Als Stefany Goschmann klar wird, dass 2020 alle Veranstaltungen wegbrechen werden, gibt sie ein Versprechen ab. „Ich bringe uns da durch“, sagt sie zu ihren Mitarbeitern.
Und die Geschäftsführerin der Messe VS hält Wort. „Alle, die wollten, haben wir durchgebracht.“ Neun Mitarbeiter haben sie, zwei sind freiwillig während der Zeit gegangen. Leicht war es nicht.
„Da setzt das Hirn aus“
Auf die Frage, was ihr erste Gedanke war, als 2020 der Lockdown kam, sagt sie nur: „Da waren keine Gedanken mehr. Da setzt das Hirn aus.“
Wenn das Hirn aussetzt, setzt der Überlebenskampf ein: Alle Mitarbeiter werden in Kurzarbeit geschickt – mitunter bis zu 100 Prozent. Messen und Ausstellungen wie die Jobs for Future oder die Dreh- und Spantage werden innerhalb kürzester Zeit geplant, immer anhand der jeweils gültigen Corona-Verordnung. Dann wieder umgeplant, verlegt oder ganz abgesagt. „Es war ein vielfach höherer Aufwand“, sagt Goschmann.
„Ohne die Überbrückungshilfen vom Staat gäbe es uns heute nicht mehr.“Stefany Goschmann, Geschäftsführerin Messe VS
Was sie das ganze am Ende gekostet hat, das will oder kann sie nicht genau sagen. „Mehrfach siebenstellig“, sagt sie nur. Sicher ist: Ohne die finanziellen Hilfen vom Staat hätten sie nicht überlebt. Rücklagen haben sie keine mehr. „Was nicht heißt, dass wir nicht durchkommen“, sagt Goschmann.
Vieles hat und wird sich noch verändern
Tobias Ertl ist der Messeleiter. Er sitzt an einem etwas kälteren Frühlingstag im Mai im schwarzen Rollkragenpulli neben Stefany Goschmann im kleinen Büro der Messegesellschaft auf dem 78.000 Quadratmeter großen Gelände in Schwenningen. Aktuell plant er die im Juni stattfindende Südwest Messe.
Oder besser: verpasst ihr den letzten Feinschliff. Während hinter ihm bereits die ersten Aussteller ihre Stände aufbauen, kümmert sich Ertl noch um Verkehrsplanung, Parkplätze, den Wach- und Kontrolldienst, Elektriker, Wasserinstallationen oder die Verlegung des Teppichs.

Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was bereits hinter ihm liegt: Vier Monate Planungszeit hatte er in diesem Jahr. Normal ist ein Jahr. Ganz zu schweigen von unzähligen Unwägbarkeiten.
Thema Hilfskräfte: eine Katastrophe
Von Lieferengpässen für Exponate, Handwerkermangel, bis hin zu Firmen, die Messen nun abgeschworen haben und Ausstellern, die es inzwischen gar nicht mehr gibt. Vor Corona waren 700 Aussteller auf der Südwest Messe vertreten. Dieses Jahr sind es nur noch 400.
Und dann gibt es da noch ein Problem: Der Messebau ist schlimm, Hilfskräfte finden eine Katastrophe, sagt Goschmann. Vor allem in der Gastronomie. Darum wird es auf der diesjährigen Südwest Messe auch kein großes Festzelt mit Abendprogramm mehr geben. Sondern ein kleineres Hüttenzelt.
Und worauf freut sich die Geschäftsführerin jetzt am meisten? „Die Eröffnung“, sagt sie sofort. „Wenn sich das Gelände wieder mit Menschen füllt.“
Noch weitere Veranstaltungen geplant
Neben der Südwest Messe finden in diesem Jahr auch wieder weitere Veranstaltungen auf dem Messegelände statt: Der Fimenlauf ist geplant, Mark Forster wird beim Sommer-Sound-Festival dort auftreten, Hochzeiten, Firmenfeiern, Stoffmärkte. Ein wenig Normalität wieder für das Team von Goschmann. Wenngleich auch noch weit entfernt von den Zeiten vor Corona.
Rund 100.000 Besucher hatten sie vor Corona auf der Südwest Messe jährlich. Jetzt sind die Erwartungen gedämpfter. „Ein bisschen mehr als die Hälfte wäre schön“, sagt Stefany Goschmann.
Goschmann ist jetzt 66 Jahre alt. Auf die Frage, wie lange sie das noch machen will, lächelt sie und sagt: „Bis die Messe wieder da steht, wo sie war.“