Jetzt wissen es wirklich alle, die es schon immer geahnt haben mögen. Auf dem Landratsamt werden jährlich vier Vollzeitstellen wortwörtlich vervespert.

Tatsächlich dürfen die Mitarbeiter der Kreisverwaltung zehn Minuten bezahlte Arbeitszeit fürs Frühstück verwenden. Das liegt aktuell dem Oberbürgermeister der Stadt Villingen-Schwenningen und Kreisrat Jürgen Roth angesichts leerer finanzieller Futtertröge schwer im Magen.

So wertvoll ist das Frühstück

Wenn man diesen Luxus abschaffen würde, dann hätte man ein Einsparpotential von vier vorgehaltenen Vollzeitstellen geschaffen und könnte diese Mittel sinnstiftend einsetzen, verdeutlichte der OB bei seiner Haushaltsrede. Dieser Konjunktivismus, das Diktat des Möglichen also, macht vielleicht rein rechnerisch betrachtet Sinn.

Rein menschlich gesehen jedoch dürfte diese Betrachtung des OB den betreffenden Mitarbeitern sauer aufstoßen, geht es doch auch um die Liebe, konkret gesagt, zur Arbeit. Und die Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.

Jürgen Roth will bei der Kreisverwaltung sparen – auf Kosten der Frühstückspause.
Jürgen Roth will bei der Kreisverwaltung sparen – auf Kosten der Frühstückspause. | Bild: Roland Dürrhammer

Und falls dieses seit 40 Jahren bestehende Frühstücksprivileg abgeschafft würde, wer wäre da bereit zu kontrollieren, dass dies auch eingehalten wird? Und was ist mit dem Gang zur Toilette? Wie oft gehen Mitarbeiter während der Arbeitszeit aufs Klo und wie lang? Wäre es da nicht angebracht, Inkontinenzeinlagen für die Mitarbeitenden vorzuschreiben? Fragen über Fragen, die wenig Sinn machen, genau wie der Gedankengang des finanzgeplagten OB.

Wo der OB richtig liegt

Womit der allerdings Recht hat, ist die Anmerkung, dass es der Kreisverwaltung am Willen zur Digitalisierung fehlt. Oder zumindest ein wenig. Denn der Hinweis eines kürzlich beim Autor dieser Zeilen eingegangenen Schreibens der Kreisverwaltung, dass man seine Belange dem Amt auch faxen könne, lässt doch verwundert den Kopf schütteln.

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Dass die Akten des städtischen Jugendamtes nach der Übergabe an die Kreisverwaltung vor zwei Jahren allerdings von dieser erst mühevoll digitalisiert werden mussten, lässt die Aussage des OB in einem ähnlich sinnerfüllten Licht erscheinen wie seine rein rechnerisch geäußertes Frühstückspauseneinsparpotential.

Und da kann man dann schon mal die Faxen dicke haben. Besonders, wenn die Backen voll vom Frühstücksbrötchen sind.