Um den Katastrophenschutz anschaulich zu machen, spielen wir die Situation am Beispiel eines ausgedachten Szenarios durch – aus aktuellem Anlass am Beispiel eines Hochwassers. Was also passiert, wenn ich in Villingen in der Innenstadt wohne und die Brigach wird aufgrund von Starkregen zu einem reißenden Fluss und eine Überschwemmung droht...Wann werde ich gewarnt?
Das kommt natürlich ganz auf das Ausmaß an. Wenn Sie sich jetzt die schrecklichen Bilder von Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz vor Augen führen, dann wäre der Ablauf so, dass bereits einige Tage zuvor durch den Deutschen Wetterdienst eine Warnung zu Starkregen erfolgt wäre. Unser Amt für Wasser- und Bodenschutz hat die Aufgabe, die Gewässerpegel zu überwachen. Hier sind selbstverständlich immer auch Vor-Alarme hinterlegt, sodass man sich frühzeitig auf eine bevorstehende Hochwasserlage vorbereiten kann. Unsere Kollegen informieren uns hier also schon frühzeitig, weshalb unser Verwaltungsstab (Katastrophenstab) frühzeitig zusammentreten und sich über die Lage austauschen würde. Bei langanhaltenden Starkniederschlägen kann diese Phase natürlich sehr rasch geschehen – im Vergleich zu herkömmlichen Hochwassern in Folge von Niederschlag in Verbindung mit Schneeschmelze.
Wie werde ich gewarnt?
Die Information über die Gefahrenlage an unsere Bürger erfolgt stets aus einem Mix verschiedener Kommunikationsmittel. Dazu zählen ganz klassisch die Warnung über Rundfunk und Presse, die Warn-App Nina, Social Media, Homepage, Lautsprecherdurchsagen, aber auch die gerade diskutierten Sirenenanlagen.
Und vielleicht die wichtigste Frage: Wie verhalte ich mich als Bürger denn überhaupt richtig? Was mache ich, wenn ich eine Meldung in der Warn-App erhalte und was mache ich, wenn eine Sirene heult?
Die Warn-App Nina gibt wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen wie zum Beispiel Gefahrstoffausbreitung oder einen Großbrand weiter. Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserinformationen der zuständigen Stellen der Bundesländer sind ebenfalls in die Warn-App integriert. Je nach Warnung werden gegebenenfalls auch Verhaltensempfehlungen, wie zum Beispiel ‚Fenster und Türen geschlossen halten‘ oder ‚Trinkwasser bitte abkochen‘, übermittelt. Sofern eine Sirene zu hören ist, sollte zum Beispiel im Internet auf der Homepage der Stadt, der Gemeinde oder über Radio auf Warnmeldungen geachtet werden. Gegebenenfalls ist auch auf Lautsprecherdurchsagen, welche durch fahrende Einsatzfahrzeuge kommuniziert werden, zu achten.
Innenminister Seehofer hat vergangene Woche bekannt gegeben, dass er noch diese Woche Gespräche zur Einführung einer Warn-SMS in Deutschland führen will. Halten Sie das für sinnvoll?
„Je mehr Infokanäle für die Warnung der Bevölkerung eröffnet werden, desto größer sind die Chancen, dass wir im Ernstfall die Menschen erreichen. Deshalb, ja, ich halte den Vorschlag für sinnvoll.“
Gibt es Zahlen, wie viele Menschen im Kreis die Nina-Warn-App installiert haben?
„Diese Zahl können wir leider nicht ermitteln.“
Haben die Ereignisse der vergangenen Tage eventuell zu einem Umdenken geführt, wieder mehr Sirenen aufzustellen?
„Wir haben bereits im Jahr 2018 eine Umfrage bei unseren Städten und Gemeinden im Schwarzwald-Baar-Kreis durchgeführt, um eine Übersicht über den Bestand an Sirenen innerhalb des Landkreises zu erhalten. Schlussendlich liegt die Entscheidung über den Erhalt und Aufbau von Sirenen in der Zuständigkeit der Städte und Gemeinden.“
Gibt es Katastrophenszenarien, die Sie vorbereiten?
„Ja, unser Katastrophenstab übt regelmäßig und wir halten auch spezielle Aus- und Fortbildungen für die Mitglieder ab. Hier werden selbstverständlich auch die externen Stabsmitglieder der Blaulichtorganisationen, Polizei und Bundeswehr mit einbezogen. Nicht zuletzt sind die drei Ks: ‚In der Krise Köpfe kennen‘, essenziell.“
Wie sehen solche Übungen dann aus?
„In der aktuellen Lage der Corona-Pandemie sind die Übungen natürlich ausgesetzt, weil wir alle mit der Bewältigung der Pandemie zu tun haben. Vor dem Ausbruch der Pandemie haben wir allerdings turnusmäßig geübt und waren mit unserem Verwaltungsstab unter anderem im April 2019 bei einer Fortbildung an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und zivile Verteidigung in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Zudem wurde bei einer grenzüberschreitenden Katastrophenschutzübung im Jahr 2017 mit Nachbarlandkreisen sowie den Kantonen Schaffhausen und Thurgau geübt. Meist standen im Mittelpunkt der bisherigen Übungen Szenarien wie Großschadensereignisse aufgrund von Sturm, Hochwasserlagen, Stromausfall oder auch Tierseuchen.“
Fragen: Anja Ganter