Wenn es auf den Straßen des Schwarzwald-Baar-Kreises im Jahr 2024 krachte, dann oft besonders heftig. Das macht die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2024 deutlich, die das Polizeipräsidium Konstanz für die Region und den Schwarzwald-Baar-Kreis vorlegt.
Bei kreisweit 5698 Unfällen starben neun Menschen (2023: sechs), 118 wurden schwer verletzt (im Vorjahr 114). Diese Entwicklung ist besonders auffällig, weil sie gegenläufig zum Landestrend ist.
Wieder mehr Unfälle auf den Straßen
Die Zahl der Unfälle nimmt von 5617 im Jahr 2023 um 1,4 Prozentpunkte zu. Bezogen auf den Durchschnittswert der Jahre 2020 bis 2024 registriert die Polizei sogar eine Zunahme von 7,4 Prozentpunkten.
„Durch eine konsequente Verkehrsüberwachung und eine gezielte Präventionsarbeit“ soll primär die Zahl der schweren und tödlichen Unfälle reduziert werden, nennt Polizeipräsident Uwe Stürmer in einer Pressemitteilung Konsequenzen aus dem Zahlenwerk.

Doch was sagt ein Fachmann zu den Daten? Wir haben sie auch Uwe Witfer, Vorsitzender des Regionalvorstands Baden-Württemberg beim Auto Club Europa (ACE) und Kreisvorsitzender Schwarzwald-Baar/Rottweil/Tuttlingen, vorgelegt. Er spricht auf den ersten Blick von einer ernüchternden Entwicklung.
Durchwachsen ist der Trend für die durch den Schwarzwald-Baar-Kreis und die Region führende Autobahn 81. Hier zählte die Polizei 139 Unfälle, das ist immerhin ein Rückgang von 16,8 Prozentpunkten.
Auch die Zahl der Verunglückten nimmt auf dem Autobahnabschnitt rapide ab: von 53 Personen im Jahr 2023 auf 22. Allerdings gibt es mit sieben wieder mehr Schwerverletzte, 2023 waren es noch vier, Tote waren auf der Autobahn keine zu beklagen.
Tempo Hauptursache bei Autobahnunfällen
Ein klares Bild gibt es bei den Unfallursachen auf der A81: Die Geschwindigkeit spielt mit 62,7 Prozent die größte Rolle, erst danach folgt mit 16,4 Prozent das Überholen und mit 11,9 Prozent der zu geringe Abstand.
Nur auf einem kleinen Teil der durch die Region führenden Autobahn gilt eine Reduzierung auf 130 Stundenkilometer, ab Geisingen in Richtung Singen und bis Geisingen, wenn man vom Bodensee kommt. Der größere Teil der Geschwindigkeitsbegrenzung befindet sich im Landkreis Konstanz: Dort spielt dann die Geschwindigkeit nur bei knapp 50 Prozent der Unfälle die Hauptrolle.
Tempobegrenzung ausweiten?
Spricht das für eine Ausweitung des Tempolimits? Eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 Kilometern pro Stunde auf deutschen Autobahnen fordere der ACE schon seit mehreren Jahren, sagt Witfer. Es sei die Politik, sprich das Bundesverkehrsministerium, das aktuell einer solchen Regelung im Weg stehe.
Allerdings gebe es wohl Statistiken anderer europäischer Länder, die bereits ein Tempolimit haben, aber auf höhere Unfallzahlen als in Deutschland kämen.
Drei Motorradfahrer sterben
In der Analyse der Polizei werden noch weitere Verkehrsbereiche betrachtet. Laut der Statistik verunglückten im Schwarzwald-Baar-Kreis 112 Radfahrer innerhalb von Ortschaften, außerhalb waren es 17.
Bei Unfällen mit Motorrädern außerhalb der Ortschaften starben drei Biker, 12 wurden schwer verletzt. In den Städten und Dörfern wurden neun Menschen, die auf Motorrädern unterwegs waren, schwer verletzt, Tote gab es keine.
Auch bei Unfällen mit Lastwagen starben insgesamt vier Menschen, 14 wurden schwer verletzt. Zudem wurde bei einem Zusammenstoß ein Fußgänger getötet, 18 innerhalb eines Ortes schwer verletzt.

Öfters Unfälle mit Kindern
Die Zahl der Unfälle mit Senioren steigt von 525 auf 546. Die Unfälle mit Kindern nahmen von 20 auf 27 im Jahr 2024 zu, sechs wurden schwerer verletzt.
Ein besonderes Augenmerk legt der ACE auf die Schulwegsicherheit. Ein Problem seien unvernünftige Eltern, die mit ihren Elterntaxis ihre Kinder am liebsten bis ins Klassenzimmer fahren würden. Das plötzliche hohe Verkehrsaufkommen kurz vor Unterrichtsbeginn sorge für unnötige Gefahrensituationen und Konflikte, so Witfer.
Senioren besonders gefährdet
Grundsätzlich bedauert der ACE-Kreisvorsitzende, dass die Polizei nicht stärker nach der Unfallursache differenziere. Bekannter Trend sei, dass ältere Verkehrsteilnehmer zunehmend vom nicht durch einen Akku unterstützten Rad auf ein Pedelec umsteigen, de facto aber die Technik nicht richtig beherrschten und stürzten. Dafür biete die Kreisverkehrswacht Schwarzwald-Baar Kurse an, um Pedelec-Fahrer zu sensibilisieren.
Ein weiterer Trend seien elektrisch betriebene Scooter, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen. Für diese Fahrzeuge gilt dasselbe wie für Pedelecs.