Der Aufschrei war groß, als die Kassenärztliche Vereinigung vor fast genau einem Monat plötzlich verkündete, dass die Notfallpraxen in Baden-Württemberg zum Teil schließen, zum Teil ihre Öffnungszeiten drastisch kürzen müssen.

Letzteres traf auf die Notfallpraxis in VS zu. Schon damals wurden Befürchtungen im Schwarzwald-Baar-Klinikum laut, dass mehr Patienten dann in die Notaufnahme kommen würden – anstatt zum Hausarzt zu gehen. Und wie ist die Situation nun tatsächlich, vier Wochen später?

„Wir verzeichnen seit der Reduzierung der Öffnungszeiten der Notfallpraxis tatsächlich mehr Patienten“, sagt Sandra Adams, Pressesprecherin des Schwarzwald-Baar-Klinikums auf Nachfrage.

Wartezeiten werden länger

Mit konkreten Folgen für die Patienten: „Dadurch werden an den entsprechenden Tagen auch die Wartezeiten tendenziell ein kleines bisschen länger, weil einfach das Aufkommen höher ist“, so Adams.

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) rechnet indes nicht mit einer schnellen Rückkehr des regulären Notdienstes. Man arbeite derzeit an den neuen Strukturen, teilte ein Sprecher gegenüber dem SÜDKURIER jüngst mit. Erste Eckpunkte sollten Anfang Dezember vorgestellt werden. Die Umsetzung werde dann aber schrittweise erfolgen müssen. „Wir werden sicherlich noch einige Monate benötigen“, sagte der Sprecher.

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Bisher wurde der ärztliche Bereitschaftsdienst in Baden-Württemberg von niedergelassenen Ärzten mit eigener Praxis und von rund 3000 Poolärzten geleistet, die nach Angaben der KVBW etwa 40 Prozent der Dienste in den Notfallpraxen freiwillig übernahmen. Poolärzte sind Ärztinnen und Ärzte, die keine Kassenzulassung haben, also unter anderem Mediziner, die im Krankenhaus arbeiten, die kurz vor der Facharztanerkennung stehen oder die bereits im Ruhestand sind.

Wegen eines Gerichtsurteils hatte die KVBW Ende Oktober angekündigt, mit „sofortiger Wirkung die Tätigkeit der Poolärztinnen und Poolärzte“ zu beenden. Weil deren Wegfall nicht kompensiert werden könne, wurden die Notfallpraxen entweder geschlossen oder die Öffnungszeiten drastisch gekürzt.