Michael Schmitt meldete sich als Erster zu Wort: „Ich bin verwirrt“, bekannte der CDU-Kreisrat. Der Grund waren fehlende Zahlen. Das allein klingt wenig spannend, warum also dauerte dieser Tagesordnungspunkt anderthalb Stunden? Merken Sie sich das mit den Zahlen.
Interessant ist immer, was vor der eigenen Haustür passiert. Das haben jetzt wohl auch die Mitglieder des Kreistages Schwarzwald-Baar so gesehen. In der Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Wirtschaft und Gesundheit ging es um die Sanierung der Tiefgarage des Landratsamtes in Villingen. Dort sind Decken und Stützen beschädigt. Allerdings gab es jetzt einen unerwarteten Dreh im Planungsvorschlag der Kreisverwaltung.
Zweifelsfrei marode
Die Schäden werden demnach durch eindringendes Wasser verursacht. Und weil die Tiefgarage nichtöffentlich ist und weder Besucher noch Wasser etwas darin verloren haben, soll die Betondecke jetzt im ersten Schritt abgedichtet werden.

Nun liegt so eine Tiefgarage aber nun mal unterirdisch. Deshalb gilt für Pflastersteine, Kunstwerke, Erde ... alles muss runter, damit die Bauarbeiter loslegen können. Interessanter Nebenaspekt: Die Kunstwerke werden vom jeweiligen Künstler abgebaut, abtransportiert und für die Bauzeit eingelagert. Selbstverständlich nicht kostenlos.

Planungskarten werden neu gemischt
Für die Planer ist das Unvermeidliche jedenfalls die Steilvorlage. Sie fragen sich, ob eigentlich alles hinterher wieder genauso hingelegt werden muss wie zuvor. Mit den Parkplätzen, dem Vorplatz und dem dort kreuzenden Fuß- und Radweg gibt es nämlich einige Probleme.

Gabriele Leute vom Hochbauamt zählt eine lange Mängelliste auf: keine Führung für Blinde, das Kopfsteinpflaster ist problematisch für Rollstühle und Rollatoren, es fehlt an Beschilderung und Markierungen, vorbeiflitzende Zweiräder sind eine Gefahr für querende Fußgänger und es fehlt ständig an Stellplätzen für Fahrräder und Autos.

Post kommt per Rammbock
Und dann noch der Lieferverkehr: Der rüttelt offenbar an den Grundfesten des Landratsamts. Buchstäblich. Erst kürzlich habe ein Transporter eine Stütze unter der Verbindungsbrücke zwischen den Gebäudeteilen gerammt. „Wir mussten den Statiker holen“, erzählt Gabriele Leute. Denn tatsächlich sind die Pfeiler zum Stützen gedacht und nicht auf Boxauto-Kollisionen ausgelegt. Unglaublich.
„Dass ein Rowdy das Haus anfährt, ist eine Frechheit.“Michael Schmitt, Kreisrat
Landschaftsarchitekt Martin Kuberczyk vom Planungsbüro K3 zeigte eine Neugestaltung mit großen Pflanzkübeln zur Steuerung der Verkehrsflüsse – und als Schutz vor Amoklieferanten -, zusätzliche Radständer, ein rollstuhlfreundlicher Pfad über die Pflasterfläche mit Behindertenführungssystem und die Anlieferung soll vom sonstigen Publikumsverkehr getrennt werden.

Die Kreisräte sind unzufrieden
In der anschließenden Diskussion – da sind wir wieder am Anfang dieses Textes – beklagte Michael Schmitt, dass bislang immer nur von einer reinen Sanierung die Rede gewesen sei. Aus den vorgelegten Zahlen gehe nicht hervor, welchen Anteil die neu eingeplanten Verbesserungen an den errechneten Kosten haben.
„Was ist die Gestaltung on top?“, fragte auch Armin Schott von den Grünen. Und Niko Reith von der FDP bekräftigte: „Wird brauchen diese Berechnung als Entscheidungsgrundlage.“ Dennoch habe er das Gefühl, dass die Entscheidung schlussendlich gleich ausfalle.
Auch Wolfgang Kaiser von den Grünen sah das so. „Es wird sich bei Vorlage der Kosten vieles in Wohlgefallen auflösen“, sagte er. Für Fritz Link von der CDU besteht eindeutig Handlungsbedarf, er hätte sich aber frühzeitiger klare Angaben zu den Maßnahmen und Kosten gewünscht.
Nicht dagegen, aber nicht dafür
Zuspruch für die Planung kam ohnehin von allen Seiten. Jörg Frey von den Freien Wählern berichtete, wie er mit einem Rollstuhlfahrer am Landratsamt unterwegs gewesen sei. Der habe sich über die Rasengittersteine auf den Parkplätzen beklagt. „Aus dem Loch kommt man mit dem Rollstuhl nicht mehr heraus.“ Sanierung und Gestaltung zu verbinden, bezeichnete Bernd Lohmiller von der SPD als sinnvoll.
Ach ja, eine Entscheidung wurde dann aber doch auf die nächste Sitzung am 29. April vertagt. Denn wie schon Michael Schmitt – wohlgemerkt gleich zu Beginn der langen Debatte – angemerkt hatte: Die Ausschussmitglieder hätten gerne die Kosten für eine spartanische Lösung ohne Gestaltung vorgelegt bekommen. Anscheinend vor allem aus Prinzip.
Landrat Sven Hinterseh gelang es immerhin noch etwas Positives am Ergebnis zu finden. „Man kann sich in einer öffentlichen Ausschusssitzung mal anderthalb Stunden Zeit nehmen, um so ein Thema zu diskutieren. Wir haben es sogar in 85 Minuten geschafft.“ Endlich mal eine exakte Zahl.