Schädlingsbefall und Mäusekot in den Betriebsgebäuden der Bäckerei-Kette Gehri aus Titisee-Neustadt. Und das nicht zum ersten Mal. Bereits im Sommer haben Lebensmittel-Kontrolleure entsprechende Feststellungen gemacht.
Jetzt sind auch die ersten Konsequenzen aus den erneuten Vorfällen klar. Die Bäckerei selbst äußert sich nicht zum Vorfall, hat stattdessen eine Anwaltskanzlei eingeschaltet. Deren Geschäftsführer Michael Winterhoff schildert in einer schriftlichen Stellungnahme Hintergründe und erste Maßnahmen.
„Und dann war Großputz angesagt“
Nach dem Besuch der Lebensmittelkontrolleure am Freitag, 20. Oktober, „wurden noch am Samstag die Bäckereimitarbeiter in den Betrieb beordert. Und dann war Großputz angesagt.“ Vorbereitete Backwaren im Wert von 40.000 Euro wurden vernichtet „und alles gesäubert und desinfiziert“.
Zwar ist es aus Sicht des Unternehmens unwahrscheinlich, dass die gefrosteten Lebensmittel von der Verunreinigung betroffen sind. „Die Tatsache, dass vereinzelt Mäusekot in den Hallen gefunden wurde, ist für die Lebensmittelbehörde Grund genug, die Reißleine zu ziehen.“
Geschäftsführer bezieht Stellung
„Das darf in einem Lebensmittelbetrieb nicht passieren“, bezieht Thomas Schuble als Geschäftsführer der Bäckerei Gehri in der Mitteilung Stellung. „Wir haben ein Mal die Woche den Schädlingsbekämpfer vor Ort. Das ist üblich in Bäckereien. Und der kennt unseren Betrieb. Ich kann mir nicht erklären, woher das kommt.“
Scheinbar lief die Kontrolle selbst auch nicht ganz zu Gunsten des Betriebes: „Was aber ins Gewicht fiel, war, dass jemand kurz zuvor das Rolltor offenstehen gelassen hatte. Hierdurch wurde die Kontrolle außerhalb der Produktionszeiten von mehreren Vögeln begleitet, die munter durch die Halle flogen“, so Schuble, der hinzufügt: „Das hat die Laune der Lebensmittelkontrolleure nicht beflügelt. Aber auch hier steht Gehri zu seiner Verantwortung. So etwas ist unter allen Umständen zu verhindern.“
Was sind die Folgen?
Die Misere bleibt nicht ohne interne Konsequenzen: Thomas Schuble zieht sich aus der Geschäftsführung zurück, heißt es in der Mitteilung. Das gab der 66-Jährige am Montag, 23. Oktober, bei einer Betriebsversammlung der mehr als 200 Mitarbeiter bekannt.
Nach Corona und einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zwischen den Jahren 2019 und 2022 konstatiert Schuble: „Ich kann nicht mehr.“ Er sei müde geworden und ausgelaugt.
Ein neues Führungsduo steht schon bereit: Melanie Rombach wird kaufmännische Geschäftsführerin, Siegfried Meinert wird Produktionsgeschäftsführer. Dass die erneute Einstellung der Produktion ein schwerer Schlag ist, wird in der Mitteilung deutlich. Auf die Mitarbeiter komme eine „schwere Zeit“ zu, heißt es darin.
Erst noch die Nachkontrolle
Wie Fetterer, Sprecher des Landratsamts, erklärt, darf in Titisee-Neustadt erst dann wieder produziert werden, wenn die Missstände behoben und die durch die Lebensmittelkontrolle angeordneten Maßnahmen umgesetzt sind. „Das Ergebnis einer Nachkontrolle muss die Bäckerei abwarten“, teilt Fetterer weiter mit. Einen Termin gebe es aktuell noch nicht.
Damit ist bislang unklar, wann die Bäckerei – auch in Donaueschingen, Mönchweiler und Vöhrenbach – wieder Ware verkaufen kann. Wie dem Aushang vor Ort zu entnehmen ist, sei man bestrebt, „eng mit der Lebensmittelüberwachung zusammenzuarbeiten, um schnellstmöglich die Ursache der Verunreinigung zu finden und zu beseitigen“ sowie ähnliche Vorfälle künftig zu vermeiden.
„Mehrere tote und teils mumifizierte Mäuse“
Indes ist es nicht das erste Mal, dass es etwas an den Produktionsbedingungen der Bäckerei Gehri auszusetzen gibt. Bereits im Juli musste der Betrieb ruhen, nachdem Lebensmittelkontrolleure im Betrieb hygienisch mehr als grenzwertige Zustände vorgefunden hatten.
Mäusekot auf dem Fußboden im Kühlhaus, wobei in unmittelbarer Nähe Lebensmittel gelagert wurden, sowie an anderen Stellen und „mehrere tote und teils mumifizierte Mäuse“ in einem Heizraum, in dem auch Backbleche gelagert wurden – diese Zustände werden in einem Bericht der unteren Lebensmittelüberwachungsbehörde im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald geschildert.
Auch im Juli wurde die Herstellung von Lebensmitteln untersagt. Bei einer Nachkontrolle waren die Mängel jedoch behoben, sodass die Produktion wieder aufgenommen werden konnte.