Weihnachtsmusik vom Band, aber auch der eine oder andere Schlager aus dem Lautsprecher. Das gehört zum Weihnachtsmarkt wie der Glühweinstand, der Sockenhändler und der Geruch von heißen Mandeln. Die Beschallung könnte sich allerdings gegenüber dem Vorjahr ändern.
Schuld daran ist die Sache mit den Lizenzgebühren. Wo urheberrechtlich geschützte musikalische Werke bei öffentlichen Veranstaltungen gespielt werden, werden Lizenzgebühren an die Gema fällig. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte sorgt dafür, dass Autoren (und ihre Nachfahren) auch etwas davon haben, wenn ihre Stücke aufgeführt werden – und das weltweit.
In diesem Jahr fallen aufgrund eines BGH-Urteils für die Veranstalter höhere Kosten an. Und das nicht, weil die Gema-Gebühren an sich gestiegen sind. Berechnungsgrundlage für die Gema-Zahlungen ist nun die gesamte Veranstaltungsfläche eines Weihnachtsmarktes und nicht nur die Fläche der Bühne.
Hüfingen lässt es auf sich zukommen
In Hüfingen wurde beim tradtionellen Kloosemärt auf die Weihnachtsmusik nicht verzichtet. Die Kinderflötengruppe auf dem Rathausbalkon, die musikalische Begleitung der Jugendkapelle beim Nikolausbesuch oder das Posaunenensemble der Stadtkapelle sowie zum Abschluss die Jagdhornbläsergruppe des Hegerings Donaueschingen spielten unterm großen hell erleuchteten Tannenbaum.

„Darauf wollten wir nicht verzichten“, informiert Susanne Bucher von der Stadtverwaltung (Tourismus/Kultur). Da der Kloosemärt ja nur einen Tag stattfindet und die Musik nur zeitlich begrenzt geboten wurden, rechne man mit einer 20- bis 30-prozentigen Erhöhung der Gema-Gebühren. Dies sei tragbar, aber für die weihnachtliche Atmosphäre von unschätzbarem Wert.

In Donaueschingen sind die Urheber schon lange tot
Christine Neu, City-Manager in Donaueschingen, informiert auf Anfrage, dass auf dem Donaueschinger Adventsmarkt keine Gema-Gebühren anfallen. An den drei Tagen habe man Wert auf die traditionelle Weihnachtsmusik gelegt.

„Die Urheber der Titel sind über 70 Jahre tot, sodass wir von der Gema-Gebühr auf dem Markt befreit sind“, so Christine Neu. Die auftretenden Gruppen wurden im Vorfeld vom Tourismuschef Andreas Haller entsprechend instruiert.
In Bad Dürrheim kostet der Markt künftig wohl mehr
In Bad Dürrheim wurde der gesamte Christkindel-Markt erstmals von Daniel Limberger organisiert. Dabei habe sich diese Frage nicht ergeben. Allerdings müsse man sich für die Zukunft klar machen, dass der große zweitägige Markt entlang der Fußgängerzone und dem Rathausplatz schon einiges mehr kosten werde.

Gemeinsam mit Bürgermeister Jonathan Berggätz möchte Limberger die Stimmung bei den Ausstellern abfragen, ob weiterhin die Weihnachtsmusik gewünscht wird. Das würde dann auch Mehrkosten für die Aussteller nach sich ziehen.
In Blumberg lässt man sich überraschen
Tourismuschefin Nadine Wehrle aus Blumberg muss sich von den Gema-Gebühren überraschen lassen.
„Es ist schwer, zu vergleichen, da wir den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr von der Stadthalle wieder auf den Marktplatz gelegt haben. Wir werden jedoch nicht auf die Weihnachtsmusik verzichten, da es einfach dazugehört und ohne Musik sicherlich etwas fehlen würde.“
In VS überarbeitet man die Pausenmusik
Sabine Haug, welche als Projektleiterin bei Wir VS die Weihnachtsmärkte in Villingen und Schwenningen organisiert und begleitet hat , erklärt, die Gema sei 2023 in gleicher Weise wie im Vorjahr angemeldet worden. „Da sich bei uns keine Veränderungen an der Gesamtfläche ergeben haben, gehen wir in diesem Jahr von dem gleichen Betrag, wie im letzten Jahr aus“, sagt sie.
Genaueres könne man aber erst nach Beendigung der Märkte mitteilen, wenn alle Setlists der auftretenden Künstler bei der Gema eingereicht wurden. „Dieses Vorgehen haben wir in einem Telefonat mit der Gema abgestimmt.“
In diesem Jahr werde in den Bühnenpausen eine Setlist abgespielt, die Gema-frei ist, die einzige Veränderung zum Vorjahr. Ansonsten habe man keine Reduzierungen am Bühnenprogramm vorgenommen.
In der Ravennaschlucht spart man zigtausend Euro
Der Weihnachtsmarkt in der Ravennaschlucht wird als einer der schönsten Weihnachtsmärkte in Deutschland bezeichnet. Die Atmosphäre ist grandios und zieht auch viele ausländische Besucher an.

Herbert Kreuz, der Leiter Kommunikation und Medien der Hochschwarzwald Tourismus, erklärte auf Anfrage: „Wir haben bisher Gema-freie Musik genutzt und das wird auch in diesem Jahr so sein. „Würden wir bei der aktuellen Größe des Weihnachtsmarktes in der Ravennaschlucht nicht Gema-freie Musik anbieten, müssten wir mit Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich rechnen.“