Sitzungen, Termine, Delegationen und Treffen mit Interessenverbänden: Der Kalender einer Landtagsabgeordneten sei prall gefüllt, berichtet Martina Braun. Die 64-Jährige sitzt seit 2016 für die Grünen im baden-württembergischen Landtag. Und vertritt darin die Interessen des Wahlkreises Villingen-Schwenningen.
Wo ist Martina Braun?
In letzter Zeit sieht man die Abgeordnete jedoch gefühlt nicht mehr so oft wie früher. Was ist da los?
Vieles, was sie tue „passiert unter dem Radar der Menschen“, erklärt Braun. Etwa, wenn sie sich mit der Weiterfinanzierung von Projekten aus dem Bereich ländlicher Raum beschäftige, unter dem Vorzeichen, dass die Steuereinnahmen weniger werden.
Individuelle Probleme der Wähler
Aber auch mit einzelnen, sehr persönlichen und speziellen Anfragen der Bürger aus ihrem Wahlkreis beschäftigt sich Braun. So fährt sie etwa extra mal zum Regierungspräsidenten nach Freiburg und erkundigt sich nach einer fehlenden Genehmigung für eine PV-Anlage, die ein Landwirt gerne aufstellen würde.
„Ich bin froh, wenn ich den Leuten bei ihren Problemen helfen kann“, sagt Braun. „Das macht mich glücklich.“
Viele bilaterale Gespräche
Dass die Arbeit einer Abgeordneten so vielfältig sei und vieles bilateral ablaufe, sei vielen nicht bewusst, sagt Braun.
Ihre Aufgabe als Sprecherin für Tierschutz der Grünen Landtagsfraktion beinhalte etwa auch viele Treffen mit Verbänden wie Peta, der Stadttaubenhilfe oder Ärzte gegen Tierversuche.
Posts in den sozialen Medien
So solle das Tierschutzgesetz novelliert werden, sagt Braun. „Die Katzenschutzverordnung und der Hundeführerschein kommen bei uns voran“, sagt die Abgeordnete. Auch das seien Themen, an denen sie mitarbeite.
Dafür müsse sie sich eben viele mit Menschen treffen, die dies praktisch tun und Bescheid wissen.
Das Problem: Man sehe diese Treffen nirgends in der Öffentlichkeit. „Ich versuche ja, in den sozialen Medien Posts davon zu machen“, sagt Braun.
Eine Reise in die USA
Auf Facebook und Instagram informiert die Politikerin ihre Follower darüber, womit sie sich gerade beschäftigt. Oder wo sie gerade auf Reisen ist.
Ende Oktober etwa hatte sie Bilder aus einem Kuhstall in Amerika gepostet und diese als Bildungsreise betitelt. Wer war dabei? Und wer hat gezahlt? So manchen misstrauisch machen könnte die Tatsache, dass Brauns Schwiegersohn aus den USA stammt.

Wer hat gezahlt?
Der Besuch sei rein privater Natur gewesen und aus eigener Tasche bezahlt, betont Braun. Die Woche vor Allerheiligen sei sitzungsfrei gewesen, da hätte sich der Zeitpunkt angeboten.
Sie habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, in die USA zu reisen, um selbst zu sehen, wo der Schwiegersohn herstamme und um seine Freunde und die erweiterte Familie kennenzulernen.
Auch berufliche Termine
„Ich verreise so gut wie nie“, sagt Braun. Schließlich seien gerade Flugreisen als Grünen-Politikern auch etwas heikel. Und wo sie schon einmal in Amerika war, wollte sie es sich als Landwirtin und Politikerin nicht nehmen lassen, sich dortige Landwirtschaftsbetriebe anzuschauen. Und das habe sie dann auch auf Ihrem Instagram-Kanal geteilt.
Riesen-Milchbetrieb beeindruckt sie
So habe sie sich etwa einen Betrieb angeschaut, der ökologisch geführt wird. Der Hof gehöre zu einer Kooperative, die versuche, im Land den ökologischen Landbau voranzutreiben. Das größte Erlebnis sei für Braun jedoch der Besuch eines Milchbetriebs mit 9000 Kühen gewesen. „Die Inhaber haben sieben solcher Betriebe. Die sind wahnsinnig groß“, so Braun.
Eigenen Betrieb hat sie abgegeben
Die eigene Landwirtschaft hat Braun 2017 an einen ihrer Söhne abgegeben. Der betreibe diese in Vollerwerb. „Ich helfe zum Beispiel an den Wochenenden beim Melken“, sagt Braun, die mit ihrem Mann weiterhin auf dem Hof wohnt.
Seit 1999 Bioland zertifiziert
30 Milchkühe und Nachzucht, 300 Legehennen, 60 ha Grünland, sowie Mastochsen und eine Fleischdirektvermarktung an den Endkunden seien Bestandteil des Hofs. Seit 25 Jahren sei dieser Bioland zertifiziert. „Das Linachtal war 1999 die Keimzelle der Biomilch-Schiene der Schwarzwaldmilch“, sagt Braun stolz.
Daneben beherbergt das Haus drei Generationen, neben ihrem Sohn und dessen Familie wohnt auch ihre Tochter mit dem amerikanischen Mann auf dem Gut. „Wir wohnen in einem Mehrgenerationenhaus“, sagt Braun stolz.
Bereit für die nächste Legislaturperiode
Die Freude an ihren Aufgaben als Landespolitikerin hat sie auf alle Fälle nicht verloren. Im Gegenteil: Die Landwirtin will bei der nächsten Landtagswahl 2026 für die Grünen wieder antreten. „Das habe ich schon zugesagt.“
Gerade vor dem Hintergrund des neuen Wahlrechts schaut sie gespannt auf die Wahl: „Ich bin alt, komme aus dem ländlichen Raum und habe nicht studiert“, sagt Braun. „Ich kämpfe für ein Direktmandat, aber es bleibt spannend.“
Einen Plan B hat sie jedenfalls: „Wenn ich nicht mehr gewählt werde, kann ich an meinen alten Arbeitsplatz zurück“, scherzt sie. „Zwölf Stunden Arbeit am Tag und nichts verdienen.“