47 Millionen Euro – so viel hat die Sanierung der Schwarzwaldbahn zwischen Hausach und St. Georgen im vergangenen Jahr gekostet. Dieser Abschnitt, besonders ab Triberg, ist der kurvenreichste der gesamten Strecke, die von Karlsruhe bis Konstanz führt und einst – so stand es vor Jahren im Bahn-Magazin – ein Ausdruck badischer Ingenieurskunst war. Seit der Sanierung hat sich die Strecke allerdings eher zu einem badischen Desaster entwickelt.

So musste ab Mitte März bis Ende Mai die Taktung der Züge von einer auf zwei Stunden reduziert werden, weil sich die Radreifen ungewöhnlich stark abnutzten. Im Juni fuhr die Schwarzwaldbahn dann wieder stündlich. Die Ursache für die Abnutzung konnte bislang aber noch immer nicht gefunden werden. Die Folge: Seit Donnerstag ist der kurvenreiche Abschnitt komplett gesperrt.

Bild 1: Monatelange Probleme der Schwarzwaldbahn: Hat die Bahn die Ursache endlich gefunden?
Bild: Schönlein, Ute

„Die Deutsche Bahn hat die Fahrzeuge in kürzeren Abständen inspiziert, die Schienen zur Verminderung der Reibung mit den Rädern geschmiert als auch die Geschwindigkeiten der Züge reguliert. All das hat nicht dazu geführt, dass der Abrieb an den Rädern der auf der Schwarzwaldbahn eingesetzten Doppelstockfahrzeuge auf ein normales Niveau zurückgeht“, erläutert ein Bahn-Sprecher gegenüber dem SÜDKURIER die Situation.

Gleise „neuester Stand der Technik“

Die Ursache für die Abnutzung liegt also nicht bei den Zügen. Sind dann die Gleise schuld? „Fest steht: Sowohl Fahrzeuge als auch Gleise entsprechen den Richtlinien und dem derzeitigen Stand der Technik“, so der Bahn-Sprecher weiter. Dazu gehören auch die Betonschwellen, die verbaut worden waren. Früher waren die Schwellen aus Holz.

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Die Streckensperrung will die Bahn nun nutzen, um das komplexe Rad-Schiene-System von einem Expertenteam untersuchen zu lassen, um anschließend gezielte Maßnahmen von den Ergebnissen abzuleiten.

Ist das die Ursache?

Wie der SÜDKURIER nun exklusiv erfuhr, könnte die Ursache für die Reifenabnutzung bereits gefunden worden sein. Wie es vonseiten der Bahn heißt, könnte – wie in der bisherigen Berichterstattung schon vermutet – das Spurmaß, also die Breite zwischen den Schienen, der Grund sein.

„In wenigen engen Bögen führt das Expertenteam der Deutschen Bahn aktuell probeweise Schleifarbeiten an den Seiten der Schienenköpfe durch. Damit prüft die DB, ob sich so der Abrieb der Räder verringert. Ob das die Lösung ist, bleibt daher abzuwarten“, so der Bahn-Sprecher weiter. Ein kompletter Rückbau der Gleise könnte, wenn das Abschleifen die Lösung bringt, also vermieden werden. Dennoch bleibt die Situation für die Fahrgäste unschön.

Für die Interessen von Bahnfahrern setzt sich der Fahrgastverband „Pro Bahn“ ein. Dessen Landesvorsitzender Joachim Barth sagt auf Anfrage: „Über 15 Jahre sind die Doppelstockzüge klaglos im Einsatz gewesen, aber nach den Baumaßnahmen 2021 treten auf einmal schwere Schäden auf. Deshalb fürchte ich, dass es keine schnelle Lösung geben wird, denn ohne einen weiteren Umbau der Gleise wird es wohl nicht gehen – und dazu muss man den oder die Fehler erst einmal finden.“

Barth möchte sich nicht an Spekulationen über mögliche Ursachen beteiligen, bei komplexen technischen Systemen wie bei der Fahrdynamik könne die Fehlersuche aber durchaus schwierig sein. Es bleibe aktuell daher nichts anderes übrig, als mit den Problemen umzugehen.

Die Schwarzwaldbahn fährt in den Bahnhof Villingen ein. Zwischen der Station in St. Georgen davor und Konstanz fährt die Bahn wieder ...
Die Schwarzwaldbahn fährt in den Bahnhof Villingen ein. Zwischen der Station in St. Georgen davor und Konstanz fährt die Bahn wieder regelmäßig, ebenso zwischen Hausach und Karlsruhe. Dazwischen ist die Strecke allerdings gesperrt. | Bild: Matthias Jundt

Barth sagt: „Der Zwei-Stunden-Takt ist ein für die Strecke viel zu geringes Fahrplanangebot gewesen. Besonders für die Streckenabschnitte, die von den Schäden gar nicht betroffen waren, war das eine Frechheit den Kunden gegenüber. An dieser Stelle sehe ich den ab Donnerstag geltenden Fahrplan als Schritt in die richtige Richtung, denn jetzt kann die Schwarzwaldbahn wenigstens zwischen St. Georgen und Konstanz (Anm. d. Red.: Und zwischen Hausach und Karlsruhe) wieder normal benutzt werden – so der Fahrplan dann auch funktioniert.“

Den Schienenersatzverkehr bezeichnet der Landesvorsitzende von Pro Bahn mit seinen langen Wartezeiten dagegen als „Zumutung“. Hier müsse noch ein besseres Konzept gefunden werden, „zumal zwischen Offenburg und Hausach ja auch noch die SWEG-Züge fahren“.

Pro Bahn: Keine Schwarzwaldbahn nutzen

Der Rat, den Barth und der Fahrgastverband Passagieren der Schwarzwaldbahn geben kann, klingt ernüchternd: „Wer darauf angewiesen ist, muss leider mit dem angebotenen Fahrplan zurechtkommen. Aber den Freizeitreisenden kann man nur empfehlen, den Abschnitt zwischen Hausach und St. Georgen zu meiden und auf anderen Wegen den Schwarzwald zu besuchen.“