Nun steht es also endlich fest: Armin Laschet soll für die Union im September die meisten Stimmen bei der Bundestagswahl holen und anschließend neuer Bundeskanzler werden. Mit dem Rückzug des bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder am Dienstag ist der Weg für den CDU-Parteichef also frei. Zuvor hatte es jedoch einen tagelangen Kampf gegeben. Der SÜDKURIER hat mit CDU-Mitgliedern aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis über die Entscheidung gesprochen.

Thorsten Frei ist Bundestagsmitglied und Vorsitzender der CDU im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Thorsten Frei ist Bundestagsmitglied und Vorsitzender der CDU im Schwarzwald-Baar-Kreis. | Bild: Büro Thorsten Frei MdB

„Der Findungsprozess in der Kandidatenfrage wurde deutlich härter geführt, als ich es mir anfänglich vorstellen konnte. Nun müssen die ohne Frage aufgerissenen Gräben schnell zugeschüttet werden und alle Beteiligten müssen aufeinander zugehen. Denn klar ist, dass CDU und CSU nur gemeinsam erfolgreich sein werden“, wird Thorsten Frei, Bundestagsmitglied und CDU-Kreisvorsitzender, in einer Pressemitteilung zitiert. Beide Kandidaten seien „exzellent“, die Entscheidung zwischen beiden sei ein „Luxusproblem“ gewesen. Es gelte nun, Laschet „mit aller Kraft zu unterstützen“. Man müsse nun für die eigenen Positionen werben, statt sich am Spitzenpersonal abzuarbeiten.

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„Ich bin erleichtert, dass es jetzt eine Entscheidung gegeben hat“, sagt Martin Lienhard. Im September, so der CDU-Stadtverbandsvorsitzende aus Donaueschingen, werde man nicht mehr darüber diskutieren, ob die Union nun acht oder zwölf Tage gebraucht hat, um sich auf einen Kandidaten zu einigen.

Martin Lienhard ist Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Donaueschingen.
Martin Lienhard ist Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Donaueschingen. | Bild: SK

Anders als es nach außen oft den Anschein hatte, findet Lienhard, dass die Auseinandersetzung um die Kandidatur „einigermaßen kultiviert“ zuging: „Klar, das Verfahren war aber nicht ganz optimal. Das hätte man eleganter lösen können.“

Mit dem Kandidaten Laschet könne er gut leben, aber: „Ich bekenne offen, dass mir Söder lieber gewesen wäre. Ich glaube, dass er einen größeren Rückhalt bei der ost- und süddeutschen Bevölkerung hat.“ Das hätten die Umfragen gezeigt. Allerdings: „Das Beispiel Martin Schulz, der vor vier Jahren für die SPD zuerst weit vorne lag und dann unterlag, zeigt, dass ein Höhenflug auch schnell vorbei sein kann.“

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Beschädigt sieht Lienhard keinen der beiden. Allerdings wäre, das sagt der CDU-Donauchef, eine Söder-Kandidatur für Laschet sicher ein größeres Problem gewesen. Inhaltlich seien beiden aber nicht weit von einander weg, aber: „Laschet hat nun sicher einen größeren Weg vor sich, als Söder das gehabt hätte“, sagt Lienhard. Und was sagt er zur grünen Konkurrentin Annalena Baerbock? „Niemand bei der CDU unterschätzt mehr die Grünen. Zwar graust es mir bei einigen Positionen. Das ist aber Demokratie.“

Renate Breuning ist PRessesprecherin des VS-Stadtverbands der Christdemokraten.
Renate Breuning ist PRessesprecherin des VS-Stadtverbands der Christdemokraten. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Größere Freude als bei Lienhard kommt über die Kandidatenentscheidung bei Renate Breuning auf: „Laschet ist der Kandidat meiner Wahl“, sagt die Pressesprecherin des CDU-Stadtverbands Villingen-Schwenningen. Der Rheinländer sei derjenige, der zusammenführen kann.

Das Hin und Her dieser Woche habe man sich aus Breunings Sicht sparen können. Schließlich habe Söder am Dienstag bei seiner Verzichtserklärung genau das gesagt, was er bereits vergangene Woche öffentlich geäußert hatte. Ob der Machtkampf einen Schaden für die CDU zur Folge haben wird? „Dafür wird die Presse schon sorgen“, so Breuning.

Sie freue sich, dass es jetzt endlich wieder um Sachthemen und nicht um Personalfragen gehe. Die grüne Kandidatin Baerbock sieht sie als erntzunehmende Kandidatin. Breuning abschließend: „Im Vergleich zu Laschet wird sich Baerbock aber schwer tun zu sagen, warum sie besser als Kanzlerin geeignet ist, als Laschet, obwohl sie bislang nie ein politisches Amt innehatte.“

Heinz Härtge ist Ehrenvorsitzender des CDU-Stadtverbands Villingen-Schwenningen.
Heinz Härtge ist Ehrenvorsitzender des CDU-Stadtverbands Villingen-Schwenningen. | Bild: Hans-Jürgen-Götz

Schon viele Machtkämpfe miterlebt hat Heinz Härtge. Dennoch fieberte der 85-jährige Ehrenvorsitzender des VS-Stadtverbands der Entscheidung um die Kanzlerkandidatur entgegen: „Die Geschichte war auch für mich strapaziös.“ Er findet es gut, dass endlich eine Entscheidung getroffen wurde und geht davon aus, dass sich CDU und CSU nun wieder finden werden. „Vielen haben von Streit und Kampf geredet. Ich sehe das anders. Politik ist eben kein Schlafwagen“, so Härtge.

Bei den Grünen lief die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur still ab, von der Union sei das von Anfang an nicht zu erwarten gewesen. Härtge: „Es sind eben zwei Schwestern. Und bei denen ist es nicht immer so ruhig.“ Lob hat der Ehrenvorsitzende für Söder übrig. Es sei großartig, wie der sich verhalten habe. Eine Entscheidung für den Bayer wäre aus Härtges Sicht schlecht für Laschet gewesen: „Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn es anders gekommen wäre.“

Für ihn waren beide Kandidaten gute, er hätte mit beiden gut leben können. Nun geht er davon aus, dass Laschet von der Popularität Söders profitieren wird. Bei der Bundestagwahl rechnet er mit den Grünen und der SPD als stärkste Konkurrenten.