Heizmann.

Der müsse erst geschaffen werden, erklärt er – und das ist auch der Grund, warum die Hausverwalter so aufgebracht sind. Das gehe nicht von heute auf morgen, erläutert Heizmann, dafür müssten Eigentümerversammlungen mit genau einzuhaltenden Fristen einberufen werden.
Müllboxen kosten 2500 Euro pro Stück
Heizmann hat sich für seine Objekte umgeschaut und plant eigens Müllboxen, in die die Tonnen hineingeschoben werden können, anzuschaffen. Die kosten aber rund 2500 Euro pro Stück, die „kann ich aber nicht einfach so kaufen, da muss ich meine Eigentümer doch fragen, das sind doch keine Kinder“, ärgert sich Heizmann.
Sogar Müllhäuschen müssen gebaut werden
Ähnlich sieht es Ralf Spickenbaum. Wenn bei den größeren seiner 50 bis 60 Objekte viermal 1100-Liter-Container zusammenkommen, dann „brauche ich eben erst einmal einen Ort dafür“. In den Gebäuden sei der meist nicht vorhanden, weswegen er in einigen Fällen auf den Grundstücken eigene Müllhäuschen bauen lassen möchte. Doch auch er benötige dafür die Zustimmung der Eigentümerversammlungen und möglicherweise einen Bauantrag. Wichtig ist für in auch der Rhythmus der Leerung.
Weil bis Januar die Zeit drängt, befürchten alle drei Sprecher ihrer Hausverwaltungen vor allem eines: Bei größeren Gebäuden stehen die Container auf den Bürgersteigen, Straßen oder Grünflächen, bis Platz geschaffen werde. Das werde einfach Unmut erzeugen. „Die Bürger werden das nicht verstehen“, sagt beispielsweise Spickenbaum.
So reagiert das Landratsamt
Das Landratsamt sieht sich in dieser Frage nicht als erster Ansprechpartner, wie Sprecherin Heike Frank deutlich macht. Die Hausverwaltungen seien von den zuständigen Entsorgungsbetrieben, nachdem sie Mitte September des Jahres vom Dualen System den Auftrag erhalten hätten, nach und nach angeschrieben worden.
Entsorgungsunternehmen sind Ansprechpartner
Ansprechpartner für Fragen zur Gelben Tonne sei die Entsorgungsfirma – nicht das Landratsamt. Für die Orte Villingen-Schwenningen, Dauchingen, Niedereschach und Tuningen handelt es sich dabei um Remondis (Telefon 0800/122-3-255), für das übrige Kreisgebiet um Walter Kaspar (Telefon 0800/333-1-777).

Die Entsorgungsbetriebe stellen die Gelben Tonnen an den jeweiligen Grundstücken ab, bei größeren Einheiten (in der Regel ab 40, in manchen Fällen auch schon ab 30 Bewohner) werde das über die Hausverwaltungen abgewickelt.
Uwe Strittmatter wird sich um rund 100 Containerstellplätze kümmern müssen, er hätte sich einfach gewünscht, dass das Landratsamt die Betroffenen zu einem runden Tisch geladen hätte – wie bei der Einführung der Papiertonne – oder zu einer Bürgerinformation. Oder das Landratsamt hätte die Einführung der Gelben Tonne einfach um ein halbes Jahr in den Sommer verschieben können, schlägt er noch vor. Doch auch diese Chance sei vertan worden.