107 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 14 Jahren wurden im Schwarzwald-Baar-Kreis in der vergangenen Woche positiv auf das Coronavirus getestet. Die sieben-Tage-Inzidenz für diese Altersgruppe (Stand Donnerstag, 7. Oktober) liegt nach Angaben des Robert-Koch-Institutes bei 563.
Eine so hohe Inzidenz von mehr als 500 in jener Altersgruppe gibt es derzeit bundesweit nur in fünf weiteren Stadt- und Landkreisen. An der Spitze: Der Landkreis Prignitz in Brandenburg mit einer Inzidenz von 750 bei den Kindern zwischen fünf und 14 Jahren.
Impfquote unter Landesschnitt
Generell steht der Schwarzwald-Baar-Kreis derzeit nicht gut da: Während die landesweite sieben-Tage-Inzidenz bei 60 liegt, rangiert sie hier, Stand Donnerstag, bei 166,8. Die Quote der vollständig Geimpften im Kreis gibt das Gesundheitsministerium mit 57,7 Prozent an, landesweit sind es 63 Prozent.
Woher kommen die hohen Zahlen? Schülerinnen und Schüler müssen sich dreimal wöchentlich testen, in den Klassenräumen gilt noch bis 18. Oktober die Maskenpflicht – wie lässt sich dieser Anstieg erklären?
Nachbarlandkreise stehen besser da
Dass die Inzidenz bei Kindern unter zwölf Jahren, die sich noch nicht impfen lassen können, steigen würde, war abzusehen. Doch in anderen Landkreisen, wo der Schulbetrieb ja ebenfalls läuft, ist die Lage zwar nicht komplett entspannt, aber deutlich besser: So liegt die Inzidenz für Fünf- bis 14-Jährige im Landkreis Konstanz bei 77, im Landkreis Waldshut bei 71, im Kreis Tuttlingen bei 203 (alles Stand Donnerstag). Aber über 500?
Das sagt das Gesundheitsamt
Hatem Saleh, Leiter des Gesundheitsamtes, hat für die extrem hohe Inzidenz auch keine abschließende Erklärung. „Wir haben viele kleinere Ausbrüche an Schulen. Zumeist sind pro Klasse ein bis fünf Kinder betroffen, seltener mehr“, sagt der Mediziner. Hotspots, von denen eine Vielzahl Infektionen ausgehe, seien nicht darunter. Anders als beispielsweise im vergangenen Herbst, als ein Gottesdienst in einer Schwenninger Freikirche zum Superspreader-Event wurde.
Stand Mittwoch gab es kreisweit in 38 Schulklassen positiv getestete Schüler, obwohl die landesweit einheitlich geregelten Hygienemaßnahmen umgesetzt werden. Betroffen seien Kinder aller Schulstufen und aller Schularten. Woher die Infektionen letztlich genau stammen, lasse sich kaum herausfinden.
Das sagen die Schulen
Wie bewerten Schulleiterinnen und Schulleiter die Situation? Wir haben bei drei Schulen im Landkreis nachgefragt.
Grund- und Werkrealschule Bad Dürrheim

- Viele Schüler betroffen: Eine Schule, die es schwer getroffen hat, ist die Grund- und Werkrealschule Bad Dürrheim. Hier ist eine ganze Klasse des Werkrealschulzweiges mit 24 Schülerinnen und Schülern seit bereits zehn Tagen in Quarantäne. Der Unterricht für die betroffene Klasse finde online nach Stundenplan statt, sagt Rektorin Stephanie Schweizer. „Mittlerweile sind wir routiniert und konnten das innerhalb von zwei Stunden auf die Beine stellen.“
- Das unternimmt die Schule: Es werde alles getan, um die Abläufe so normal wie möglich zu gestalten und halte sich an alle Vorschriften, angefangen bei der dreimal wöchentlichen Testung. „Wir hoffen natürlich, dass wir positive Fälle auf diesem Weg frühzeitig isolieren können.“ Würden sich die Fälle in einer Klasse häufen, so wie nun geschehen, obliege es dem Gesundheitsamt, weitere Schritte einzuleiten – in diesem Fall Quarantäne für die ganze Klasse. 30 Schulen betroffen. Inwieweit der private Bereich ins Infektionsgeschehen hineinspiele, darüber könne man nur spekulieren. „Darauf haben wir nun mal keinen Zugriff.“
Gymnasium am Hoptbühl VS-Villingen
- Bisher nur Einzelfälle: Als noch sehr überschaubar bezeichnet Simone Duelli-Meßmer, Rektorin des Gymnasiums am Hoptbühl, das Infektionsgeschehen an ihrer Schule. Seit Schulbeginn habe es unter den 570 Schülern vier Fälle gegeben, in dieser Woche noch gar keinen. Drei davon wurden in der Schule mit einem Schnelltest entdeckt, im vierten Fall habe ein Schnelltest am Wochenende zu Hause positiv angeschlagen, der betroffene Schüler sei darauf am Montag gleich zu Hause geblieben.
- Ende der Maskenpflicht: Am 18. Oktober soll die Maskenpflicht im Unterricht wegfallen. „Für das Unterrichtsgeschehen ist es auf jeden Fall positiv, wenn man die Gesichter sehen kann.“ Duelli-Meßmer findet das Weglassen der Masken „kein unverantwortbares Risiko“. Man müsse sehen, wie sich die Lage entwickle. „Die Maskenpflicht wird ja durch viele Vorkehrungen flankiert. Die wenigen Fälle, die wir haben, sagen ja im Prinzip aus, dass es darauf ankommt, was in den Familien los ist und was in die Schule getragen wird.“ So lange dreimal wöchentlich getestet werde, habe man das Geschehen ein Stückweit im Griff.
Robert-Gerwig-Schule St. Georgen
- Bisher keine Fälle: „Wir hatten bisher keinen einzigen Fall“, sagt Jörg Westermann, Rektor der St. Georgener Robert-Gerwig-Schule und geschäftsführender Schulleiter. An der Grund- und Werkrealschule habe es seit Schuljahresanfang keinen Fall gegeben. Auch ansonsten sei die Lage in der Bergstadt entspannt. „So weit ich weiß, gab es an der Realschule einen Fall. Wir sind in in St. Georgen somit von der Inzidenz momentan ganz weit entfernt.“
- Situation bei den Lehrkräften: Im Kollegium seien etwa zwei Drittel geimpft. Alle anderen müssten sich täglich testen. „Wobei die geimpften Kollegen zur Sicherheit auch ein- bis zwei Mal die Woche freiwillig einen Test machen“, sagt Westermann. Wie sieht er den kommenden Wegfall der Maskenpflicht? „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt Jörg Westermann. Vor allem im Sprachunterricht sei die sichtbare Mimik ein großer Vorteil. „Die Kinder sind ja auch ansonsten gemeinsam unterwegs. Bei der Maskenabnahme am Platz halte ich das Risiko für relativ gering. Natürlich kann es aber sein, dass mich die Zahlen eines besseren belehren.“