Der Sonntag, 23. Februar, wird aller Voraussicht nach zum bundesweiten Wahltag. Die schwäbisch-alemannische Fastnacht legt dann allerdings bereits mit ersten Veranstaltungen los – denn am 27. starten die Narren mit dem Schmotzige Dunschdig in die hohen Tage. Passt das zusammen? Bundestagswahl und Narretei? Und was sagen die Verantwortlichen zu dem Dilemma?
Am Sonntag vor der fünften Jahreszeit sind nämlich oft Narrentreffen, Bälle oder andere fastnächtliche Veranstaltungen. „Vereinzelt Probleme“ sieht der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), Roland Wehrle, auf die Narren zukommen. „Sie sind aber meist lösbar.“
Narrentreffen in der Schweiz
Am 23. Februar stehe tatsächlich ein Narrentreffen im schweizerischen Willisau an. Die dortige Karnöffelzunft ist immerhin eine von insgesamt vier Zünften aus der Schweiz, die Mitglied in der VSAN sind.
„Wegen der Bundestagswahl werden nicht weniger Narren aus Deutschland dorthin gehen“, denkt Wehrle. In diesem Fall sei die Briefwahl doch ein optimaler Ausweg aus dem Dilemma, staatsbürgerliche Pflicht und Narrentum zu vereinbaren.
Zum Glück gibt es die Briefwahl
Die meisten Schwierigkeiten lassen sich im Vorfeld aus dem Weg räumen, sagt der VSAN-Präsident. Als beispielhaft sieht er Markdorf an. Dort ist die Stadthalle für zwei Wahllokale reserviert, gleichzeitig ist aber am 23. der Lumpenball angesagt. Da wurde im Vorfeld ein Alternativstandort für die Wahl gesucht und gefunden.
In schwierigen Zeiten ausgelassen feiern
Ansonsten ist Wehrle erst einmal froh, dass überhaupt ein Termin für Neuwahlen steht, Voraussetzung für eine „stabile Regierung“. Das sei doch das Allerwichtigste. Dass die Zeiten jetzt schwieriger würden, müsse der Fastnacht nicht schaden.
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass dann die Menschen ganz besonders gern die fünfte Jahreszeit feiern. So schlimm wie früher sei es ohnehin nicht, da hätten unsere Vorfahren ganz anderes erlebt.
Was ist mit dem Fuhrmannstag?
„Es wird Kollisionen geben“, prophezeit der Vizepräsident der Schwarzwälder Narrenvereinigung, Karlheinz Bähr. Er nennt als Beispiel den Fuhrmannstag in Dittishausen.
Seit 1969 gibt es die beliebte Veranstaltung, die alljährlich über 1000 Hästräger und Tausende Zuschauer anzieht und die traditionell am Sonntag vor dem Schmotzige Dunschtig stattfindet. Zudem führe der Umzug am Rathaus vorbei, das aber frei zugänglich sein müsse.
Zum Glück gebe es noch etwas Zeit, um die Probleme zu lösen. Möglicherweise sei das nicht immer möglich, in einem Fall habe er sogar gehört, dass ein Umzug abgesagt werden musste.
Fastnachter in Doppelrolle
Bähr kann sich auch vorstellen, dass einige Fastnachter, die ihren Hauptjob in den Verwaltungen haben, in den Wahllokalen und beim Auszählen helfen müssen.
Grundsätzlich geht der Vizepräsident der Narrenvereinigung aber davon aus, dass die Narren in den meisten Fällen einen gangbaren Weg finden.
Wird der Fuhrmannstag vorverlegt?
Das versucht derzeit auch die den Fuhrmannstag veranstaltende Geißenzunft in Dittishausen. Dort wurde ihr bereits die Auflage gemacht, dass der Umzug, falls er am Sonntag vor dem Schmotzige stattfinden sollte, immer dann gestoppt werden müsste, falls ein Auto zum Wahllokal fahren wolle. Das sei in der Praxis gar nicht umzusetzen, sagt Ludwig Speth von der Geißenzunft.

Nach einer Vorstandssitzung will man nun versuchen, den Fuhrmannstag auf den Samstag, 22. Februar, vorzuverlegen, berichtet Speth. Er weiß, dass dies nicht einfach wird, weil viele Vereine schon Busse gemietet haben. Zudem haben einige am Samstag selbst Veranstaltungen.
„Was für ein Galama“, kommentiert Speth die Zwickmühle, in der die Narren sich in diesem Fall befinden. Er hofft jedoch, dass die populäre Fastnachtsveranstaltung auch 2025 stattfinden kann.
Und was ist in Villingen?
Aber wie sieht es eigentlich in der Narrenhochburg Villingen aus? Am Samstag, 22. Februar, ist Hexen-, am Sonntag Kinderglonkiball in der Neuen Tonhalle. Da die Halle jedoch kein Wahllokal sei, lasse sich das komplikationslos bewerkstelligen, sagt Verwaltungssprecherin Madlen Falke.
Wie das in den Ortschaften aussieht, wird derzeit abgefragt. Falke geht davon aus, dass sicherlich ausreichend Zeit bleibt, um zu reagieren, damit Fastnacht und Wahlen aneinander vorbeikommen.