Die Abneigung vieler gegen Wespen kann Ralf Claaßen nicht teilen: „Vieles was man über Wespen hört oder liest, ist schlicht Unsinn.“ Claasen und seine Frau Ellen betreiben ehrenamtlich eine Vogelstation im Villinger Falkenring und sind gleichzeitig auch Fachberater für Wespen und Hornissen.

„Das Wespen- oder Hornissenvolk ist grundsätzlich weiblich, wie bei Bienen auch kommen erst zur Zeit der Fortpflanzung die Königinnen und eine kleine Anzahl männlicher Drohnen, um für Nachwuchs zu sorgen“, erklärt Ellen Claaßen und fügt hinzu, dass viele Menschen leider fälschlicherweise denken würden, dass sie allergisch gegen Insektenstiche seien. „Bei genauerer Nachfrage stellt man oft fest, dass die Leute das bloße Anschwellen des Stiches als allergische Reaktion missdeuten.“

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Ein Bienen-, Wespen- oder Hornissenstich sei zwar in jedem Fall schmerzhaft und gehe mit den entsprechenden körperlichen Reaktionen einher, eine echte allergische Reaktion könne man aber leicht daran erkennen, dass der Kopf der gestochenen Person anschwillt.

Allergiker seien in der Regel gut auf alle Eventualitäten vorbereitet und hätten meist einen Allergiepass oder ein spezielles, stiftähnliches Gerät zur Injektion und zur Giftneutralisierung dabei, wodurch sie in den meisten Fällen recht gelassen auf einen etwaigen Stich reagieren könnten.

Nester der Gewöhnlichen Wespe, Deutschen Wespe und Hornisse: Eine Insekten-Wohngemeinschaft mitten in einer Gartenlaube.
Nester der Gewöhnlichen Wespe, Deutschen Wespe und Hornisse: Eine Insekten-Wohngemeinschaft mitten in einer Gartenlaube. | Bild: Ralf Claaßen

So halten Sie Wespen fern

Um Wespen effektiv vom Gartentisch oder der Hängematte fernzuhalten, gebe es einfache aber effektive Hilfsmittel, wie das sanfte Anspritzen der Tiere mit einem Wasserzerstäuber, das Aufstellen von Nelkenöl oder das Auslegen von mit Nelken gespickten Zitronen.

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Honig sollte allerdings zur Ablenkung nie verwendet werden, da dieser möglicherweise Faulbrut enthalten könnte und unter Umständen gefährlich für die Tiere sein könnte. Auch die sogenannte Ablenkfütterung – das Aufstellen von altem Obst in einiger Entfernung – sei eine gute und sanfte Alternative zum Insektenspray, von dem man im besten Fall die Hände lassen solle, da dieses Mensch und Tier nur schaden würde.

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Wildes Herumfuchteln mit den Armen oder gar das Schlagen nach den vorbeifliegenden Insekten sei das beste Mittel, um gestochen zu werden: „Wespen können nicht gut sehen und nehmen schnelle Bewegungen besser wahr als langsame. Aus diesem Grund sollte man sich die Tiere, wenn unbedingt nötig, eher mit einer bedächtigen Schiebebewegung als mit ruckartigen Schlägen vom Leib halten“, rät Ralf Claaßen.

Wie ein Labyrinth: die Waben eines Wespennestes.
Wie ein Labyrinth: die Waben eines Wespennestes. | Bild: Dominik Zahorka

Panik beim Wespenvolk verhindern

Außerdem seien die Insekten an sich harmlos und würden nur stechen, wenn sie sich bedroht fühlen: „Wespen, die sich außerhalb ihres Nestes aufhalten, wollen nur eines: Futter für ihr Volk besorgen“, erklärt Claaßen.

Anders sei die Situation, wenn man sich in die Nähe eines bewohnten Nestes begibt. Hier stehe die Verteidigung des Volkes und der Behausung an erster Stelle und ein Hineinpusten, klopfen oder gar Berühren der Insektenwohnung sei entsprechend eine sehr schlechte Idee, die unbedachte Zeitgenossen sehr schnell mit einem brennenden und schmerzenden Souvenir bezahlen müssten.

Ablenkfütterung: Obst und sonstige Leckereien in einiger Entfernung zum Gartentisch oder der Hängematte aufgestellt, sorgen für Ruhe vor ...
Ablenkfütterung: Obst und sonstige Leckereien in einiger Entfernung zum Gartentisch oder der Hängematte aufgestellt, sorgen für Ruhe vor ungebetenen Gästen. | Bild: Ralf Claaßen

Auch könnten ungewohnte, laute Geräuschimpulse zu Panik beim Wespenvolk und dadurch möglicherweise zu unerwünschten Abwehrreaktionen der Insekten führen. Anders als vielfach angenommen können Wespenstiche allerdings nicht zum Tode führen, selbst wenn eine ganze Kolonie angreift.

„Eine ganze Wespenkolonie von etwa 800 Tieren hat nicht so viel Gift, um einem Menschen lebensgefährlichen Schaden zufügen zu können“, erklärt Ellen Claaßen. Sollte man doch einmal gestochen werden, helfe ganz gewöhnlicher Apfelessig, der direkt auf den Stich gegeben oder als Umschlag für schnelle Linderung der Schmerzen sorgen könne.

Ein wahres Kunstwerk: So sieht ein Hornissennest aus der Nähe aus.
Ein wahres Kunstwerk: So sieht ein Hornissennest aus der Nähe aus. | Bild: Dominik Zahorka

Natürliche Insekten-Vernichter

„Wer ein Wespennest auf dem eigenen Grundstück entdeckt, soll ganz ruhig bleiben und das Landratsamt kontaktieren. Von dort werden Fachleute koordiniert, die das Wespennest bestimmen“, erklärt Ralf Claaßen. Es gebe zwölf verschiedene Arten von Wespen und die Experten würden hier mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Sächsische Wespe, eine der in Deutschland am meisten verbreiteten Arten, habe dabei eine recht kurze Lebenserwartung.

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Das Volk stirbt meist Mitte August ab und ein Nest könne problemlos bis zum Tod der Tiere hängengelassen werden. „Da Wespen unter Naturschutz stehen, ist das Töten oder Zerstören der Nester streng verboten. Außerdem sind die Tiere natürliche Insekten-Vernichter und deshalb lange nicht so nutzlos, wie viele denken“, erklärt Ralf Claaßen.

„Außerdem dienen Wespen als Futter für Vögel und Fledermäuse“, fügt Ellen Claaßen hinzu und ist damit voll in ihrem Element: die Betreuung und Versorgung von Vögeln. „Die Natur ist ein Kreislauf, in dem jedes Tier seinen Zweck erfüllt“, erklärt sie.

Es sei bedauerlich, dass viele Gärten heute zu sehr kultiviert seien und dadurch keine natürlichen Futterquellen für Vögel und andere Tiere mehr böten. Aus diesem Grund ist das Einrichten von Wildflächen in Gärten und das ganzjährige Füttern und Tränken von Vögeln ein großes Anliegen von Ellen und Ralf Claaßen.

Wilde Grünflächen bieten Nahrung für alle möglichen Insekten und Tierarten. Aus diesem Grund sollte, wie hier bei Familie Claaßen, in ...
Wilde Grünflächen bieten Nahrung für alle möglichen Insekten und Tierarten. Aus diesem Grund sollte, wie hier bei Familie Claaßen, in jedem Garten ein kleines Plätzchen für Wildwuchs freigehalten werden. | Bild: Dominik Zahorka