Das Gesundheitsministerium Baden-Württemberg stellt die Anweisung der Landesregierung, an der Autobahn 81 eine Corona-Ambulanz einzurichten, zurück. Ziel war es ursprünglich, vergangene Kalenderwoche 33, mit dem Aufbau zu beginnen.
Es gibt dazu mehrere Hintergründe. Einen Umstand, der das Vorhaben auf dem Parkplatz Räthisgraben vor Sunthausen in die Warteschleife zwingt, räumt ein Ministeriumssprecher nun auf Nachfrage auch ein: „Es ist kein Geheimnis, dass es Personalprobleme gibt“, so Pascal Murmann zum SÜDKURIER. Nach Wochen und Monaten des Kampfes gegen die Viruswelle sind Pflegekräfte und Ärzte vielfach froh, selbst einmal Urlaub machen zu können, statt noch eine Corona-Schicht an der A 81 zu schieben.
Offenkundig wird das Problem beim genaueren Hinschauen an anderen Corona-Ambulanzen, die das Land jetzt kurzfristig in den letzten Tagen hochgezogen hat, wie etwa an der Autobahn bei Offenburg oder auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Überall sollen Menschen auf der Rückreise von ihrem Urlaub einfachen und schnellen Zugang zu einem Corona-Test haben. In Offenburg und Stuttgart ist nach Erkenntnissen des SÜDKURIER dazu Personal vom Roten Kreuz und vom Technischen Hilfswerk im Einsatz.
Die Kassenärztliche Vereinigung hat beispielsweise ganz konkret für einen Einsatz am Räthisgraben abgewunken. Vermutlich wirft auch genau diese Absage die Corona-Ambulanz genau an dieser Stelle vorerst zeitlich entscheidend zurück. Anfänglich hatte es nämlich vom Landesgesundheitsamt noch geheißen, dass die Autobahn-Ambulanzen nach dem Vorbild der Fieberambulanzen betrieben werden sollten, womit auch gemeint war: Mit konkreter personeller Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung und ihrer Mitglieder.
Eine andere Wahrheit im Fall Räthisgraben ist: Ein Lenkungsausschuss im Staatsministeriums und damit ein Gremium der Landesregierung, hat die Einsätze an der A 5 aus Richtung Basel nach Norden und am Räthisgraben ebenso kurzfristig verfügt wie die Einrichtung von Corona-Ambulanzen am Stuttgarter Flughafen sowie am Hauptbahnhof der Landeshauptstadt. Mit dem Ziel, eine zweite Infektionswelle zu verhindern, scheitern die Initiatoren jetzt womöglich an den personellen Möglichkeiten in ihrem Wirkungskreis.
„Nicht vor dem 21. August“ will man im Landesgesundheitsamt nun weitersehen, wie man mit den ursprünglichen Absichten am Räthisgraben verfahren will. Ministeriumssprecher Pascal Murmann wiederholt, was er bereits zuletzt zum beabsichtigten Standort bei Sunthausen sagte: Zu prüfen sei noch die Sinnhaftigkeit dieses Standortes an und für sich. Murmann stützt diese ministerielle Nachüberprüfung der Anordnung des Staatsministeriums auf den Umstand der neu definierten Risikogebiete. Fakt ist: In Ländern wie Spanien aber auch Australien werden immer mehr Gebietszonen zu Corona-Gefahrenzonen ein diesem Sommer erklärt. In Australien zuletzt der Bundesstaat Victoria um die Metropole Melbourne, in Spanien das Atlantikküstengebiet um Bilbao.
Wer aus solchen Risikogebieten nach Deutschland zurückkehrt, ist verpflichtet, entweder eine 14-tägige Quarantäne anzutreten oder beim Gesundheitsamt am Wohnort einen aktuellen Coronatest mit negativem Ergebnis vorzulegen. Angesichts dieser Auflagen will Baden-Württemberg den Zugang zum schnellen Test auf der Rückreise vom Urlaub so einfach wie möglich machen.
Dass Test-Angebote das Gesundheits-System ins Wanken bringen können, ist am Mittwoch in Bayern offenkundig geworden. Dort kamen die Behörden nicht mehr dem Ansturm nach. Benachrichtigungen von 900 Infizierten erfolgten zunächst nicht. Ein Grund soll gewesen sein, dass die Testergebnisse von Hand in Exceltabellen eingetragen werden mussten. Aktuell wird dieser Vorgang auf automatische Datenerfassung umgestellt, heißt es. Zehntausende ließen sich an Autobahnen, Bahnhöfen und Flughäfen in Bayern in wenigen Tagen gratis testen, so eine Behördenübersicht.
Wo kann ich mich testen lassen?
Nach der Schließung der Fieberambulanz in Schwenningen Ende Juli werden so genannte Schwerpunktpraxen mit der Aufgabe des Testens auf eine Corona-Infektion beauftragt. Es handelt sich dabei in der Regel um ganz normale Arztpraxen. Allerdings: Im Oberzentrum gibt es für über 85 000 Menschen genau drei dieser Praxen, zwei in Schwenningen, eine in Villingen. Die Adressen werden geheim gehalten, offenkundig wird ein Ansturm befürchtet.
Weiterhin ist die Corona-Hotline des Gesundheitsamtes Schwarzwald-Baar für gesundheitliche Fragen zum Coronavirus für Bürgerinnen und Bürger mit der Telefonnummer: 07721 913 7190 geschaltet. Die Hotline ist erreichbar: montags, dienstags und mittwochs von 8 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Donnerstags von 8 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 17.30 Uhr. Freitags von 8 bis 11.30 Uhr.